Bauen und Wohnen

Die richtige Farbe für Ihr Wohnzimmer

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Im Rausch der Farben: So setzen Sie die richtigen Akzente.

Der Minimalismus verbannte durch sein formal strenges und puristisches Design einst die Farbe aus unseren vier Wänden und ließ uns oft in rein weißen, nackten Räumen zurück. Doch die Farbe feiert als Gestaltungsmittel derzeit das große Comeback und bringt Fröhlichkeit und Gemütlichkeit in Räume zurück. Was einige Zeit schon fast als stillos galt, zählt derzeit zur hohen Kunst des Interior-Designs. „Die heutige Ästhetik“, sagt Phyllis Richardson, Design-Expertin und Autorin von „Living Modern“, „hat den ehemals bahnbrechenden, nackten weißen Raum hinter sich gelassen. Inzwischen füllen wir unsere Wohnungen mit Farben, haptischen Materialien und Formen, die auch Wohlbefinden ausstrahlen – nicht nur Funktion.“

Die richtige Farbe für Ihr Wohnzimmer
© oe24

MADONNA-Buchtipp: „Living Modern“ von R. Powers & P. Richardson (Knesbeck Verlag, 41,10 Euro).

 

Mut zur Farbe
Grün, Gelb, Rot & Co. können vor allem in den meist tristen Herbst- und Wintermonaten viel Wärme, Behaglichkeit und Gemütlichkeit in die Wohnräume bringen. „Doch der Mut zur Farbe fehlt häufig noch“, sagt Farbexperte Johannes Broinger. Der Interior-Spezialist verhalf im Rahmen des großen MADONNA-Gewinnspiels in Kooperation mit VELUX einer Leserin (siehe re.) zu einem völlig neuen Wohngefühl. In MADONNA beantwortet Broinger die wichtigsten Fragen zum Thema Farbgestaltung und -Design:

Farben richtig kombiniert: Grundsätzlich, verrät Farbexperte Broinger, gibt es bei der Gestaltung von Räumen zwei Aspekte, die noch auf Goethes Farbenlehre zurückgehen: Entweder kombiniert man verwandte Farbnuancen (z. B.: einen mittleren Gelbton mit einem helleren Pastellgelb. In der anderen Richtung wäre ein kräftiges Safrangelb oder Orange passend) – oder man verwendet Komplementärfarben. Eine Komplementärfarbe ist diejenige Farbe, die mit der Ursprungsfarbe gemischt einen neutralen Weißton ergibt. Neurobiologisch gesehen wirkt eine Kombination aus Rot, Gelb und Blau neutral auf uns, aber es ist trotzdem attraktiver als reines Weiß. Wir nehmen zwar optisch eine Farbe war, für unser Gehirn ist sie aber wie Weiß – das beruhigt uns, wir fühlen uns wohl. Komplementärfarben sind u.a. Gelb und Violett, Rot und Grün, Blau und Orange.

Wirkung: aufregend, aufreizend, aktivierend. Für Wohnräume eher ungeeignet, da es aggressiv machen kann, in entsprechender Dosierung (einzelne Wände) macht es gesprächig, leidenschaftlich, gesellig.

Rot wirkt raumverengend und ist ideal für Gesellschaftsräume.

Wirkung: beruhigend, zurücktretend, kühlend, gut für gestresste Menschen.

Optisch wirkt Blau raumweitend, lässt den Eindruck von Tiefe entstehen. Optimal für Schlafzimmer, Kinderzimmer, Küche und Bad.

Wirkung: geistig anregend, kreativitätssteigernd, stimmt heiter, fördert Kommunikation.

Optisch wirkt Gelb raumerweiternd. Optimal für Arbeitszimmer, Esszimmer, Kinderzimmer und Räume mit wenig Sonne.

Wirkung: beruhigt die Nerven, wirkt harmonisierend, ausgleichend, stimmt freundlich und heiter.

Optimal für Schlafzimmer und Bad.

Wirkung: stimmt heiter und optimistisch, geistig anregend, aber auch körperlich, kann aber unruhig machen.

Ideal fürs Esszimmer (wirkt Appetitanregend). Nicht geeignet für Schlafräume.

Wirkung: zärtlich stimmend, harmonisierend, gut für sensible Menschen mit viel Liebesbedürfnis. Ideal fürs Kinderzimmer.

Wirkung der Farben
So wirken Farben auf uns: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Farben energetische Zustände bewirken. Rot etwa erhöht unseren Blutdruck und beschleunigt den Puls. Es pusht uns und signalisiert uns Gefahr. Grün würde das aber wieder ausgleichen. Generell sind aber alle warmen Farbtöne aktivierend – also Rot, Orange, Gelb und auch Violett, wenn es viele Rotanteile hat. Im Gegensatz dazu stehen die kühlen Farben, wie Grüntöne – beispielsweise Türkis. Wer leicht friert, sollte – vor allem im Bad – von kühlen Tönen Abstand nehmen.

Welche Farben für welche Räume?
Im Büro sollte man gelbe Farbtöne verwenden, weil diese auf unsere linke Gehirnhälfte, also das rationale Denken und die Konzentration, wirken. Beim Wohnzimmer sollte man die Funktion des Raumes festlegen. Ist es ein Gesellschaftsraum, empfiehlt sich aktivierendes, kräftiges Gelb, Rot oder Orange. Soll es ein Ort der Entspannung sein, sollte man zu Pastelltönen greifen. In Schlafräumen sind beruhigende Töne wie Pastell-, Pfirsich- oder Hauttöne ideal. Wenn man Kinderzimmer gestaltet, sollte man die Farbwahl gemeinsam mit den Kindern aussuchen. Die wichtigsten Fragen an die Kleinen: Was sind die Lieblingsfarben? Welche möchten sie aus einem bestimmten Erlebnis heraus vermeiden? Kinder haben die Farben gerne dicht gedrängt. Das muss man diplomatisch reduzieren, zu bunt sollte es nicht sein. Denn Farben strahlen weniger Licht ab als Weiß.

Gestaltungstipps: Am besten, man setzt ausschließlich Akzente. Die dominante Wand sollte die Rückwand (Wand gegenüber dem Fenster) sein. Zum Fenster hin sollte es heller werden und die Fensterwand sollte in einem gedeckten Weiß gestrichen sein. Sowohl Monotonie – also rein weiße Räume – als auch zu viel Farbe sind anstrengend für unser Gehirn. Deshalb gilt es, den richtigen Mittelweg zu finden. Dann wird das Zuhause ein Ruhepol für die Seele.

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