25. Jubiläum

Fanta4 feiern Silberhochzeit

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Neues Album "Rekord" kommt am Freitag - Konzert, am 9.1.2015 in Wien.

Seit 25 Jahren sind die Fantastischen Vier schon zusammen - ein Rekord für die Stuttgarter Hip-Hop-Combo, hält es in der Branche doch kaum eine Band so lange miteinander aus. Dabei ist das Geheimnis der langen Ehe naheliegend: "Getrennte Wohnorte", verrät Smudo, ein Viertel der Band, die zum Jubiläum am kommenden Freitag das Album "Rekord" veröffentlicht und demnächst auf Tour geht.

Charterfolge
25 Jahre ist es her, dass die Musiker Michael Bernd Schmidt alias Smudo, Thomas Dürr alias Thomas D und Michael Beck alias Michi Beck sowie Produzent Andreas Rieke alias And.Ypsilon erstmals als Die Fantastischen Vier auftraten. 1991 folgte mit "Jetzt geht's ab" das Debütalbum und mit "Die da!?!" der erste Hit für die Band, aber auch für das Genre Deutschrap. In den Folgejahren regnete es Charterfolge, auch in Österreich - von "Sie ist weg" bis "MfG - Mit freundlichen Grüßen" über "Troy", "Ernten was wir säen" und "Einfach sein", für das Herbert Grönemeyer den Refrain besteuerte.

Älteste Rapper
Heute bezeichnen sich Fanta 4 als "Deutschlands dienstältester Rap-Act", freuen sich über knapp sieben Mio. verkaufte Einheiten und schreiben sich das Motto "Immer noch tight" auf die Brust. Seit Jahren geht jeder für sich auch Solo-Projekten nach, allen voran Thomas D, der in seinen Songs gerne philosophisch wird. Smudo und Michi Beck wiederum sind neuerdings als Promi-Coaches bei der Musik-Castingshow "The Voice of Germany" (ProSieben und Sat.1) auf Talentsuche. Auch abseits der TV-Bildschirme kümmert man sich um den Nachwuchs: Die 1998 gegründete eigene Agentur Four Artists hat u.a. den österreichischen Chartstürmer und Andre-Heller-Sohn Left Boy unter Vertrag, "worauf wir superstolz sind, weil wir Fans sind", sagt Michi Beck im APA-Interview.

Keine Ehekrise bei den 4
"Es war wichtig, dass wir nicht alle in Stuttgart kleben geblieben sind und versucht haben, so weiter zu machen wie in der ersten Hälfte der 90er Jahre", meint Beck zu den diversen Aktivitäten abseits des Bandgeschehens. "Das hat uns so richtig derbe Ehekrisen erspart." Auch "Ehepartner" Smudo schätzt die Tatsache, dass "wir durch verschiedene Wohnorte jedem den eigenen Raum zur Entfaltung gelassen haben". "Das war ein Akt, eine Erkenntnis - die auch wichtig ist in allen Ehen -, dass jeder ein Individuum ist und man die Verschiedenartigkeit akzeptiert."

Heute leben alle Vier über ganz Deutschland verteilt; die Distanz wird mit dem Internet überbrückt, Ideen und Skizzen werden laufend zwischen den Bandmitgliedern hin- und hergeschickt. "Du kannst in Echtzeit auf der anderen Seite der Republik kurz etwas drauf singen und wieder zurück schicken", sagt Beck. Nur zur Fertigstellung der Songs trifft man sich dann, "das ist natürlich essenziell, um eine Gruppendynamik zu erzielen und dieses Band-Feeling, das es auch haben muss". Dass nach 25 Jahren erst das neunte Album erscheint, verwundert bei der aufwendigen Logistik nicht. "Es ist wie mit Wein, Leder und Käse", so Smudo. "Das braucht Zeit und wird mit dem Alter und der Reife immer besser."

Mainstream Hip Hop
Einst als Vorreiter des deutschsprachigen Raps gefeiert und seitdem zunehmend auch in den Mainstream gerutscht, stellen die Fantas noch heute den Anspruch an sich selbst, sich neu zu erfinden. "Wir wollen keine alten Erfolgsmuster abreiten, sondern kämpfen um jeden neuen Song, jede neue Zeile", sagt Beck. "Wir wollen uns nicht wiederholen, auch wenn wir schon sehr viel geschrieben haben. Wir wollen Stücke machen, die nicht gehört werden, weil sie von den Fantas sind, sondern weil sie gut sind. Weil sie berühren, weil sie vielleicht den einen oder anderen bewegen mögen." Bei vier so unterschiedlichen Persönlichkeiten findet sich auch auf "Rekord" eine entsprechend große Bandbreite von "Hau auf die Fresse" bis "Nimm mich in den Arm" (O-Ton Smudo).

Die Hip-Hop-Anfänge klingen da ebenso durch wie Pop, Clubsounds und 80er-Jahre-Nostalgie. Für den tanzbaren Titeltrack "25" wurde etwa Don Snows 80er-Nummer "25 years" gesampelt. Auf "Heute" wird gar mit orientalischen Klängen experimentiert, auf "Typisch Ich" mit Videospiel-Sounds. Ruhiger lassen die Fantas es bei "Gott ist mein Zeuge", einer kraftvollen Ballade von Thomas D, und "Wie geliebt" angehen - inklusive Streichern und einem eingängigen Refrain über das Alleinsein, gesungen von Michi Beck.

Gemein haben alle 13 Lieder den "Fantalismus" - den humorvollen Zugang zu ernsthaften Themen. Passend zum Jubiläum ziehen sich mit Augenzwinkern Zeit, Wandel und Popstartum durch das Album. Da wird in "Lass sehen" ("Alle haben ein iPhone, ich hab Langeweile") mit der Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken abgerechnet, während "Single" mit schönen Wortspielereien zwischen Beziehungsstatus und Single-Auskopplung aufwartet: "Will gehört und gespürt werden, rauf und runter gespielt werden". Die Nummer, die am längsten hängen bleibt, ist gerade erst ausgekoppelt worden: Der Mutmach-Song "Und Los" kommt mit Orgel-Part, Streichern, Chor und Motivationsvideo daher. Da heißt es dann zynisch: "Wir wollen ne Revolution oder ne schnelle Million / Im Moment fehlt die Vision doch irgendwas findet sich schon / Dann wird Geschichte geschrieben oder mal richtig verdient".

TV-Portait
Das Vierteljahrhundert Bandgeschichte zeichnet indes Rudi Dolezal in einem TV-Porträt nach, das am Tag vor Albumveröffentlichung auf Servus TV erstausgestrahlt wird (23.10., 20.15 Uhr). Mit den Musikvideo-Produzenten Dolezal und Hannes Rossacher haben Fanta 4 bereits in den 90er Jahren zusammengearbeitet - nicht zuletzt deshalb sind sie "ja rein kulturell sowieso Halbösterreicher, alleine dass wir jedes Mal nach Vorarlberg gehen zum Kick-Off-Meeting" für die Albumproduktion, meint Smudo. Den "Rekord"-Tourneeauftakt gibt es dementsprechend beim Weltcup Montafon in Schruns.

Konzert am 9.Jänner 2015 in Wien
Das Wien-Konzert unterdessen musste wegen der TV-Verpflichtungen von Smudo und Michi Beck von 3. Dezember auf 9. Jänner 2015 verschoben werden, was manch Fan laut Kommentaren auf der Band-Facebook-Seite "unverzeihlich" findet. Vielleicht kann das neue Album die Wogen ja glätten. "Wir haben so lange daran gearbeitet", sagt Beck, "und dass dann rauszulassen auf alle Kanäle, das ist schon schön."

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