Umstritten

Kein Bluff : TV-Quiz mit Asylbewerbern

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Eine Kurdin gewann 4.000 Euro, um Niederlande schnell wieder zu verlassen.

Durch ein als bunte Sendung inszeniertes TV-Quiz mit abgelehnten Asylbewerbern haben Fernsehmacher in den Niederlanden auf das Schicksal solcher Menschen aufmerksam machen wollen. Die Show sei keineswegs als Bluff angelegt gewesen, sagte der Produzent Hans de Kleine Donnerstagabend nach der Ausstrahlung von "Weg van Nederland" im öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm Nederland 3.

Schicksale offenlegen
Die Quiz-Kandidaten seien keine Schauspieler, sondern Menschen, die zwischen neun und 13 Jahren in den Niederlanden gelebt haben und sie trotzdem nach dem Willen der Behörden in Kürze verlassen müssen. Sie seien einst mit ihren Eltern nach Holland gekommen, wo ihre Asylanträge inzwischen nach langwierigen Verfahren in letzter Instanz abgelehnt worden seien. "Wir zeigen, um was für Menschen es dabei geht und was es für eine Sünde es ist, sie ziehen zu lassen", erklärte Frank Wiering, Chefredakteur des TV-Senders VPRO, bei dem die Sendung produziert wurde.

Quizfragen
In "Weg van Nederland" (etwa: "Raus aus den Niederlanden") wurden insgesamt fünf abgelehnten Asylbewerbern Fragen zur Geschichte, Politik und Kultur sowie zu Prominenten des Königreichs gestellt. Den Hauptpreis in Höhe von 4.000 Euro gewann die junge Kurdin Gulistan (Nachnamen wurden nicht veröffentlicht). Sie lebte nach Angaben von VPRO elf Jahre in den Niederlanden und hat dort einen Bachelor-Abschluss in Rechtswissenschaften gemacht. Demnächst werde sie nach Armenien abgeschoben.

Die anderen Quiz-Teilnehmer müssen laut VPRO auf Weisung der Behörden nach Tschetschenien, Sri Lanka, Kamerun und Syrien zurückkehren. Wie Chefredakteur Wiering erläuterte, wurde die Show bewusst an das Format der beliebten Heimatkunde-Quiz-Sendung "Ik hou van Holland" (Ich liebe Holland) angelegt. In "Weg van Nederland" hätten junge abgelehnte Asylbewerber deutlich gemacht, "wie sehr niederländisch" sie in den letzten Jahren tatsächlich geworden seien.

Kein Bluff
Viele Zuschauer lobten das Anliegen der Sendung und äußerten sich in Twitter-Botschaften sowie E-Mails kritisch zur Abschiebepraxis ihres Landes. Politiker in Den Haag reagierten zunächst nicht auf die Sendung, die nach Angaben der Produzenten auch bei der britischen BBC sowie bei Sendern in Frankreich, Deutschland und Belgien auf Interesse stieß.

Kein Kandidatenmangel
In der bewusst mit Ironie und Sarkasmus inszenierten Quiz-Show konnten die jeweils ausscheidenden Kandidaten sich Trostpreise aussuchen - von holländischen Blumenzwiebeln "zur Verschönerung des Gartens daheim" bis zum "Survival Kit" (Überlebensausrüstung). Sie wurden dann von zwei "Stewardessen", die polizeiähnliche Uniformen trugen, in ein stilisiertes Flugzeug gen Heimat gesetzt. Ob es weitere Folgen von "Weg van Nederland" geben werde, sei unklar, sagte Produzent Hans de Kleine. An Kandidaten würde es allerdings in den Niederlanden nicht mangeln.
 

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