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Auch Erwachsene leiden an ADHS

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Probleme mit Konzentration: Betroffenen ist Krankheit oft nicht bewusst.

Nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene leiden an der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung ADHS. Viele von ihnen wüssten aber gar nicht, dass sie betroffen seien, sagte der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier, Alexander Marcus. Er schätzt, dass in Deutschland zwei bis drei Prozent der Erwachsenen derartige Probleme mit Konzentration und Aufmerksamkeit haben: "Dass ADHS auch im Erwachsenenalter eine große Rolle spielt, ist erst in den letzten Jahren so bewusstgeworden. Ursprünglich ist man davon ausgegangen, Ende der Pubertät lässt das nach."

Erkennbare Unruhe lässt nach
Die erkennbare motorische Unruhe lasse zwar nach. Es bleibe jedoch die "innere Anspannung, diese Ablenkbarkeit, diese Unruhe, das Sich-Nicht-Dauerhaft-Mit-Etwas-Auseinandersetzen-Können", erläuterte der 61-jährige Experte, der derzeit mehr als 100 ADHS-Patienten in der Klinik betreut. Beispiele könnten etwa sein: Eine Hausfrau fängt ständig neue Tätigkeiten an, ohne etwas zu Ende zu bringen. Ein Jugendlicher, der eine Ausbildung nach der anderen abbricht. Und ein Erwachsener, der einen Job nach dem anderen annimmt. "Man setzt sich ständig unter Druck und denkt, man leistet nichts. Dabei hat man unheimlich viel gemacht, nur nichts zu Ende gebracht."

Richtige Behandlung
Bei Erwachsenen mit einer ADHS-Störung bestehe außerdem eine höhere Gefahr, drogenabhängig zu werden oder mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. "Es wird einfach ausprobiert, ohne sich über mögliche Konsequenzen im Klaren zu sein", sagt der Mediziner. Im Geschäft wolle man eigentlich bezahlen, habe es an der Kasse aber schon wieder vergessen. "Das glaubt einem niemand." Würden diese Fälle erkannt und richtig behandelt, könnte man nicht nur Betroffenen helfen, sondern auch Straftaten vermeiden. Eine Behandlung bestehe meist aus einem Mix aus Psychotherapie, Beratung und Medikamenten.

Die ADHS-Störung trage man seit seiner Kindheit in sich, sagt Marcus. Aber: "Je schlauer jemand ist, desto später fällt es auf." Über lange Zeit könne sie kompensiert werden - wenn man dann im Studium aber für ein Examen lernen müsse: "Dann geht es plötzlich nicht mehr. Das kriegt man nicht hin." Bei Kindern schätzt der Experte den Anteil von Betroffenen mit ADHS auf fünf bis sechs Prozent.
 

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