Traurige Bilanz: 76 Journalisten 2009 getötet

Teilen

Gewalt und Repression gegen Journalisten haben 2009 laut "Reporter ohne Grenzen" (RSF, bzw. ROG) deutlich zugenommen. Mindestens 76 Journalisten wurden weltweit bei ihrer Arbeit oder wegen ihres Berufs getötet, 16 mehr als 2008. Die um fast 27 Prozent erhöhte Todesrate sei vor allem eine Folge des Mordes an 30 Journalisten auf der südphilippinischen Insel Mindanao im November 2009. Besonders gefährliche Länder für Journalisten waren Somalia (9 Todesfälle), Pakistan (5) und Russland (5), wie aus dem am Mittwoch publizierten RSF-Bericht hervorgeht.

In Kriegen und im Umfeld von Wahlauseinandersetzungen seien Journalisten besonderen Bedrohungen ausgesetzt. Sie gerieten in die Schusslinie, würden gezielt ermordet oder entführt, teilte RSF-Generalsekretär Jean-Francois Julliard anlässlich der Veröffentlichung der Jahresbilanz mit. Im Iran würden viele Journalisten für ihre kritischen Berichte vor und nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Juni mit Verhören, Gefängnisstrafen, Schikanen und schweren Misshandlungen drangsaliert. Auch Blogger wurden häufiger festgenommen, und die Zahl der zensierten Medien habe sich deutlich erhöht.

Eine größere Zahl von Journalisten wurde in diesem Jahr auch körperlich angegriffen oder bedroht. 1.456 Medienmitarbeiter wurden Opfer dieser Form von Gewalt, im Vorjahr waren es 929. Die Zahl der zensierten Medien stieg von 353 auf 570. Entführt wurden 33 Medienmitarbeiter (2008: 29). Zum ersten Mal hat RSF in der Jahresbilanz die Zahl von Journalisten veröffentlicht, die in den vergangenen zwölf Monaten gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen. Demnach seien 157 Medienmitarbeiter ins Exil gegangen, weil ihr Leben oder ihre Freiheit bedroht worden seien.

"Unsere größte Sorge ist in diesem Jahr der massive Exodus von Journalisten aus repressiven Staaten wie dem Iran oder Sri Lanka: Die Behörden in diesen Ländern fördern häufig bewusst eine Flucht von Journalisten und Bloggern, um damit den Pluralismus der Meinungen und Kritik zu unterdrücken. Diese Tendenz ist gefährlich und sie muss mit allen Kräften verurteilt und angeprangert werden", warnte der RSF-Generalsekretär.

Gefährdete Lokaljournalisten

Mit einer Ausnahme, dem französisch-spanischen Fotoreporter Christian Poveda, starben alle der im Jahr 2009 getöteten Journalisten in ihren Heimatländern. "Sie genießen häufig nicht die gleiche Bekanntheit wie einige ausländische Reporter. Dabei sind es die lokalen Journalisten, die jedes Jahr einen höheren Preis zahlen, um unser Recht auf Informationen über Konflikte, Korruption oder Umweltzerstörung zu garantieren", so Julliard.

Kritik übt RSF insbesondere an Israels Verhalten während der dreiwöchigen Gaza-Militäroffensive. "Nicht nur der Zugang ausländischer Medienvertreter zum palästinensischen Gebiet war gesperrt. Das israelische Militär hat auch entgegen humanitärem Völkerrecht Gebäude angegriffen, in denen ausländische Medien ansässig waren. Zwei Reporter wurden dabei getötet". Im russischen Kaukasus war das Jahr für Journalisten und Menschenrechtsaktivisten ebenfalls besonders gefährlich. Natalija Estemirowa in Tschetschenien und Malik Achmedilow in Dagestan wurden ermordet, die Täter gingen bisher straffrei aus.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.