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Ende 2014 ziehen erste Bewohner ein

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Von Flugfeld zur Seestad: Derzeit 400 Arbeiter auf Baustelle beschäftigt.

Derzeit versprüht das ehemalige Flugfeld Aspern, Wiens größtes Stadtentwicklungsgebiet, noch ruralen Charme. Dass es sich um eine Großbaustelle handelt, ist jedoch nicht zu übersehen. 26 Kräne ragen in die Höhe, die Arbeit an mehreren Bauprojekten hat bereits begonnen. Ende 2014 bzw. Anfang 2015 soll im südwestlichen Teil des Areals, das sich offiziell "Seestadt" nennt, die erste Tranche an Wohnungen bezugsfertig sein. Nichtsdestotrotz fährt die U2 bereits ab Samstag in die noch beinahe menschenleere Zone.

Das Stadtentwicklungsgebiet im Bezirk Donaustadt umfasst eine Gesamtfläche von 240 Hektar - was einer Größe von 340 Fußballfeldern entspricht. Insgesamt werden rund vier Milliarden Euro in die Entwicklung des bisher brachliegenden Areals investiert.

Es wird gearbeitet
Derzeit wird auf dem Gelände fleißig gewerkt: Rund 400 Arbeiter seien täglich auf der Baustelle beschäftigt, berichtete die für das Standortmarketing und die Verwertung des Areals zuständige "Wien 3420 Aspern Development AG". Auch den Namensgeber des neuen Retorten-Stadtteils gibt es schon: einen fünf Hektar großen See.

Plan ist, bis 2028 rund 10.500 Wohneinheiten für mehr als 20.000 Menschen sowie 20.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Neben Wohnungen entstehen nämlich auch Büros, Geschäfte, Lokale und ein Bildungscampus. Urbanes Leben wird dort aber schon früher stattfinden: Ende 2014 bzw. Anfang 2015 werden die ersten Menschen dort leben, bis 2016 sollen 2.600 Wohnungen fertig sein.

U-Bahn
Gar noch zeitiger gibt es eine U-Bahnanbindung. Ab Samstag fährt die Linie U2 bis zur Station Seestadt. Was Grünflächen anbelangt: Rund 50 Prozent der Fläche sind als öffentliche Räume vorgesehen - sprich Erholungsräume, Parks, Plätze, Straßen oder Wege.

Ist die "Seestadt" fertig gebaut, dann wird wohl nichts mehr an die Geschichte des Areals erinnern. 1912 wurde dort ein Flughafenkomplex eröffnet, der zeitweilig als größter Airport des Landes fungierte. Nach wechselvoller Geschichte wurde das Gelände 1955 vom Österreichischen Aero-Club übernommen und für Sportflugzeuge genutzt.

Ab diesem Zeitpunkt drehten auf dem Areal auch schnelle Autos ihre Runden: Am 28. April 1957 fand am Stadtrand Wiens das erste internationale Autorennen in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Die legendäre "Rumpelpiste" wurde in der Folge bis 1977 Spielwiese von Legenden wie Niki Lauda oder Jochen Rindt.

Aspern hatte als Fliegerstützpunkt nicht zuletzt wegen des sukzessiven Ausbaus von Wien-Schwechat zunehmend an Bedeutung verloren. 1977 wurde das Flugfeld endgültig geschlossen. Auf einem Teil des Platzes siedelte sich Anfang der 1980er-Jahre General Motors mit einem Motorenwerk an, das Flughafengebäude und der Kontrollturm fielen Abrissbirnen und Bulldozern zum Opfer. Die Fliegerclubs siedelten großteils ab. Ab 1988 nutzte der ARBÖ die Anlage als Verkehrsübungsplatz.

Erste Stadtentwicklungspläne gab es seitens der Gemeinde bereits in den frühen 1990er-Jahren. Damals war von 10.000 Bewohnern und 6.000 Arbeitsplätzen die Rede. Im Windschatten der EU-Osterweiterung, des erwartbaren Wachstums der Bundeshauptstadt und der Entscheidung, das Straßen- und U-Bahnnetz in den Donaustädter Stadtteil zu führen, vergrößerte sich die Dimension des Vorhabens jedoch deutlich.

2007 verabschiedete der Wiener Gemeinderat schließlich den sogenannten Masterplan für jenes Stadtentwicklungsprojekt, das nun in die Realität umgesetzt wird. Der Baustart erfolgte 2009, mit dem Abbruch der Rollbahn. Auf der Baustelle legen die Verantwortlichen auf Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit Wert: So wurden etwa die 500.000 Kubikmeter Material aus dem Seeaushub gleich an Ort und Stelle wiederverwendet - für Geländemodellierungen oder den Straßenbau.

Mit 1. Oktober hat außerdem die Forschungsgesellschaft „Aspern Smart City Research GmbH & Co KG“ ihre Arbeit aufgenommen. Sie untersucht neu errichtete Gebäude, um Erkenntnisse in den Bereichen Technologie, Umwelt bzw. Energie zu gewinnen. Die Gesellschaft steht im Mehrheitsbesitz von Siemens und Wien Energie.
 

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