Absteiger: Thilo Sarrazin

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Der Deutsche-Bundesbank-Chef wegen rassistischer Äußerungen in Kritik.

Medienberichten zufolge soll Sarrazin nun sogar die Zuständigkeit für Bargeldumlauf und Risiko-Controlling im Bundesbank-Vorstand verlieren. Eine Entlassung ist dagegen nicht möglich, wie laut "Spiegel" rechtliche Prüfungen ergaben. Aus der Berliner SPD wurden unterdessen Rufe nach einem Parteiausschluss laut.

Das Magazin "Focus" und die "Welt am Sonntag" berichteten, Bundesbank-Chef Axel Weber wolle den Zuständigkeitsbereich Sarrazins einschränken. Dies sehe eine Vorlage für die Sitzung des Bundesbank-Vorstandes am Dienstag vor. Sarrazin würde dann nur noch für den Bereich Informationstechnologie verantwortlich bleiben. Der Berliner "Tagesspiegel am Sonntag" berichtete unter Berufung auf Bankenkreise, bei der Bundesbank sei man wegen des Skandals um dessen Äußerungen "extrem sauer" auf Sarrazin.

Kritik an Migranten

Was war passiert? Der langjährige Berliner Finanzsenator warf in einem Interview türkischen und arabischen Einwanderern in Berlin vor, sie seien "weder integrationswillig noch integrationsfähig". Sie hätten "keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel" und "produzierten ständig neue kleine Kopftuchmädchen".

Scharfe Kritik an Sarrazin gab es deswegen auch erneut aus der SPD. Am Landesparteitag forderten mehrere Redner den Parteiausschluss des früheren Finanzsenators. Ein Antrag der Jusos auf ein Parteiordnungsverfahren scheiterte allerdings aus formalen Gründen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, ohne Sarrazin beim Namen zu nennen, es gehöre zur SPD-Parteimitgliedschaft, "Menschen, die von woanders herkommen, nicht zu diffamieren".

Zumindest partielle Unterstützung erhielt Sarrazin vom Bezirksbürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD). Zwar kritisierte er, Sarrazins "Rundumschlag" sei "nicht wirklich hilfreich, sondern verstärkt nur die Gräben zwischen den Sozialromantikern und denen, die eine gleichermaßen engagierte wie intervenierende Integrationspolitik fordern". Gleichwohl sei Sarrazins Analyse "den Realitäten sicherlich schon sehr nahe gekommen", sagte Buschkowsky der Zeitschrift "Super-Illu". Dort, wo der Integrationswille zu schwach sei, "müssen wir einschreiten und klarmachen, dass gesellschaftliche Leistungen auch mit der Erwartung einer Gegenleistung verbunden sind".

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, wertete die Äußerungen des Bundesbank-Vorstands in der "Bild am Sonntag" als "ernsten Weckruf". Das Blatt veröffentlichte auch eine Umfrage des Instituts Emnid, wonach 51 % der Deutschen der Aussage Sarrazins zustimmen, ein Großteil der arabischen und türkischen Einwanderer sei nicht integrationswillig oder integrationsfähig. 39 Prozent der Befragten halten diese Aussage für falsch. Nur Grün-Wähler stimmen der Aussage mit 64 % mehrheitlich nicht zu (Ja: 24 %).

Die größte Zustimmung gibt es mit 59 % bei Unionswählern (Nein: 31 Prozent), gefolgt von Linke-Wählern, von denen 55 % Sarrazins Ansicht teilen (Nein: 36 %). Von den Anhängern der FDP stimmten 54 % Sarrazin zu (Nein: 42 %), bei den SPD-Wählern waren es 50 Prozent (Nein: 42 %). 69 % der Befragten finden, es sei richtig, dass Sarrazin eine Debatte über Integration angestoßen hat. Die Befragung fand am vergangenen Donnerstag statt.

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