Brustrekonstruktion nach der Schwangerschaft

Experteninterview

Brustrekonstruktion nach der Schwangerschaft

Oe24: Liebe Sabine, Du bist Spezialistin für plastische Chirurgie nach Schwangerschaft und Stillzeit. Warum wünschen sich besonders viele Frauen in dieser Lebensphase eine Brust-OP?

Dr. Sabine Apfolterer: Die Schwangerschaft ist nach der Pubertät die rasanteste und massivste Veränderung des weiblichen Körpers, manche Auswirkungen verschwinden nach einiger Zeit wieder, andere bleiben bestehen. Viele Frauen leiden unter diesen Veränderungen vor allem im Brustbereich und möchten gerne ihren alten Busen zurück haben. Oft ist es aber auch so, dass die Frauen den größeren Busen, den sie in der Stillzeit gehabt haben, genossen haben und behalten möchten.

Oe24: Was genau verändert sich am Busen einer Schwangeren?

Dr. Sabine Apfolterer: Während der Schwangerschaft wird nach und nach das Fettgewebe der Brust durch Milchdrüsengewebe ersetzt, um die Brust auf das Stillen vorzubereiten. Nach der Stillzeit bildet sich dieses Drüsengewebe zurück, wird aber oft nur teilweise wieder durch Fettgewebe ersetzt. Vor allem wenn z.B. wegen einer Erkrankung von 100 auf 0 abgestillt werden muss, schafft der Körper diese Umstellung nicht sehr gut. Bei vielen Frauen ist daher nach dem Abstillen der Busen kleiner als vor der Schwangerschaft. Vor allem bei Müttern mit schlechtem Bindegewebe – das ist leider genetisch – kann noch dazu kommen, dass sich die Haut an die größeren Brüste in der Schwangerschaft und Stillzeit angepasst hat und sich nicht ausreichend gut zurückbildet, sodass die Brüste danach schlaff und leer sein können. Ob gestillt wird oder nicht, ist übrigens für das spätere Brustbild nicht relevant, da die grundlegende Veränderung wie gesagt schon in der Schwangerschaft passiert. Langsames Abstillen über mehrere Wochen gibt dem Gewebe und auch der Haut allerdings eine bessere Chance, sich wieder zurückzubilden.

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Oe24: Wann ist diese Rückbildung abgeschlossen bzw. ab wann macht es Sinn, über eine OP nachzudenken?

Dr. Sabine Apfolterer: Ca. sechs Monate nach dem Abstillen – bzw. nach der Geburt, wenn nicht gestillt wurde – ist die endgültige Form der Brust erreicht. Dann sieht man, wie viel Substanz noch vorhanden ist und wie das Bindegewebe sich verhält. Je nachdem kommen dann verschiedene Operationstechniken in Frage. Wir unterscheiden zwischen Brustvergrößerung, kombinierter Vergrößerung mit Straffung sowie reiner Bruststraffung ohne Implantate. Bei der Brustvergrößerung gibt es dann auch noch unterschiedliche Techniken, z.B. Implantat oder Eigenfett-Transplantation.

Oe24: Wovon hängt die Wahl der Operationsmethode ab?

Dr. Sabine Apfolterer: In erster Linie von der Ausgangssituation und dem gewünschten Endergebnis. Alle Operationsarten haben dabei ihre Vor- und Nachteile. Wenn z.B. mehr als zwei Fingerbreit unter die Brustfalte passen, rate ich zu einer Straffung, je nach Geschmack und Körperbau der Frau dann mit oder ohne Implantat. Der Vorteil einer Straffung gegenüber einer reinen Vergrößerung ist, dass wir die Position der Brustwarze besser beeinflussen können und falls gewünscht auch eine Verkleinerung des Warzenvorhofes möglich ist. Bei einer Bruststraffung bleiben allerdings mehr Narben zurück, als bei einer reinen Vergrößerung. Ob im Fall einer Brustvergrößerung ein Silikonimplantat oder Eigenfett verwendet wird, hängt wiederum von der individuellen Körperform ab. Eigenfettimplantationen sind nur bei Frauen mit viel Hüfte oder Flanke und zugleich kleinem festen Busen möglich, und dieser Körperbau ist leider sehr selten. In jedem Fall mache ich eine genaue Untersuchung und ausgiebige individuelle Beratung vor der OP, wo ich dann gemeinsam mit der Patientin kläre, welche Operationsmethode in Frage kommt um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.

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Oe24: Wie schaut es aus, wenn noch ein weiterer Kinderwunsch besteht – soll ich mit der Brustrekonstruktion bis nach Abschluss der Familienplanung warten?

Dr. Sabine Apfolterer: Wenn ein weiteres Kind in den nächsten ein bis zwei Jahren geplant ist, würde ich raten, mit einer OP noch zu warten. Nach dem Eingriff sollten Frauen nämlich mindestens ein Jahr nicht schwanger werden, damit die Wunden und Narben gut heilen können und das OP-Ergebnis dauerhafter haltbar ist. Da die Schwangerschaftshormone das Gewebe weich machen, kann sonst eine Nachstraffung nach der Stillzeit notwendig werden. Wenn in den nächsten zwei Jahren keine Schwangerschaft geplant ist, steht einem Eingriff nichts im Wege. Eine Brustvergrößerung hat keinen Einfluss auf die Schwangerschafts-bedingte Veränderungen des Bindegewebes und auch Stillen ist mit Implantaten normal möglich.

Oe24: Danke für das sehr informative Gespräch und bis bald!

Mit weiteren Fragen oder für ein individuelles Beratungsgespräch können Sie sich gerne direkt an Dr. Sabine Apfolterer unter sabine@prettymum.at wenden.

Weitere Informationen. 

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1. Bild: Lee­rer obe­rer Brust­pol vor der OP 2. Bild: Anzeich­nen der Brust­war­zen­he­bung und des zu ent­fer­nen­den Gewebes 3. Bild: Ent­fer­nung des über­schüs­si­gen Gewe­bes, wenn nötig 4. Bild: Die Brust­warze bleibt mit der Haut ver­bun­den und wan­dert auf eine höhere Posi­tion. Der mitt­lere und äußere Gewebs­pfei­ler wer­den zusammengeführt.5. Bild: Nar­ben­bil­dung nach der Operation.

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