Sechsmilliardster Mensch lebt in Armut

Enttäuschung

Sechsmilliardster Mensch lebt in Armut

Bei der Geburt des sechsmilliardsten Menschen war das internationale Interesse groß, rund zwölf Jahre später ist jedoch nichts mehr davon übrig: Im Oktober 1999 in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ließ es sich selbst UN-Generalsekretär Kofi Annan nicht nehmen, unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen den neugeborenen Adnan Mevic auf den Arm zu nehmen. Heute lebt der bosnische Bub mit seinen Eltern in der Stadt Visoko in bitterer Armut und ist von den Vereinten Nationen tief enttäuscht.

"Nichts gebracht"
"Das hat uns nichts gebracht", sagen Adnan und seine Eltern. Zwar hat der Bub mit dem Faible für Geografie zur Geburt eine UN-Silberplakette bekommen. Vater Jasmin erklärt aber, "Das bedeutet uns wenig, denn die kann man nicht essen." Der 48-jährige ehemalige Kinohausmeister liegt mit Krebs und künstlichem Darmausgang auf dem Sofa in der kleinen Wohnung unterm Dach. Mutter Fatima ist als Textilarbeiterin arbeitslos. Umgerechnet 750 Euro braucht die Familie nach eigenen Angaben zum Leben. Sie haben aber nur 350 Euro zur Verfügung.

"Uns interessiert nur unser Überleben", sagt die Mutter. Ihr Mann kritisiert, "Mit den UN sind wir völlig unzufrieden. Wenn man sich überhaupt nicht kümmert, braucht man auch nicht soviel Show bei der Geburt zu machen", ergänzt seine Frau.

Großer Rummel
In den Wochen vor der Geburt des siebenmilliardsten Menschen war der Rummel wieder groß. Journalisten gaben sich in den vergangenen Wochen die Klinke in die Hand. Die Mutter ist dazu übergegangen, von den Reportern aus aller Welt, die ihre kleine Wohnung regelrecht besetzt hielten, Geld zu verlangen. "Damit können wir Adnan wenigstens Schuhe und Kleidung kaufen", sagt die 40-Jährige zur Begründung.

Ihrem Sohn ist der ganze Wirbel ein wenig peinlich: "Ich will doch nur ein ganz normaler Bub sein." Jedenfalls gilt er bei seinen Freunden beim Straßenfußball viel mehr als guter Torwart denn als einer berühmter Erdenbürger.

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