Star-Mimin im Talk

Strauss: Mehr handeln, weniger reden

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Sie spielt Trümmerfrau und zieht Parallelen zur aktuellen Politik.

„Anpacken statt reden“ lautet das Motto von Ursula Strauss (41). Im Christine-Nöstlinger-Film Maikäfer flieg gibt sie ab 11. März eine Trümmerfrau, die um das Leben ihrer Liebsten kämpft. Und auch im echten Leben lässt das Leid anderer die ­Erfolgsschauspielerin nicht kalt. Was sich derzeit an Europas Grenzen abspielt, findet sie „erschütternd“. In ­ÖSTERREICH am SONNTAG spricht Strauss Klartext über Film, Flüchtlinge und Politik.

ÖSTERREICH: Mit „Maikäfer flieg“ haben Sie Christine Nöstlingers Kindheitserinnerungen verfilmt. Welchen Bezug haben Sie zur Autorin?
Ursula Strauss:
Ich bin ein großer Fan von Christine Nöstlinger. Ich verehre sie für ihre Bücher und finde sie auch als Mensch faszinierend. Interessanterweise habe ich als Kind alle ihre Bücher außer Maikäfer flieg ge­lesen. Aber ich fand die Rolle sofort spannend: Eine toughe, aber auch manchmal verzweifelte Trümmerfrau, die alles tun würde, um das Leben ihrer Familie zu retten.

ÖSTERREICH: Wie war es, für den Film quasi über Wochen in den Krieg einzutauchen?
Strauss:
Sehr anstrengend. Die Locations waren schmutzig, verschimmelt, staubig, man kriegte schwer Luft. Es war schwierig, diesen Krieg jeden Tag aufs Neue in sich reinzulassen. Richtig erschreckend war aber, dass sich die Geschichte während des Drehs quasi wiederholt hat. Die Bilder von den Flüchtlingsströmen, da gibt es keinen Unterschied zwischen damals und heute. Da steigt einem schon das Grauen auf. Und während wir am Abend ins Hotel gehen konnten, stehen diese Menschen in der Realität zu Tausenden an den Grenzen, haben alles, was sie noch besitzen, am Leib und gehen in eine mehr als ungewisse Zukunft. Und dann sind die Türen verschlossen.

ÖSTERREICH: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie diese Bilder sehen?
Strauss:
Ich bin erschüttert. Über die Tatsache, dass so viele fliehen müssen, und darüber, wie man damit umgeht. Ich kann nicht nachvollziehen, warum es so schwer ist, sich an einen Tisch zu setzen und vernünftige Lösungen zu finden. Ich bin erschüttert darüber, dass dieses Europa, das sich zusammengetan hat, um Grenzen zu überwinden, jetzt all das wieder zunichtemacht. Ich verstehe auch, dass die Menschen ob der ­Situation frustriert sind, aber die Flüchtlinge sind die, die am wenigsten dafürkönnen. Es ist absurd, dass sich der Unmut gegen die Schwächsten richtet, dass man nicht die Politiker zur Verantwortung zieht: die österreichischen, die Europas, die der Welt. Weil diese Situation geht uns alle an.

ÖSTERREICH: Was würden Sie sich von der Politik wünschen?
Strauss:
Mehr handeln, weniger reden, Probleme lösen statt Parteipolitik betreiben. Das gilt etwa auch für den Umweltschutz. Unsere Erde wird bald nicht mehr bewohnbar sein, wenn wir so weitermachen. Was die Flüchtlingsfrage angeht, gestatte ich mir diese Laien­aussage: Es kostet ja wahnsinnig viel Geld, die Grenzen zu sichern. Warum kann man das nicht besser einsetzen? Dass die FPÖ von der derzeitigen Situation profitiert, ist deprimierend. Aber es ist eben leicht, Leute auf seine Seite zu ziehen, indem man Hass schürt. Die Ansätze funktionieren ja wie in der Werbung: Dort hat man einen Fleck am T-Shirt, und das Waschmittel ist so stark, dass es den Fleck beseitigt. Nachvollziehbar, hat aber nichts mit der Realität zu tun.

ÖSTERREICH: Zurück zum Beruflichen: Parallel zu Ihrem neuen Kinofilm stehen Sie als Marlene Dietrich auf der Bühne. Was kommt als Nächstes?
Strauss:
Ich bin bis Ende November beschäftigt. Konkretes darf ich leider noch nicht verraten, aber es sind auf alle Fälle starke, spannende Frauen, mit denen ich mich dieses Jahr beschäftigen werde.

ÖSTERREICH: lm ORF ist gerade „Dancing Stars“ gestartet. Wäre das was für Sie?
Strauss:
Nein. Ich bin Schauspielerin, kein Showmensch. Wenn Tanzen meine Leidenschaft wäre, wäre ich Tänzerin geworden. Ich hätte auch keinen Unterhaltungswert. Dafür bin ich zu schüchtern.

Astrid Hofer

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