12. September 2008 10:32
Schwere Zeiten für die Fashion Week London
Die London Fashion Week hat es schwer in Zeiten der weltweiten Finanzmarktkrise. Jüngstes Opfer ist die britische Modedesignerin Allegra Hicks: Wenn dieser Tage die Londoner Modewoche beginnt, wäre Hicks eine der ersten gewesen, die ihre Entwürfe für den kommenden Frühling vorgestellt hätte. Doch wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage zogen sich ihre Sponsoren kurzfristig zurück und Hicks, die unter anderem Stars wie Gwyneth Paltrow und Jerry Hall einkleidet, musste ihre Schau absagen.
Privatshow wegen Absage der Sponsoren
"Damit haben wir
überhaupt nicht gerechnet, und nun ist es zu spät, um noch neue Sponsoren zu
finden", sagte ein Sprecher von Hicks dem "Independent". Die
Kollektion solle nun in einer "eher privaten Umgebung" gezeigt
werden. Für die Präsentation der Wintermode 2009/10 werde man dann nach New
York ausweichen.
London: Exzentrisch aber wenig Kaufkraft
Hicks Absage war nur
eine von mehreren schlechten Nachrichten im Vorfeld der Modewoche. Dabei hat
es die London Fashion Week ohnehin schon schwer, sich zwischen ihren großen
Schwestern in New York, Mailand und Paris zu behaupten. Zwar gilt London als
exzentrischster Ort, der internationale Top-Designer wie Alexander McQueen
hervorgebracht hat, die großen Modehäuser, einflussreichen Magazine und
kaufkräftigen Einkäufer sitzen jedoch vornehmlich in Paris und New York.
Konsumfreude ist gedrückt
Eine zusätzliche Belastung ist
die gedrückte Konsumfreude in den USA und in Großbritannien. Zwar wartet
London in diesem Herbst wieder mit Top-Designern wie Vivienne Westwood,
Stella McCartney und Julien Macdonald auf; doch ausgerechnet Gareth Pugh,
der wie nur wenige andere Designer für britische Exzentrik steht, kehrt
London in dieser Saison den Rücken. Als diesjähriger Gewinner des
renommierten französischen "Andam Fashion Award" stellt Pugh
seine Mode erstmals in Paris vor.
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Nur mehr vier Tage für die Mode
Darüber hinaus steht die
Londoner Modewoche auch vor einer organisatorischen Belastungsprobe. Denn
die Veranstalter der New York Fashion Week wollen ihre Modewoche im Frühling
eine Woche später starten lassen, um ihren Designern mehr Zeit zu geben.
London, zwischen New York und Mailand die zweite Station, könnten deshalb
möglicherweise nur vier statt der bisher sechs Tage zustehen - eine
Verschiebung der Mailänder Modewoche scheint bisher nicht möglich zu sein.
Wo bleiben die jungen Talente?
Experten befürchten bereits den
Abstieg Londons in die zweite Mode-Liga: "Das Problem ist, dass ein
gestraffter Zeitplan keine Möglichkeit für neue Talente bietet",
sagte Harold Tillman, Vorsitzender des British Fashion Council (BFC), dem "Observer".
Zudem besteht die Gefahr, dass die Einkäufer und Journalisten gar nicht erst
an die Themse fliegen, sondern von New York gleich nach Mailand
weiterziehen.
Gesundheitszeugnisse für die Models
Die London Fashion
Week kann es sich nicht leisten, sich ins Abseits zu manövrieren. Es ist
deshalb nicht verwunderlich, dass der Vorschlag der Gesundheitsorganisation
Model Health Inquiry, Gesundheitszeugnisse für die Models einzuführen, im
August abgelehnt wurde. BFC-Hauptgeschäftsführerin Hilary Riva erklärte in
einem offenen Brief, dass andere Modemetropolen "die Notwendigkeit für
internationale Gesundheitszeugnisse nicht erkennen" würden.
Laufstegverbot für unter 16jährige
Zwar wurden sieben
Vorschläge der Gesundheitsorganisation, die vom BFC ins Leben gerufen wurde,
bereits während der Modewoche im Februar umgesetzt, darunter ein
Laufstegverbot für Models unter 16 Jahren. Doch im Alleingang einen
Gesundheitspass zu verlangen, der vermutlich einige Models mit der
Mager-Größe "Size Zero" ausgemustert hätte, wollte man
nicht riskieren.
500 Dollar für Gesundheitszeugnis
Etwa 500 US-Dollar (359
Euro) hätte ein Model für so einen Pass bezahlen müssen - etwa die gleiche
Summe, die es für eine Modenschau erhält. Einige Models hätten die Modewoche
wegen der Kosten möglicherweise gemieden, erklärte BFC-Sprecherin Caroline
Rush. Doch renommierte Models zu verschrecken - dieser Preis wäre für die
Londoner Modewoche vermutlich zu hoch gewesen.
Foto:(c)APA