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Hausbesitzer, die jetzt clever thermisch sanieren, können pro Jahr bis zu 1.400 Euro an Heizkosten einsparen.

©Getty

Die Österreicher sind Sanierungsmuffel. Erst ein mageres Prozent der Einfamilienhausbesitzer zwischen Bodensee und Eisenstadt hat das traute Heim nach dem letzten Stand der Technik isoliert und abgedichtet. Damit heizen die Österreicher ihr Geld nicht nur sprichwörtlich sondern tatsächlich beim Fenste{mosimage}{mosimage}r hinaus. Denn der Unterschied in der jährlichen Heizkostenabrechnung zwischen einem nicht isolierten Einfamilienhaus, das in den 60er Jahren gebaut wurde und einem modernen, thermisch optimierten Wohnhaus beträgt satte 1.400 Euro im Jahr.

Jetzt doppelt gewinnen

Franz Roland Jany, Geschäftsführer der Gemeinschaft Dämmstoff Industrie (GDI): „Mit einer zielgerichteten und optimal durchgeführten Thermischen Sanierung kann jeder österreichische Einfamilienhausbesitzer auf Dauer sehr viel Geld sparen. Die Energiekosten können gerade bei älteren Einfamilienhäusern aus den 60er, 70er und 80er Jahren, die gar nicht oder nur sehr geringfügig wärmeisoliert sind, um bis zu 60 Prozent verringert werden.“ Rechnet man da noch die bis zu 5.000 Euro staatlicher Förderung dazu, amortisieren sich die Kosten für eine fachmännische Hausabdichtung schon binnen weniger Jahre.

Jany: „Ohne thermische Sanierung wird Österreich die ehrgeizigen Kyoto-Ziele zur Verringerung der CO2-Emission nicht erreichen. Dann drohen Strafzahlungen in Höhe von voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro. Dieses Geld wäre wesentlich besser in die Wärmeisolierung investiert.“ Eine flächendeckende Wärmedämmung wäre auch ein wichtiger Schritt Österreichs in Richtung mehr Energieautonomie. Jany: „Im Jahr 2030 wird Österreich 70 Prozent seiner Energie aus dem Ausland beziehen müssen, wenn es nicht endlich zu wirklich massiven Einsparungsmaßnahmen kommt.“
Derart großes Einsparungspotenzial ist aber, da sind sich alle Experten einig, durch den massiven Einsatz der Thermischen Sanierung des Wohnhausbestandes zu erreichen.

Zu wenig Aufklärung
Der Grund für die zögerliche Durchführung von Thermischen Sanierungen durch private Hausbesitzer ist rasch gefunden. Bei einer Erhebung durch das Linzer market Institut gaben 58 Prozent der befragten 500 Eigenheimbesitzer an, dass ihnen die Sanierung zu teuer kommt, 31 Prozent klagten über mangelnde Information über Kosten, Nutzen und Finanzierungsmöglichkeiten und 26 Prozent sahen gar keine Notwendigkeit, das Haus an moderne Energiestandards anzupassen. Jany: „Hier gilt es seitens der Politik und der Energieversorgen, weiter massiv Aufklärungsarbeit zu leisten. Wie das Rechenbeispiel der Donau Uni zeigt, amortisieren sich Investitionen in den Wärmeschutz gerade bei den derzeit sehr hohen Energiepreisen rasch wieder. Langfristig steigen die Konsumenten aus Sanierungen sehr positiv aus.“

Erste Erfolge

Dass Thermische Sanierung bei den Österreicherinnen und Österreichern durchaus ein Thema ist, zeigt der Genossenschaftswohnbau. Hier konnte die Sanierungsrate auf drei Prozent gesteigert werden, unter anderem auch dadurch, dass sämtliche ­Sanierungsmaßnahmen im erneuerten Mietrecht den Mietern von Genossenschaftswohnungen steuerliche Vorteile bringen.
Auf diesen Effekt setzt auch Hans Pöcho vom Baukonzern Hazet. Pöcho: „Im mehrgeschossigen Wohnbau ist das Einsparungspotenzial am höchsten und die gewünschten Beschäftigungseffekte können am schnellsten erreicht werden. Ich hoffe, das hier die Initiative der Bundesregierung auch die Bundesländer dazu bringt, ihre Fördertöpfe entsprechend einzusetzen. Als Beispiel kann da ruhig Wien dienen, wo mit dem Projekt Tewosan inzwischen sehr erfolgreich ältere Zinshäuser generalsaniert werden.“



Sanieren senkt Heizkosten um 70%
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Zufriedenere Mieter
Die Mieter leben auf jeden Fall wesentlich lieber in sanierten als in nicht sanierten Wohnbauten.
Laut market-Umfrage spüren 65 Prozent der Mieter von sanierten Wohnhäusern eine deutliche Komfortverbesserung, immerhin 31 ­Prozent freuen sich über die geringer gewordenen Heizkosten.
GDI-Chef Jany ist hoffnungsfroh, dass die Fördermittel des Bundes im Herbst weiter ausgebaut werden: „Derartige Maßnahmen benötigen immer einige Monate, bis sich die Bevölkerung informiert zeigt und die Ansuchen stellt. Ich glaube, dass auch aus dem Gewerbebereich noch sehr viele Klein- und Mittelbetriebe die Chance ergreifen werden, ihre Betriebskosten deutlich zu senken.“

Hazet-Chef Pöcho rechnet auch damit, dass die vom Wirtschaftsministerium angekündigten Sanierungsmaßnahmen der Bundesbauten, etwa bei Schulen, Amtsgebäuden und Universitäten, noch zusätzliche Vorbildwirkung haben werden. Ganz im Sinne der Initiatoren.

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