Schicksal

Grugger-Freundin: "Liebe gibt Hans Kraft"

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Die starke Frau hinter Kitz-Opfer Grugger. Jetzt spricht sie über den Unfall.

Kitzbühel, 20. Jänner 2011, 11.51 Uhr. Hans Grugger (29) geht mit Startnummer 5 ins Abschlusstraining auf der gefährlichen Streif. Mit über 100 km/h rast er auf die Mausefalle zu, wird acht Meter hoch in die Luft katapultiert, verdreht, knallt mit dem Kopf auf die pickelharte Piste und schlittert bewusstlos weiter.

Gruggers Freundin, die ehemalige Skirennläuferin Ingrid Rumpfhuber, erlebt die schlimmen Augenblicke via Livestream auf der Uni-Bibliothek in Innsbruck. Sie ist verzweifelt, "total fertig". Angst und Verzweiflung machen sich breit. Sie denkt nur: "Nein, nein, nein!", macht sich aber sofort auf den Weg in die Uniklinik, die sie noch vor dem Rettungshelikopter mit ihrem Freund an Bord erreicht. Via Handy informiert sie sich über den Gesundheitszustand ihres Liebsten. Es fällt das Wort "Notoperation" – und Rumpfhuber ist klar: "Der Hans ist in Lebensgefahr!"

Rumpfhubers Vater 
starb beim Skifahren
Als ehemalige Weltcup-Abfahrerin (beste Platzierung: Rang 6 in Åre 2002) hat Rumpfhuber gelernt, in solchen Situationen ra­tional zu denken. Immer wieder wurde sie selbst durch schlimme Stürze aus der Bahn geworfen: Impressionsfraktur am Schienbeinkopf in Cortina 2003, ein Jahr später in Haus offener Schien- und Wadenbeinbruch. Dazu kamen private Schicksalsschläge: Rumpfhubers Vater verunglückte 2002 beim Skifahren tödlich, ein Jahr später erlitt ihre Mutter einen Schlaganfall. Und immer wieder verletzte sich ihr Freund Hans Grugger, mit dem sie seit acht Jahren liiert ist. 2009 beendete Rumpfhuber ihre Karriere und startete ihr Wirtschafts-Studium.

Das will die 30-jährige Oberösterreicherin jetzt für ein Semester auf Eis legen – um für ihren Hans auf dem Weg zurück da zu sein. Rund um die Uhr.

"Danke für die Botschaften – das gibt so viel Kraft"
Seit 20. Jänner pendelt Rumpfhuber zwischen der gemeinsamen Wohnung in Innsbruck und der Neurochirurgie. Ihre Mutter unterstützt sie dabei, wo sie nur kann.

Da sich neben Grugger auch andere Intensiv-Patienten im Raum befinden, wird Ingrid nur stundenweise zu ihrem Freund gelassen. Dabei registriert sie jeden Fortschritt.

Das langsame Aufwachen aus dem künstlichen Koma, das erste Wort ("Hallo!"), erste Sätze, Ansätze einer Konversation: "Ich sage zum Hans 'Schlaf gut!', er antwortet mit 'Du auch!'."

Stundenlang harrt sie im Warteraum aus, starrt auf das Aquarium mit den vielen Goldfischen, blättert in Zeitschriften. Sie studiert SMS, E-Mails und die vielen Briefe, die täglich eintrudeln. "Das gibt so viel Kraft", sagt sie. Kraft, die sie ihrem Hans neben ihrer Liebe weitergeben will: "Ich bin sicher, er nimmt das auf."

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