„Wetten, dass ..?“-Opfer

Samuel Koch: "Ich hoffe auf ein Wunder"

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Der gelähmte Samuel Koch (23) beeindruckte im ersten TV-Interview.

Er trägt eine Halskrause, flaumigen Dreitagebart, seine Augen wirken frisch, seine Sprache ist klar, manchmal kraftvoll. Den Elektro-Rollstuhl lenkt er mit der Schulter selbst. In seinem ersten TV-Interview seit seinem Unfall bei Wetten, dass ..? am 4. Dezember 2010 zeigt sich Koch als selbstbewusster Kämpfer. Als junger Mann, der sein Schicksal meistert – trotz Ganzkörperlähmung.



Millionen TV-Zuseher haben Samuel Koch erlebt, als er vor sieben Monaten zu seinem dramatischen Sprung bei Thomas Gottschalk ansetzte. Mit Federstelzen an den Füßen wollte der Schauspielstudent über ein fahrendes Auto springen, am Steuer des Wagens saß sein Vater.

Sekunden später prallte Koch mit dem Kopf auf das Autodach, seither ist er gelähmt, wird in der Schweizer Paraplegiker-Spezialklinik in Notwil behandelt.
Er bekommt kistenweise Post (viel auch aus Österreich), sogar ein Stern ist nach ihm benannt.

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Sieben Monate nach dem Unfall, der Thomas Gottschalk zum vorzeitigen Wetten, dass ..?-Ausstieg veranlasste, empfing Samuel ZDF-Moderator Peter Hahne (das Interviews war zeitgleich auch im ORF zu sehen).

Koch trug ein hellblaues Hemd, eine Halsmanschette, die den Kopf stützt. Ab und zu konnte er die Arme leicht bewegen: „Ich mache Fortschritte, der Heilungsverlauf hat nie stagniert“, sagte er, „Pfingstmontag hat mein Bruder bemerkt, wie sich mein kleiner Zeh bewegte. Die ganze Familie tanzte.“

Koch kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen, dennoch sagte er auf die Frage, ob der den Sprung noch einmal wagen würde spontan: „Ja, unter den gleichen Voraussetzungen ja. Jeder Skiurlaub war riskanter als das Autogehüpfe …“

"Ich würde es wieder tun"

Keine Wut, keine Trauer, keine Verzweiflung: Das „Mut“-Interview von Samuel Koch.

Peter Hahne: Sie machen große Fortschritte …

Samuel Koch
: … es geht bergauf und bergab, es ist ein langwieriger Prozess, den ich gerade durchmache. Aber der Heilungsverlauf hat zu keinem Zeitpunkt stagniert. Gerade im sensorischen Bereich kommt ständig etwas zurück. Am Pfingstmontag hat mein Bruder bemerkt, wie sich mein kleiner Zeh bewegte. Die ganze Familie tanzte, ein Riesenfest.

Hahne: Ich muss Sie nochmals an den Dezember-Abend erinnern. Was war das erste Erlebnis, als Sie aufgewacht sind?

Koch
: So genau weiß ich alles nicht mehr, aber den ersten Kontakt hatte ich mit meinem Pfleger. Er hat mich aufgebaut, mit mir gebetet. Wir haben noch Kontakt, er hat letzte Woche geheiratet und ich bin der Pate seiner Tochter.

Hahne: Würden Sie die Wette noch einmal machen?

Koch
: Ja, unter den gleichen Voraussetzungen unbedingt. Es gab keinen Grund, der mich aufgehalten hätte. So viel hatte ich für keinen anderen Wettbewerb trainiert. Ich bin 500-, 600-mal über Autos gesprungen. Auch jeder Skiurlaub, den ich gemacht habe, war definitiv riskanter als das ganze Autogehüpfe. 95 Prozent der Patienten verunglücken im Haushalt. Haushalt ist eine Risikosportart.

Hahne: Woher nehmen Sie die Kraft?
Koch: Die vielen Briefe, die bauen mich auf, die ehrliche Anteilnahme. Dann meine wunderbaren Eltern und Geschwister, wir beten gemeinsam, lesen in der Bibel, glauben an eine gute Zukunft.

Hahne: Niemand kann tiefer fallen als in Gottes Hand, lautet ein Bibelvers. Waren Sie in Gottes Hand?
Koch: Auf jeden Fall, ich atme noch. Es gibt ja Patienten mit ähnlicher Lähmungshöhe, die sind an Beatmungsgeräte angeschlossen. Denen geht es wesentlich schlechter. Es hätte alles schlimmer kommen können.

Hahne: Glauben Sie an Wunder?
Koch: Es gibt Dinge, die nicht durch Wissenschaft und Medizin erklärbar sind. Meine Lunge funktioniert. Ich denke, über Wunder spricht man nicht, da hofft man drauf.

Hahne: Haben Sie jemals die Hoffnung aufgegeben?
Koch: Nie, zu keinem Zeitpunkt, das kam nie infrage. Verzweiflung ja, das kommt schon vor. Ich bin – seit ich denken kann – ein Bewegungsmensch. Ich wünsche mir, in einer Sporthalle an einer Sprossenwand zu hängen. Oder an einem See ins Wasser zu springen. Gerne würde ich mich an der Nase kratzen oder eine Fliege vertreiben, die mich die ganze Nacht wach hält, weil sie in die Nase und die Ohren krabbelt. Es gibt schon Momente, die hart sind.

Hahne: Das Lachen haben Sie nicht verlernt?

Koch: Das ist nicht mein Ding. Man kann auf jedem Niveau glücklich sein. Es gibt mehr als sich zu bewegen, obwohl es das ist, worauf ich hinarbeite.

Hahne: Hat der Unfall Sie reifer gemacht?
Koch: Nein, definitiv nicht. Es kann jetzt nur mehr aufwärts gehen, deshalb freue ich mich auch auf meine Zukunft.

Hahne: Sie steuern Ihren Rollstuhl bereits selbst?
Koch: Ja, mit der Schulter. Ich bin jetzt ein Fachmann für mich selbst.

Hahne: Was stört am meisten?
Koch: Dass ich nicht selbst essen kann.

Hahne: Welche Ziele haben Sie?
Koch: Früher wollte ich Schauspieler werden, den bösen Idioten spielen, den Aggressiven. Jetzt sage ich: Erzwingen kann man nichts. Ich arbeite darauf hin, dass ich wieder laufen, mich bewegen kann, das ist mein oberstes Ziel. Das ist wie in einem sportlichen Wettkampf, man versucht das Optimalste herauszuholen. Aber ich muss realistisch bleiben. Ich bin einfach dankbar, überhaupt sprechen zu können. Es ist einfach sehr dumm gelaufen für mich.

Hahne: Früher wollten Sie schauspieler werden..
Koch: ja, das war mein Wunsch, jetzt habe ich keine Idee. Ich wollte immer den bösen Idioten spielen, den Aggressiven.

(wek)
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