Tierschützerprozess

Gerichts-Tumult um Sex-Agentin

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Die verdeckte Ermittlerin "Danielle Durand“ sorgte für Aufruhr. 

Mittwoch um 14.30 Uhr brach im Tierschützerprozess am Landesgericht Wiener Neustadt die Hölle los: Drei Angeklagte stürmten empört aus dem Saal. Einige Zuschauer begannen vor Wut zu schreien und wurden von Polizisten hinausgetragen. Die Verteidigerriege trat in ein Wortgefecht mit Richterin Sonja Arleth, die völlig die Fassung verlor und den Tränen nahe schien. Um 14.40 Uhr brach die Vorsitzende die Verhandlung ab.

Eklat
Grund des Eklats: die mit Spannung erwartete Einvernahme der verdeckten Ermittlerin, die sich unter dem Namen "Danielle Durand“ beim "Verein gegen Tierfabriken“ (VGT) eingeschlichen hatte. 15 Monate schnüffelte die 32-jährige Blondine bei den Tierfreunden, mit dem Aktivisten Mag. Felix Hnat soll sie sogar ins Bett gestiegen sein. Strafrechtliches Resultat: null. Auf insgesamt 96 Seiten heimlicher Berichte in den Jahren 2007 und 2008 konnte die Polizistin kein einziges Delikt anmerken.

Monsterprozess
Trotzdem wird VGT-Chef DDr. Martin Balluch und zwölf weiteren Tierrechtlern seit 2. März wegen angeblicher "Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ein Monsterprozess ­gemacht. Unglaublicher aber noch: Die entlastenden Protokolle der Liebesagentin waren ursprünglich nicht im Akt.

Spannung
Erst vor vier Wochen flog der Einsatz durch eine zufällig entdeckte Notiz auf – ÖSTERREICH berichtete. Und nach einer Schrecksekunde reagierten die Angeklagten offensiv: Sie beantragten Ex-Freundin "Dani“, die sie hintergangen hatte, als Entlastungszeugin. Richterin Arleth spielte mit. Bereits Montag war der Auftritt der verdeckten Ermittlerin geplant, scheiterte aber an der endlosen Einvernahme ihres Führungsoffiziers Stefan Wappel. Mittwoch schien es endlich so weit. In Erwartung der pikanten Zeugin starrte das Publikum gebannt zur Saaltür, da erklärte Vorsitzende Arleth überraschend: "Die Zeugin wird kontradiktorisch einvernommen“ (also in einem Nebenzimmer mit Übertragung).

Gewichtig
Im selben Moment auf einer Leinwand zu sehen: Agentin Dani, mit einer schwarzen Perücke auf Gundel Gaukeley gestylt und so gewichtig, als wäre sie von der Lebensmittelpolizei strafversetzt worden, weil sie alle Proben selbst aufgegessen hat. Insider Felix Hnat rief sofort: "Diese Frau kenne ich nicht!“ Die Richterin begründete die Sonderstellung der Zeugin mit der angeblichen Gefährlichkeit der Angeklagten und wischte Einwände der Verteidiger weg, diese Einschätzung sei skandalös, weil gleichsam eine Vorverurteilung.

Augenblicke später eskalierte die Situation. Der Prozess wird heute fortgesetzt.

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