Moderner Kubus plus Bauernhäuschen

Homestory

Moderner Kubus plus Bauernhäuschen

Ein altes Winzerhaus südlich von Wien, eine junge Familie mit dem Wunsch nach einem beschaulichen Leben am Lande und ein überaus kreativer Architekt: Dabei herausgekommen ist ein schmuckes Familienhaus – alt und modern zugleich.

„Das Alte mit dem Neuen verbinden zu können, war bei der Planung unseres Hauses die große Herausforderung“, erzählt Hausherr Bernhard Strof von der Idee des Familientraumhauses. Statt einer bequemen Fertiglösung von der Stange hat die Familie den weitaus steinigeren Weg auf sich genommen und mit Hilfe des Wiener Architekten Friedrich W. Schöffauer ein fast 100 Jahre altes Haus für das 21. Jahrhundert adaptiert. „Wir haben hart daran gearbeitet, unsere eigenen Vorstellungen vom Wohnen so perfekt wie möglich in die Realität umzusetzen“, bringt es Bernhard Strof auf den Punkt: offene, großzügige Räume mit viel Platz zum Wohnen, eine „symbiotische“ Verbindung mit der alten Bausubstanz zu den notwendigen Erweiterungsbauten und ein Farbkonzept, das ganz auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten ist. „Mit kräftigen Farben lassen sich wunderbare Akzente in einem Wohnraum setzen.“

Ein echter Blickfang ist das Haus schon vom Weitem: Ein moderner Zubau in Form eines Würfels wurde von der Wiener Malerin Sabine Skarich in ein modernes Kunstwerk verwandelt. „Die Farben verändern ihre Leuchtkraft und Schattierung mit dem Lichteinfall“, erklärt der Hausherr nicht ohne Stolz. Der futuristische Eindruck wird durch den Entwurf des Architekten noch verstärkt. „Kein Fenster gleicht hier dem anderen“, führt Strof weiter aus, „und somit ergeben sich durch das ganze Haus immer wieder sogar für uns noch überraschende Blickwinkel und Sichtachsen.“ Der „Kubus“, wie der Zubau liebevoll genannt wird, schmiegt sich wie ein Rucksack an das alte Bauernhäuschen an. Mit verschiedenen Fenstergrößen wird die moderne Handschrift auch im Altbau weitergeführt – und verbindet Altes mit Neuem mit Bedacht.

Auch die 130 Quadratmeter Wohnfläche im Inneren des Hauses halten so manche Überraschung bereit, wie etwa das Farbkonzept: Die kräftigen Farben wirken im ersten Moment ein wenig übertrieben, erzeugen aber nach nur wenigen Minuten ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. „Die Farbtöne wurden ganz bewusst ausgewählt“, so Bernhard Strof. „Warme Töne zum Wohnen und im Bereich der Heizkörper, dafür blaue, also sterilere Töne für die Nassräume.“ Der rote Gießharzboden zieht sich ebenfalls wie ein roter Faden durch die Räume des Hauses. Bernhard Strof: „Das Konzept ist eigentlich sehr einfach. Der Neubau ist durchgehend farbig, während der Altbau von den Farben her rein in Weiß gehalten ist.“

Nur im Ess-Bereich hat man sich statt für den glatten Harzboden für ein edles Parkett aus Nussbaum entschieden. „Das habe ich sogar mit dem eigenen Wagen direkt aus Hamburg geholt, weil ich mir einen ganz bestimmten Farbton eingebildet habe“, erzählt der Bauherr. Das Ergebnis ist auf jeden Fall sehenswert.

Die Aufteilung der Räume präsentiert sich wie folgt: Im „Kubus“ befindet sich der große Wohn- und Lebensbereich mit TV und Musik-Ecke. Über eine schicke Freitreppe aus Edelstahl gelangt man in den ersten Stock, in dem es sich die Eltern gemütlich gemacht haben. Im Altbau des Hauses wurden die Küche, die Kinderzimmer und auch die Sanitärräume untergebracht. „Auf einen klassischen Betonkeller haben wir verzichtet“, sagt Bernhard Strof und verweist aber auf den alten Erdkeller aus der Entstehungszeit des Bauernhäuschens.

Auch bei der Einrichtung haben die Bauherren, Bernhard Strof und seine Frau Roswitha Dachauer, sehr konkrete Vorstellungen: „Wohnräume sollen ihre eigene Wirkung entfalten und nicht mit Möbeln zugestellt werden“, lautet etwa eine andere Wohnmaxime des Paares. Ein kleines Regal hier, ein hübscher Sessel da, in Summe jedoch eine sehr minimalistische Innenausstattung.

So finden sich in den Wohnräumen generell nur sehr vereinzelt Möbelstücke. Diese sind jedoch dann individuell vom Tischler gefertigt, wie etwa das große, eingebaute Wohnzimmerregal. Oder sie stellen für sich selbst schon einen Blickfang dar, zum Beispiel die alte englische Ledercouch im Wohnzimmer. Freilich: Auf eine Einbauküche wollten die Hausbesitzer nicht verzichten. Die in schlichtem Weiß gehaltenen Schränke passen sich jedoch unauffällig in das Komplettkonzept ein.

Auch das Badezimmer hat so seine ganz individuelle Note. „Fliesen im Badezimmer haben uns nie so richtig gefallen“, so Bernhard Strof. Lange wurde über eine Alternative diskutiert und schließlich hat man sich für Latexfarbe entschieden. „Diese hält vielleicht keine 20 Jahre“, so Strof, „ist aber mit weitaus weniger Aufwand zu erneuern als ein gefliestes Bad. Und noch eine Überraschung gibt es im Nassraum zu entdecken: Wie das Werk eines futuristischen Künstlers wurde die Dusche neben der Badewanne gestaltet. Rechteckige Formen, die das kubische Konzept des Anbaus im Kleinen wiederholt und weiterführt.

Bernhard Strof und Roswitha Dachauer sprechen bei ihrem Haus gern von einer „geglückten Symbiose“. Also einem gelungenen Zusammenspiel von ihren eigenen Ideen, den Vorstellungen des Architekten und auch dem kreativen Input der Künstlerin. „Es waren oft stundenlange Diskussionen notwendig, um unterschiedliche Meinungen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.“ Frei nach dem Motto: Experiment gegen Konvention, Kunst gegen Bauordnung.

In Summe ein Invest, das sich auf jeden Fall rentiert hat. Kreativ, gemütlich, modern und dennoch nicht völlig gegen den Strich gebürstet bietet dieses Haus auch für die nächsten Jahre noch Entwicklungsmöglichkeiten. „Den Dachstuhl des alten Hauses haben wir etwas gehoben und somit die Option für eine Erweiterung der Wohnfläche geschaffen“, meint Bernhard Strof ein wenig nüchtern. Vielleicht hat das Paar ja auch noch eine Familienerweiterung im Sinne ...

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