Das große Interview

Conchita: "Erfinde mich ständig neu"

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Am 10. Mai läuft ihr Sydney-Konzert im ORF: Das Interview.

Von Wien nach Kopenhagen, und von dort nach Paris und London, nach Sydney und Los Angeles. Vor zwei Jahren holte Conchita Wurst (27) den Sieg beim Eurovision Song Contest. Seither jettet sie als Sängerin und Toleranzbotschafterin um die Welt.

Heute feiert die bärtige Lady in Berlin das Finale ihrer ersten eigenen Tournee. Danach will sie sich drei Monate Auszeit gönnen, um „intensiv zu schreiben, ohne Termine im Kopf“ – und ohne Make-up im Gesicht.

Sydney-Konzert im TV
Ihre Fans müssen Conchita dennoch nicht missen. Denn am 10. Mai, gleich im Anschluss an das erste Song-Contest-Semifinale, feiert ihre neue TV-Doku Conchita – From Vienna with Love Premiere (ORF 1, 23.05 Uhr). Zu sehen: Conchitas Konzert im ausverkauften Sydney Opera House, unterstützt vom dortigen Symphonieorchester. „Auf dieser Weltbühne alleine ein ganzes Konzert geben zu dürfen, ist ein Ritterschlag“, so die Sängerin im ÖSTERREICH am SONNTAG-Interview (siehe rechts).

Am 10. März 2017 wiederholt sie das „Pop meets Classic“-Spektakel im Linzer Brucknerhaus (alle Infos: www.conchitawurst.com, www.facebook.com/ConchitaWurst).

Neue Conchita
Den Song Contest 2016 wird Conchita „wahrscheinlich auf dem Sofa“ verfolgen. Bis heute denkt sie mit Gänsehaut an ihren eigenen Sieg zurück: „Der hat alles überhaupt erst ermöglicht.“ Dennoch ist die Conchita von heute nicht mehr jene von 2014. Sie ist kantiger geworden, trägt lieber lässige Hosenanzüge als hautenge Korsagen. Eine ganz normale Entwicklung, wie sie sagt: „Ich muss mich ständig neu erfinden, sonst wird mir langweilig.“

Das Interview

ÖSTERREICH: Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren haben Sie den Song-Contest-Sieg geholt. Haben Sie heute noch manchmal Gänsehaut, wenn Sie daran zurückdenken?
Conchita:
Immer wieder! Jedes Mal wenn ich in einer TV-Show eingeladen bin und ein Zuspieler vom Sieg gezeigt wird, kann ich es kaum fassen. Ich habe es wohl noch immer nicht wirklich realisiert. Mittlerweile zweifle ich daran, ob das jemals der Fall sein wird.

ÖSTERREICH: Welche Tipps geben Sie Ihrer Nachfolgerin Zoë mit?
Conchita:
Spaß zu haben! Das ist das Wichtigste. Man muss sich sowieso im Vorfeld vorbereiten, so gut es geht, und dann die Situation vor Ort so nehmen, wie sie ist. Versuchen, zu genießen, wäre mein Ansatz.

ÖSTERREICH: Im Vorentscheid waren Sie von Zoës Performance nicht restlos überzeugt. Welche Chancen geben Sie ihr in Stockholm?
Conchita:
Ich höre von allen Seiten, dass sie sehr gut beim ESC-Publikum ankommt. Ein gutes Zeichen. Das Wichtigste ist, dass sie sich wohlfühlt und authentisch ist. Ich bin davon überzeugt, dass das Team und sie alles so machen, wie es für richtig gehalten wird.

ÖSTERREICH: Gleich nach dem Semifinale läuft Ihre Konzertdoku „Conchita – From Vienna With Love“ im ORF. Wie haben Sie die Show im Sydney Opera House erlebt?
Conchita:
Das war für mich das bisherige Highlight meiner Gesangskarriere. Nicht falsch verstehen, den Song Contest zu gewinnen war schon etwas, was ich nie für möglich gehalten hätte, aber auf dieser Weltbühne alleine ein ganzes Konzert geben zu dürfen, ist nach wie vor wie ein Ritterschlag.

ÖSTERREICH: Man hört, Sie würden künftig gern öfter derartige Häuser bespielen. Gibt es schon konkrete Pläne – oder Wünsche?
Conchita:
Ich würde mir wirklich wünschen, dieses Programm noch einige Male aufführen zu dürfen. Ein Termin steht ja schon, nämlich das Brucknerhaus im nächsten Jahr am 10. März 2017 (Tickets unter „Events“ auf www.conchitawurst.com, Anm.). Davon abgesehen stehen natürlich Wien, London, Paris, New York, Tokio und Schanghai oder Hongkong ganz oben auf meiner Opernhaus-Wunschliste. Künstler würden mir auch genug einfallen. Von Dame Shirley Bassey bis Max Raabe wäre ich überwältigt.

ÖSTERREICH: Die Conchita, die wir heute auf der Bühne – und in der Sydney-Doku – sehen, wirkt kantiger als jene vom ESC. Inwiefern hat sich Conchita in den letzten zwei Jahren verändert?
Conchita:
Ich muss mich ständig weiterentwickeln und neu erfinden, sonst wird mir sehr schnell langweilig. Der Weg, den ich jetzt einschlage, ist wohl näher dran an Tom als der, den ich beim ESC ging. Ich schreibe mittlerweile selbst Musik und versuche mich am Texten. Wir werden sehen, ob ich gut genug bin.

ÖSTERREICH: Mit dem heutigen Tag endet Ihre erste eigene Tournee. Freuen Sie sich darauf, dass Tom auch einmal wieder Tom sein darf, ohne Perücke und falsche Wimpern?
Conchita:
Ich freue mich sehr auf meine Zeit des Schaffens, fernab von Kameras und Presse. Ich freue mich darauf, intensiv zu schreiben und mich zu entfalten, ohne Termine im Kopf haben zu müssen, und ich freue mich auf drei Monate ohne Make-up.

ÖSTERREICH: Welche Träume hat Conchita nach Song-Contest-Sieg, Sydney Opera House und Co.? Ist der Grammy immer noch das große Ziel?
Conchita:
Auf jeden Fall, das wird das Ziel bleiben. Es motiviert mich, nichts halbherzig zu machen, gute Melodien und Texte zu finden, von denen ich überzeugt bin, dass sie authentischer nicht sein könnten.

ÖSTERREICH: Zum Schluss: Wo werden Sie den heurigen Song Contest verfolgen?
Conchita:
Ich habe noch keine Ahnung. Wahrscheinlich auf dem Sofa (lacht).

Interview: Astrid Hofer

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