Interview

Schmied: Keine Studiengebühren wären mir lieber

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Die frischgebackene Unterrichtsministerin und Ex-Bankerin Claudie Schmied im Interview mit "Österreich"-Journalistin Iris Brüggler.

ÖSTERREICH: Wie war das Gefühl, angelobt zu werden, während 1.000 Menschen auf der Straße demonstrieren?

Claudia Schmied: Ich kann mir Netteres vorstellen. Mir wäre es natürlich lieber gewesen, unter Applaus den Weg zur Angelobung anzutreten.

ÖSTERREICH: Verstehen Sie die Demonstranten?

Schmied: Nun, sie sind eben enttäuscht und geben diesem Gefühl Ausdruck.

ÖSTERREICH: Aber Sie sind mit dem Sozialdienst für Studierende einverstanden?

schmied: Der Begriff „Sozialdienst“ gefällt mir in diesem Zusammenhang nicht. Ich halte aber viel von der Idee, einen Dienst an der Gesellschaft zu leisten. Freiwillig Nachhilfeunterricht zu geben, ist ein interessanter Ansatz. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, wenn es die Studiengebühren nicht gäbe. Aber das ist eben das Verhandlungsergebnis mit dem Koalitionspartner.

ÖSTERREICH: Stichwort Gesamtschule. Sie wollen, dass diese Schulform kommt?

Schmied: Langfristig wollen wir uns in diese Richtung entwickeln. Wir werden uns international verschiedene Modelle ansehen. Aber auch beim Begriff „Gesamtschule“ spießt es sich bei mir. Ich möchte mich hier mehr am Begriff „Talente“ orientieren. Es geht darum, wie man Freude am Lernen entwickeln kann.

ÖSTERREICH: Haben Sie Angst vor den PISA-Zahlen? Die Ergebnisse kommen im Herbst.

Schmied: Vor Zahlen habe ich niemals Angst! Diesen Bereich möchte ich mir aber noch deutlich ansehen.

ÖSTERREICH: Kommen wir zum großen Bereich der Kunst und Kultur: Ihr Vorgänger Morak hatte wenig Bezug zu Künstlern, obwohl er selbst einer war. Wie werden Sie als Bankerin auf Künstler zugehen?

Schmied: Hier stehe ich für Weltoffenheit und Kompetenz. Vom Kopf her komme ich natürlich aus der Welt der Wirtschaft. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass im Kultur- und Kunstbereich oft mehr von Geld geredet wird, als im Bankenbereich. Mir geht es darum, mit den Künstlern in einen Dialog zu treten.

ÖSTERREICH: Wird es mehr Geld für die Bundestheater und Bundesmuseen geben?

Schmied: Hier muss ich alles genau studieren und analysieren. Ich bin kein Mensch für Hauruck-Aktionen.

ÖSTERREICH: Haben Sie zur Besetzung der Staatsoper schon Überlegungen angestellt?

Schmied: Das wäre noch zu früh, aber mir ist klar, dass es ein zentrales Thema ist.

ÖSTERREICH: Wie lange haben Sie nachgedacht, ob Sie dieses riesige Ministerium übernehmen wollen?

schmied: Die Aufgabe ist riesengroß, die Chancen sind riesengroß, das korrespondiert also nicht mit der Nachdenkzeit, die ich hatte. Aber der Job ist dermaßen attraktiv, dass ich nicht lange überlegt habe. Es war ein sehr emotionales „Ja“.

ÖSTERREICH: Wie war die Amtsübergabe von Vorgängerin Elisabeth Gehrer?

schmied: Außerordentlich respektvoll.

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