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40.000 leiden an einer Kieferfehlstellung

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Schwere gesundheitliche Folgen. Hilfe durch modernste Technologien.

3,2 Millionen Österreicher weisen einen Fehlbiss auf, 40.000 leiden unter einer echten Kieferfehlstellung mit Funktionsstörungen. Probleme beim Sprechen oder Essen, Verspannungen der gesamten Gesichts-, Nacken- und Rückenmuskulatur oder erhöhte Kariesanfälligkeit und Parodontitis können die Folge sein. Vielen Betroffenen könnte mittels modernster Technologien der Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie geholfen werden, wie Mediziner betonten.

Leichte Eingriffe

Im Falle einer nachweisbaren funktionalen Störung werden diese Eingriffe auch von der Krankenkasse bezahlt. Betroffene brauchen keine Angst mehr vor der Operation haben, minimal-invasive Methoden machen die Eingriffe für den Patienten angenehmer, so Chirurgen im Vorfeld der Jahrestagung der österreichischen Spezialisten in der kommenden Woche in Bad Hofgastein. Etwa mit der Piezochirurgie können mittels Ultraschall Knochen geschnitten werden, aber die umgebende, sehr dünne und empfindliche Schleimhaut sowie andere Weichteilstrukturen wie Gefäße und Nerven werden nicht verletzt, erklärte Oliver Ploder, Kieferchirurg aus Feldkirch.

Ultraschallsäge

"Die Ultraschallsäge bietet bei vielen chirurgischen Eingriffen einen immensen Vorteil gegenüber konservativen chirurgischen Instrumenten wie Bohrern und Sägen, da sie in der Lage ist, Gewebe selektiv zu behandeln", so Ploder. Knochengewebe und Zahnhartsubstanz können nahezu ohne Druck durchtrennt und das angrenzende Weichgewebe dabei geschont werden, selbst wenn das Weichgewebe mit den Instrumenten in Kontakt kommt.

Geringere Gefäßverletzungen bedeuten eine geringere post-operative Schwellung, eine schnellere Wundheilung und ein minimiertes Wundinfektionsrisiko, zählte der Mediziner die Vorteile der Methode auf. Die Piezochirurgie wird bei Umstellungsoperationen, in der Implantologie und in der Rekonstruktiven Chirurgie verwendet. Die Methode wird aber auch beim Knochenaufbau eingesetzt, wenn dieser mangelhaft ist, so Werner Millesi vom Krankenhaus Hietzing.

Punktgenaue Planung

Kieferoperationen werden punktgenau geplant. "Das war früher vielfach mit enormen Kosten verbunden und gar nicht immer ausreichend komplex möglich", erzählte Michael Malek vom AKH Linz. Die Vorbereitung einer solchen Operation ruht auf drei Säulen: Gesichts-Scan, Schädel-CT und Gipsmodell. Mit diesen Vorbereitungen lässt sich auf den Millimeter genau vorhersagen, wie das Gesicht später aussieht. Ein Schädelmodell, das über einen 3D-Drucker reproduziert wird, bietet eine realitätsnahe Operationsplanung, was auch jungen Kieferchirurgen helfen soll. Früher hat ein solches Modell 10.000 Euro gekostet, heute kann es um fünf Euro hergestellt werden, sagte Malek.

Mit der sogenannten Kallus-Distraktion können etwa Kieferteile verschoben werden, wenn aufgrund von Fehlwachstum ein zu kurzer Kiefer den funktionellen Biss nicht ermöglicht. Nach einem Kieferknochenschnitt werden die Teile langsam auseinandergezogen. Der dadurch entstehende Spalt füllt sich, wie bei jedem Knochenbruch, mit Knochenneugewebe (Kallus). So konnte einer jungen Frau aus der Ukraine geholfen werden, die durch eine Verwachsung des Kiefergelenks den Mund nur zwei Millimeter weit öffnen konnte und sich bisher flüssig ernähren musste, berichtete Gert Santler vom Klinikum Wels-Grieskirchen.

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