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Jedes 2. Internet-Medikament gefälscht

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Laut Schätzungen der WHO. Experten warnten in Berlin vor hohen Risiken.

Mit einem Klick ist das Viagra in der Cyber-Apotheke bestellt, doch der Kunde hat keine Ahnung, dass der Wirkstoff Gefährliches birgt. Denn laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist jedes zweite im Internet gekaufte Medikament eine Fälschung. Und das hat fatale Folgen, warnten am Mittwoch Experten in Berlin. Konsumenten haben keine Ahnung, dass die bestellten Waren hohe gesundheitliche Risiken zur Folge haben und nur einem helfen, nämlich dem Fälscher. Pharmaunternehmen wie Bayer und Pfizer sowie die deutschen Apothekenverbände haben nun ein neues Sicherheitssystem entwickelt, das in vier Jahren europaweit eingesetzt werden soll.

Gefährlich!
Denn die Fälscherbanden schrecken vor nichts zurück. Die imitierten Arzneimittel können keinen, zu viel oder den falschen Wirkstoff enthalten. "Es wird alles gefälscht, was am Ende des Tages Profit bringt", so Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. Hergestellt werden die Medikamente in Hinterhöfen oder Garagen unter unhygienischen Bedingungen, die Inhaltsstoffe sind dadurch bedenklich und auch giftig. In einem Bericht des österreichischen Finanzministeriums über Produktpiraterie aus dem Jahr 2012 wird etwa ein Aufgriff des Wiener Zollamtes geschildert, bei dem Tabletten im Blister bereits massiv von Schimmel befallen waren. "Selbst das hat die kriminellen Drogenbosse nicht davon abgehalten, diesen Ramsch über das Internet zu verkaufen", heißt es in dem Bericht.

Von den Verbrauchern werden die Fälschungen kaum von den Originalmedikamenten unterschieden. Auch Pharmaexperten stoßen da oft auf ihre Grenzen. Schulz berichtete von einem gefälschten Magenschutz, einem Potenzmittel und einer Anti-Baby-Pille, die sogar auf legalem Weg in die Apotheken gekommen sind, dort aber nicht in den Verkauf gelangten.

Lukratives Geschäft
Gefälschte Arzneimittel sind zehnmal lukrativer als Drogen, zeigte Peter Keller vom deutschen Zollkriminalamt auf. Keller rechnete vor: Die Beschaffungskosten von Heroin betragen 1.000 bis 2.000 Euro pro Kilogramm, der Erlös bringt 25.000 bis 30.000 Euro pro Kilogramm. Doch die Herstellungskosten eines gefälschten Potenzmittels betragen lediglich 40 bis 50 Euro pro Kilogramm, die Hersteller können jedoch mit einem Erlös von 8.000 bis 23.500 Euro pro Kilogramm rechnen. Neben den hohen Gewinnen, können die Kriminellen nur schwer ausfindig gemacht werden. Durch den geschützten Internethandel können die Fälscher rasch ihre Identität wechseln, die Lieferung erfolgt durch Post- und Kurierdienste

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