Bundesbank entmachtet Vorstandsmitglied Sarrazin

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Nach umstrittenen Äußerungen zur Ausländer-Integration zieht die deutsche Bundesbank Konsequenzen.

Das Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin verliert seine Zuständigkeit für den wichtigen Bereich Bargeld. Künftig ist der 64-Jährige nur noch für IT und Risiko-Controlling verantwortlich. Das teilte die Deutsche Bundesbank nach einer Vorstandssitzung mit. Die Neuverteilung der Aufgaben tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft.

Thilo Sarrazins bisherige Zuständigkeit im Bargeldbereich wird künftig von Vorstandsmitglied Hans Georg Fabritius übernommen, der zudem Controlling und Zahlungsverkehr überwacht. Die Entscheidung wurde von den 6 Vorständen getroffen, insbesondere Bundesbank-Präsident Axel Weber habe den Plan unterstützt, verlautete aus Kreisen der Notenbank.

Kritik und Zustimmung

Sarrazin hatte sich in einem Interview kritisch über in Berlin lebende Türken und Araber geäußert. Er war dafür von verschiedenen Seiten heftig kritisiert worden, hatte in der Öffentlichkeit aber auch viel Zustimmung erfahren.

In dem Gespräch mit der weitgehend unbekannten Kulturzeitschrift "Lettre International" sagte das SPD-Mitglied unter anderem, eine große Zahl von Arabern und Türken in Berlin habe keine produktive Funktion außer für den Obst- und Gemüsehandel. "Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert", hatte Sarazin gesagt.

Heftige Kritik kam vom Zentralrat der Juden, dem Zentralrat der Muslime sowie dem Berliner Integrationsbeauftragten, die Sarrazin zum Rücktritt aufforderten. Sarrazin hat sich für seine Äußerungen bereits entschuldigt. Der jüdische Schriftsteller Ralph Giordano verteidigte am Dienstag die umstrittenen Äußerungen des Politikers.

Sarrazin liege in der Sache richtig, habe sich aber im Ton vergriffen, sagte der Holocaust- Überlebende dem Sender "MDR Info". "Sarrazin beschreibt die Wirklichkeit darin so, wie sie ist, und nicht wie seit vielen Jahren von der politischen Korrektheit dargestellt", sagte Giordano.

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