Auktion

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YSL-Privatsammlung wird versteigert

Paris "Sammeln ist der Versuch, den Tod hinauszuschieben", sagte Pierre Berge, der sein Leben ein halbes Jahrhundert mit dem französischen Modeschöpfer Yves Saint Laurent teilte, in einem Interview. "Nun, da der Tod uns getrennt hat, habe ich nichts mehr hinauszuschieben." Und also nichts mehr zu sammeln. Ergebnis dieser ergreifenden Einsicht ist eine Kunstauktion, wie sie die Welt seit langem nicht gesehen hat. Ab Montag werden im Pariser Grand Palais 733 Kunstwerke und Designstücke versteigert, die Saint Laurent und Berge in den vergangenen 50 Jahren gemeinsam gesammelt haben.

300 Millionen Euro wert
Geschätzter materieller Wert: Bis zu 300 Millionen Euro. Von einem 4.000 Jahre alten ägyptischen Sarkophag über bedeutende Gemälde von Goya, Picasso oder Andy Warhol; von Statuen der Antike bis zum berühmten Drachensessel von Eileen Grey aus dem zweiten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts, dessen Wert alleine auf zwei Millionen Euro geschätzt wird: Der menschenscheue Saint Laurent und sein Partner schufen sich in ihrem Haus in der Pariser Rue de Babylone ein Reich von nahezu beispielloser Schönheit und Eleganz.

"Auktion des Jahrhunderts"
Vom Montag bis zum Mittwoch wird sich das Who is Who der Kunstkenner und Superreichen bei der von Christie's geleiteten "Auktion des Jahrhunderts" zeigen. Seit Wochen sind Luxussuiten der Pariser Nobelhotels ausgebucht, so groß ist der Andrang. Und schon bevor der erste Hammer knallt, gab es internationale Schlagzeilen.

Ein letztes Adieu an Yves Saint Laurent
Die Versteigerung ist mehr als ein Ausnahmeereignis für die Kunstszene. Sie ist auch eine spektakuläre Hommage und ein letztes Adieu an Yves Saint Laurent, der im Juni 2008 mit 71 Jahren an einem Hirntumor gestorben war. Der Modeschöpfer wurde in Frankreich verehrt, über Jahrzehnte gehörten seine Kreationen zu den aufregendsten und elegantesten der Haute Couture.

Dialog zwischen Kunst und Mode
Woraus der Schöpfer, der sein hochsensibles Ego stets hinter einer markanten Brille zu schützen suchte, unter anderem seine Inspirationen sog, wird kommende Woche noch einmal vereint zu bestaunen sein. Wohl wie kein zweiter suchte Saint Laurent den Dialog zwischen Kunst und Mode. Schon 1962 sorgte er mit seinem Mondrian-Kleid für Furore. Und 1995 war er der erste Designer, dem das Metropolitan Museum of Art eine eigene Retrospektive widmete.

"Ich brauche das Geld"
Nun wird sich seine eigene Sammlung in alle Winde zerstreuen. "Ich brauche das Geld", sagte Berge dem "L'Express". Denn er will das schöpferische Werk seines Lebensgefährten erhalten. Die Erlöse sollen zur Hälfte in die Stiftung Pierre Berge-Yves Saint Laurent fließen, die 5.000 Kleider und 15.000 Accessoires und Skizzen verwaltet. Mit einem Großteil des Rests will Berge wohltätige Zwecke unterstützen, insbesondere die AIDS-Forschung.

Geheime Schatzkammern
Vereint bleibt die Lebenswelt Saint Laurents und Berges im aufwendigen, 18 Kilo schweren Auktionskatalog, der alleine 200 Euro kostet. Bebildert ist er mit Aufnahmen aus den geheimen Schatzkammern des Paares in ihren Refugien in Marrakesch, Tanger, Paris und Deauville, die zu Lebzeiten des Modeschöpfers kaum ein Außenstehender zu Gesicht bekommen hat.

Foto:(c)Reuters

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