Treichl-Stürgkh wollte aufhören

Opernball-Lady

Treichl-Stürgkh wollte aufhören

Österreichs Benimm-Guru Thomas Schäfer-Elmayer wird es sicher als nächsten Angriff auf sein Revier empfinden: Im Vorjahr wurde ihm die Ehre genommen, den Opernball zu eröffnen. Nun macht ihm die Opernball-Chefin Desirée Treichl-Stürgkh (44) als Instanz für gutes Benehmen ernsthafte Konkurrenz. In ihrem neuen Buch „Lebensstil“ (erschienen im Christian Brandstätter Verlag, 19,90 Euro) gibt die dreifache Mutter und Frau von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl Tipps und Tricks, wie man mit Charme und Eleganz erfolgreich das Leben meistert. Dabei plaudert die Society-Lady offen aus ihrem Leben der Schönen und Reichen. Wenn Sie wissen wollen, wie man die richtige Nanny findet, private Einladungen organisiert oder am Red Carpet gute Figur macht – Desirée Treichl-Stürgkh kennt die Antworten.

ÖSTERREICH: Frau Treichl-Stürgkh, wie entstand die Idee zu Ihrem neuen Benimm-Buch „Lebensstil“?
Desirée Treichl-Stürgkh: Mein Verleger Niki Brandstätter ist an mich herangetreten und hat mich gefragt, ob ich ein Buch über den Opernball schreiben will. Das habe ich abgelehnt. Denn wenn ich schreibe, was ich beim Opernball erlebe, muss ich auswandern (lacht). Aber ich hatte eine Ideenkiste mit vielen Tipps und Tricks rund um Stil. Im Laufe des Schreibens hat sich das Buch aber verändert. Es wurden immer weniger Mode- und Beautytipps, dafür viele Kapitel wie Neid oder soziales Engagement – entstanden aus meinen Erlebnissen der letzten neun Monate.
ÖSTERREICH: Wie unterscheidet sich gutes Benehmen im 21. Jahrhundert von dem unserer Großeltern?
Treichl-Stürgkh: Durch Globalisierung, Internet und Handy haben wir ein anderes Weltbild. Unsere Großeltern mussten sich nicht damit auseinandersetzen, wie man mit Asiaten oder Arabern korrekt umgeht. Oder wie sie sich im Netz bewegen sollen. Viele der jungen Menschen glauben, dass sie durch Facebook 300 gute Freunde haben. Deswegen habe ich neben einem Internet-Kapitel auch eines über Herzenswärme im Buch, weil die in unserer Gesellschaft zunehmend verloren geht. Ich lebe ein modernes Leben, bin aber eine sehr Traditionelle. Deswegen ist mir auch die Erhaltung der konservativen Werte wichtig.
ÖSTERREICH: Apropos konservativ. Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie Ihren Söhnen eingebläut haben, bei der Begrüßung einen Diener zu machen. Ist das nicht sehr altmodisch?
Treichl-Stürgkh: Ja, das ist ganz, ganz altmodisch. Meine Buben müssen aber nicht jeden Erwachsenen mit einem Diener begrüßen.
ÖSTERREICH: In welchen Situationen müssen Ihre Söhne einen Diener machen?
Treichl-Stürgkh: Mein 96-jähriger Schwiegervater verlangt das zum Beispiel als Begrüßung. Danach nimmt er seine Enkel liebevoll in den Arm. Auch ich musste meine Großeltern mit Knicks begrüßen. Aber ich finde es sehr schön, wenn meine Söhne wissen, wie sie einem höher gestellten Menschen richtig gegenüber treten.
ÖSTERREICH: Heißt das, dass Sie Ihre Söhne schon bewusst für eine Führungsposition in der Öffentlichkeit vorbereiten?
Treichl-Stürgkh: Nein, das ist nicht der Hintergrund. Ich bin überzeugt, dass man sich im Leben leichter tut, wenn man ohne nachzudenken weiß, wie man sich benehmen muss. Und dazu gehört nicht nur, dass man weiß, wie man mit Messer und Gabel isst.
ÖSTERREICH: Sie haben in einem Interview gesagt, Sie wollen nicht, dass Ihre Kinder Fratzen werden. Was ist für Sie ein Fratz?
Treichl-Stürgkh: Das ist für mich ein Kind, das alles bekommt, frech und laut ist und bei einer Abendeinladung immer im Mittelpunkt stehen will. Kinder können sich auch sehr gut unterhalten, wenn sie am Kindertisch sitzen. Oder wenn Kinder, die noch nicht einmal einen Meter groß sind, schon von Kopf bis Fuß Designerkleidung tragen.
ÖSTERREICH: Wie viel Taschengeld bekommen Ihre Kinder?
Treichl-Stürgkh: Der älteste Sohn bekommt zehn Euro im Monat für Kaugummis und Getränke. Wenn er sein Handy aufladen muss, kaufe ich ihm die Wertkarte. Aber das muss er dann mit mir abrechnen. Die beiden Jüngeren bekommen noch kein Taschengeld. Das beginnt erst in der 4. Klasse Volksschule im zweiten Halbjahr. Da bekommen sie Taschengeld und ein Handy.
ÖSTERREICH: Welche Handys bekommen Ihre Söhne?
Treichl-Stürgkh: Meistens ein altes ausgedientes Modell, da kommt schon mal Kritik auf.
ÖSTERREICH: Ihr Mann zählt zu den Top-Managern des Landes. Wie schafft man es, die Kinder nicht zu sehr zu verwöhnen?
Treichl-Stürgkh: Ich komme aus einer wohlhabenden Familie, die dann alles verloren hat, wir standen quasi vor dem Nichts, konnten nicht einmal die Wohnung heizen und ich habe einige bittere Jahre erlebt. Mit einem Wort: Ich weiß, alles ist vergänglich. Deswegen bin ich bei meinen Kindern eher strenger. Wenn sie beim Einkaufen zum Beispiel sagen, ich will diese Schokolade und diesen Kaugummi – dann sage ich Nein, ihr habt euch schon eine Süßigkeit für diese Woche ausgesucht und es gibt nichts mehr. Oft meinen meine Freundinnen, dass ich ein wenig zu hart bin. Meine Buben gehen auch in eine öffentliche Volksschule mit Integrationsklassen, wo sie sich mit ausländischen Kindern angefreundet haben. Weil ich will, dass sie sich auch hier zurechtfinden.

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Die 50 besten Stil-Tipps

  1. Nicht zur Schau stellen. Viele legen gleich zwei Handys auf den Tisch. Das geht nicht. Handys bleiben in der Tasche.
  2. Summerton. Wer Stil hat, schaltet den Vibrierton ein, entschuldigt sich, steht auf und telefoniert dann ungestört.
  3. Auf den Ton achten. Es gibt penetrante Klingeltöne, die durch Mark und Bein gehen.
  4. Schmatzen. Essensgeräusche sind keine gute Untermalung. Auch einen Kaugummi nimmt der andere wahr.
  5. Ein Dritter klopft an. Unterbrechen Sie Ihr Gespräch nicht, sondern rufen Sie später zurück.
  6. Unterwegs. In U-Bahn, Straßenbahn bitte leise telefonieren.
  7. SMS-Wahn. Wenn Sie mitten in einem Gespräch ein SMS schicken müssen, entschuldigen und wegdrehen.
  8. Niesen. Falls es passiert, bitte das Telefon weit weg halten.
  9. Geräuschkulisse. Waschmaschine, Staubsauger oder Mixer sollten bei Telefonaten abgedreht bleiben.
  10. Ruhe bewahren. Im Kino, in der Oper, im Theater gilt absolutes Handy­verbot.
  11. Kaufen Sie nie eine Kleidergröße zu klein. Diese Stücke bleiben die Kleiderschrankhüter.
  12. Ein großer Spiegel ist ein Must. Betrachten Sie sich auch stets von hinten.
  13. Wenn ein T-Shirt oder eine Jeans besonders gut passen, dann gleich zwei davon kaufen.
  14. Statt drei billigen Outfits, lieber zu einem teuren greifen.
  15. Wenn Sie etwas unbedingt haben wollen, dann gönnen Sie es sich.
  16. Kleiden Sie sich nicht wie Ihre Tochter. Das wirkt meist lächerlich.
  17. Wenn Sie anliegende Kleider tragen, niemals die passende Unterwäsche vergessen. Ein Slip, der sich eindrückt, vermasselt alles.
  18. Wenn Ihre Partnerschaft schon länger andauert, vergessen Sie nie, in neue Dessous zu investieren.
  19. Utensilien für die Handtasche: Lipgloss, Pfefferminzkaugummi, Papiertaschentücher & Wattestäbchen, Portemonnaie, Blackberry oder Handy, Wimperntusche, kleiner Handspiegel, Lederbüchlein mit Stift, iPod, Sonnenbrille (Schal oder Pashmina).
  20. Kopieren Sie nie den Stil eines anderen. Das ist peinlich.
  21. Der richtige Händedruck: Fest und nur kurz die Hand schütteln.
  22. Blickkontakt: Dadurch bringen Sie dem anderen Respekt entgegen. Dabei die Sonnenbrillen abnehmen!
  23. Die Herren stehen bei der Begrüßung auf.
  24. Grüßen Sie lieber zwei Mal als einmal zu wenig.
  25. „Mahlzeit“, der gefürchtete katholische Beamtengruß, ist nervend und antiquiert. Die bessere Alternative: Ein schlichtes „Guten Morgen“ oder „Guten Tag“.
  26. Desirée Treichl-Stürgkh ist mit dem Du-Wort sparsam. Denn einmal Du, heißt immer Du.
  27. Treffen Sie Menschen, von denen Sie nur einen namentlich kennen, sagen Sie „Hallo“, ohne den Namen des Bekannten auszusprechen.
  28. Die Dame bleibt immer sitzen, kann aber auch aufstehen, wenn sie es möchte.
  29. Sich Namen zu merken, fällt vielen schwer. Sollte es Ihnen auch so gehen, sagen Sie gleich: „Tut mir leid, mir ist der Name entfallen.“
  30. Für Männer gilt bei der Begrüßung: Die zweite Hand nicht in der Hosentasche lassen.
  31. Auf schriftliche Einladungen stets in der angegebenen Zeit antworten.
  32. Pünktlich erscheinen. 15 Minuten später ist elegant. Bis 25 Minuten ist noch im Rahmen.
  33. Das Mitbringsel: Eine Flasche Wein, eine Bonbonniere oder eine CD sind gute Tipps. Alternative: Ein Kräutertopf, eine Duftkerze, Fotorahmen mit Foto von den Gastgebern.
  34. Nicht über das Maß trinken, und falls Sie rauchen möchten, bitte vorher fragen, ob dies bei den Gastgebern erlaubt ist.
  35. Überraschungsgäste sind tabu.
  36. Mobiltelefone abschalten.
  37. Nicht Tischkarten vertauschen.
  38. Keine Übernachtungen. Gehen Sie nicht als Letzter.
  39. Sprechen Sie einen Toast auf die Gastgeber aus.
  40. Beim Abräumen der Teller unbedingt Hilfe leisten.
  41. Begrüßung. Kinder sollen grüßen und sich bedanken.
  42. Hygiene. Hände waschen vor dem Essen ist Pflicht.
  43. Ernährung. Coca Cola ist bei Treichl-Stürgkh tabu.
  44. Pflege. Nägel kauen ist immer unerwünscht.
  45. Sauberkeit. Ein Must: Den Klodeckel schließen.
  46. Etikette. Beim Essen mit Opa unbedingt ein Poloshirt mit Kragen tragen.
  47. Manieren. Ellenbogen sind am Tisch verboten.
  48. Umwelt. Beim Zähneputzen den Becher benutzen.
  49. Musik. Instrument lernen sollte Standard sein.
  50. No Go. Furzen und Rülpsen!
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