Woher kommt Ihr

Unter die Lupe genommen

Woher kommt Ihr "steirisches" Kernöl?

"Nicht jedes Kürbiskernöl kommt automatisch aus der Steiermark", warnte Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Auch wenn die Aufmachung häufig sehr danach aussehe, nur 13 von 30 getesteten Produkten stammten wirklich ganz aus Österreich, so Floss weiter. Denn oft würden Kürbiskerne aus China oder Russland importiert. Auch drei Produkte, die das EU-Siegel "geschützte geografische Angabe (g.g.A.)" tragen, sind betroffen.

"Fingerabdruck"-Methode
Mithilfe einer neuen "Fingerabdruck"-Methode kann die Herkunft der gepressten Kürbiskerne streng zurückverfolgt werden. Dabei verglichen die Wissenschafter der Universität Leoben die Spuren, die der jeweilige Anbauboden in den Kernen, und damit auch im Öl, zurücklässt, erklärte Thomas Meisel von der Montanuniversität Leoben. Bisher musste man sich auf Zertifikate und Herstellerangaben verlassen. Um ihre Ergebnisse zu überprüfen, testeten die Forscher zusätzlich auf Pestizidrückstände und konnten so ebenfalls Rückschlüsse auf das Anbaugebiet ziehen.

Kerne aus dem Ausland
Elf der getesteten Kürbiskernöle stammten sicher aus Österreich, zwei mit größter Wahrscheinlichkeit. In sechs Ölen fanden die Forscher chinesische Kerne, in elf weiteren russische. Der Rest verwendet ebenfalls Kerne aus dem Ausland, deren Herkunft aufgrund von fehlenden Referenzproben nicht genau ermittelt werden konnte."Das ist legal kein Problem, weil die Herkunft der Kerne nicht angegeben werden muss", meinte Floss, "der Konsument kann sich nur auf die Aufmachung verlassen und die ist oft sehr kreativ." So sei die Angabe "erste Pressung aus Österreich" oft genauso irreführend wie eine Karte der Steiermark oder ein steirisches Schmankerlrezept auf dem Etikett.

Auch für drei Produkte, die das EU-Siegel "g.g.A." tragen, wurden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Kerne aus dem Ausland mitverarbeitet. Eigentlich garantiert dieses Siegel bei Kürbiskernöl den Anbau der Kerne in Österreich, das Pressverfahren und den Ort sowie die Art des verwendeten Kürbis. Dennoch konnten hier ausländische Kerne nachgewiesen werden. "Das geht zulasten des Konsumenten und der österreichischen Landwirtschaft", so Ernährungswissenschafterin Birgit Beck. Natürlich könne es zu Verunreinigungen kommen, das müsse jetzt im Einzelfall genau geprüft werden, meinte Floss.

Pestizide
Die Tests ergaben außerdem, dass österreichische Kürbiskernöle im Durchschnitt geringer mit Pestiziden belastete sind, den erlaubten Grenzwert überschritt jedoch keines der Öle. In der Laienverkostung schnitten die rein österreichischen Öle ebenfalls besser ab. Der Konsument kann sich auch am Preis orientieren: Unter 20 Euro pro Liter sei es aufgrund der Rohstoffpreise kaum möglich, ein österreichisches Kürbiskernöl zu pressen, erklärte Beck. Das billigste Öl im Test lag bei einem Literpreis von zwölf Euro.

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