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Was genau ist ELGA eigentlich?

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Die Elektronische Gesundheitsakte soll relevante Daten vernetzen.

Plastik statt Papierkram, keine doppelten Befunde, keine Röntgenbilder im Plastiksackerl: Das sind einige der Vorteile von ELGA, der Elektronischen Gesundheitsakte.

Doch das e-health-Projekt weckt auch zahlreiche Ängste in puncto Datenschutz. „Es gibt nach wie vor viele Missverständnisse in Bezug auf ELGA“, erklärt der Patientenanwalt Gerald Bachinger. ÖSTERREICH nennt daher die Fakten rund um die Elektronische Gesundheitsakte (siehe auch Kasten unten).

Informations- und Kommunikationstechnologien sind im Gesundheitswesen bereits weit verbreitet. Daten über den Gesundheitszustand werden in Spitälern, Labors oder Röntgeninstituten überwiegend elektronisch gespeichert. Auch niedergelassene Ärzte erfassen die Behandlungsdaten ihrer Patienten auf ihrem Ordinationscomputer und kommunizieren über das e-card-System mit der Sozialversicherung.

Mehr Transparenz und Sicherheit für Patienten
Doch das bisherige System hat Grenzen: Denn die Informationen zu den Krankengeschichten sind auf die verschiedenen ­Gesundheitseinrichtungen verteilt. Die Computersysteme können oft nicht miteinander kommunizieren, sodass wichtige Informationen im Falle einer Behandlung nicht zur Verfügung stehen. Mit ELGA sollen solche Informationsdefizite abgebaut werden.

Ein Beispiel: Eine Person wird nach einem Unfall ins Krankenhaus gebracht. Der Arzt weiß nichts über diesen Patienten. Deshalb schiebt er die e-card in ein Lesegerät. Auf dem Computer erscheinen Informationen zu Blutgruppe, eventuellen Allergien oder chronischen Erkrankungen beziehungsweise Medikamenten, die der Patient regelmäßig einnimmt. Dar­aufhin kann der Arzt ganz einfach und bequem die aktuelle Medikamentenliste und alle aktuellen Befunde abrufen.

Niemand muss über ELGA seine Daten freigeben
Trotzdem ist ELGA keine Zwangsbeglückung. Wer die Einsicht in seine Gesundheitsakte nicht freigeben will, kann sich dagegen verwehren und sich ganz einfach „rausoptieren“. Bachinger: „ELGA funktioniert so ähnlich wie eine Internet-Suchmaschine, auf deren vernetzte Daten ausschließlich berechtigte User Zugriff haben.“ Damit hat nicht das System oder der Arzt die Hoheit über die Daten, sondern der Patient.

Die wichtigsten Fakten zu ELGA
Datensicherheit

ELGA-Daten werden nicht zentral, sondern dezentral abgespeichert. Zugriff auf die Daten hat ein Arzt oder Apotheker nur, wenn man seine eCard steckt (und danach 28 Tage). Das heißt: Nicht jeder hat immer Zugriff!

Kosten und Nutzen
Herstellung und Betrieb kosten 130 Mio. Euro.
Danach pro Jahr 18 Mio. Betriebskosten.
Demgegenüber steht aber der große Nutzen von ELGA:
weniger Doppelbefundungen, Vermeidung von Arzneimittelwechselwirkungen.

Die Rechte der Patienten
Patienten können alle Dokumente, die zu einer Behandlung gehören, ausblenden – zum Beispiel, um eine Zweitmeinung einzuholen. Sensible Daten, wie zum Beispiel HIV, Schwangerschaftsabbrüche, können gesperrt werden. Besonders kritische Daten sind per Gesetz ausgenommen.


Niemand wird dazu gezwungen
ÖSTERREICH: Was genau ist ELGA?

Berald Bachinger: ELGA ist die dezentrale Vernetzung von Gesundheitsdaten über speziell abgesicherte Leitungen. Es ist kein ominöser Zentralspeicher. Arbeitgeber und Sozialversicherung haben keinen Zugriff. Der Zugangsschlüssel ist die eCard, auf der auch in Zukunft nur Name und Sozialversicherungsnummer gespeichert sind.

ÖSTERREICH: Was sind die Vorteile von ELGA?
Bachinger: Unnötige Untersuchungen können vermieden werden. Wechselwirkungen von Medikamenten werden verhindert. Das bringt mehr Sicherheit für Patienten.

ÖSTERREICH: Und wenn man das nicht möchte?
Bachinger: Im Sinne der Selbstbestimmung können sich Patienten für oder gegen ELGA entscheiden. Wem Datenschutz wichtiger ist als Sicherheit, kann ELGA auch ablehnen.

ÖSTERREICH: Warum sind die Ärzte gegen ELGA?
Bachinger: Mit der Elektronischen Gesundheitsakte können Patienten jederzeit ihre eigenen Befunde einsehen. Das ist ja jetzt nicht immer selbstverständlich. Diese neue Transparenz ist aber mit einem Machtverlust der Ärzteschaft verbunden. Mit ELGA ist nicht der Arzt, sondern der Patient Beherrscher der Daten.

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