29. Juli 2008 14:35
Kaschmir-Königin Laura Biagiotti wird 65
Es hätte eigentlich ganz anders kommen sollen im Leben der Laura Biagiotti. Sie studierte nämlich christliche Archäologie. Doch da gab es eben auch noch das Schneideratelier ihrer Mutter, in dem sie hin und wieder aushalf. Aus Teil- wurde bald Vollzeit. Und statt in den Katakomben ihrer Heimatstadt Rom nach Relikten der großen Vergangenheit zu forschen, gehörte Laura Biagiotti bald zu den Erneuerern der italienischen Mode. Am 4. August feiert die Designerin ihren 65. Geburtstag.
Klicken Sie sich durch die Diashow!
Grundstein der italienischen Eleganz
Aus dem in den 60er Jahren
gegründeten Atelier der Mutter entstand 1972 die erste Kollektion unter dem
Namen Laura Biagiotti. "Ich bekam mehr und mehr das Gefühl, dass die
Phase der rein dekorativen Mode zu Ende ging. Beruflich aktive Frauen hatten
andere Bedürfnisse." Diese Intuition teilte sie mit Designern wie
Walter Albini, Ottavio und Rosita Missoni oder Mariuccia Mandelli. Sie
legten die Spur, die wenig später Giorgio Armani noch vertiefen sollte.
Gemeinsam schuf man das bis heute gängige Bild der lässigen italienischen
Eleganz.
Paris vs. Mailand
Zur vollen Blüte reifte das neue Mode-Ideal in
den 80er Jahren, als Mailand der damals unangefochtenen Trendkapitale Paris
Konkurrenz machte. In Biagiottis Anfangszeit verteilte sich die italienische
Designerszene noch auf Rom und Florenz. Vor allem die Alta Moda der
Hauptstadt mit ihren maßgeschneiderten Roben dominierte das modische Image
des Landes. "Von Mailand ging damals eine ungeheure Energie aus. Die
Stadt war der ideale Platz, um das neue Kleidungsideal zu propagieren."
Weiß als Fashion-Statement
Rasch fand Laura Biagiotti zu
dem stilistischen Vokabular, das bis heute ihre Handschrift bestimmt. Da ist
zum einen die Farbe Weiß. "Sie symbolisierte für mich Erneuerung
und Reduzierung. All das also, was die jungen Kreativen der 70er Jahre
antrieb." Und heute? "In einer Zeit, in der wir mit
Umweltverschmutzung und Müllproblemen konfrontiert sind, wirkt das Weiß mit
seiner Reinheit wie ein Schutz", meint die Designerin.
Königin des Kaschmir
Untrennbar mit ihrem Namen verbunden
ist auch der Kaschmir. Biagiotti wollte immer, dass der Griff an die
Kleidung bei der Trägerin ein angenehmes Gefühl erzeugt. "The
queen of cashmere", so adelte sie einmal die "New York Times".
Dieses Material und das Weiß sind stets unverzichtbare Elemente einer jeden
Kollektion der "Kaschmirkönigin". Längst entwirft sie aber
nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer und Kinder.
Parfum als Kommunikationsmittel
Doch die Zeiten haben sich
geändert. Statt Kleidung stehen heute oft Accessoires und Düfte im Zentrum
der Markenstrategie. Auch Laura Biagiotti hat sich ein kleines
Parfümimperium aufgebaut. Genaue Zahlen mag sie zwar nicht nennen, doch ein
Großteil der Umsätze stammt inzwischen aus diesen Geschäften. Als Makel
empfindet sie die Veränderung der Prioritäten jedoch nicht: "Die
Düfte sind doch ein großartiges Kommunikationsmittel. Sie verankern die
Marke im Leben vieler Menschen."
Mode aus Leidenschaft
Nach mehr als 40 aktiven Dienstjahren in
der Mode und längst fernab aller finanzieller Sorgen wäre es nun ein
Leichtes, sich zurückzuziehen. Zumal Tochter Lavinia, die im Oktober ihren
30. Geburtstag feiert, bereits als Nachfolgerin auserkoren ist und als
Junior-Vizepräsidentin Hand in Hand mit der Mutter arbeitet. Was sie dennoch
antreibt weiter zu entwerfen? "Die Leidenschaft", antwortet Laura
Biagiotti kurz und knapp. Ohnehin ist sie da in bester Gesellschaft. Auch
Giorgio Armani arbeitet noch jeden Tag wie ein Besessener. Und der wurde vor
wenigen Tagen bereits 74 Jahre alt.
Foto: (c)www.fashionpps.at