Vater stahl für Familie

1 Monat U-Haft für 2 Kilo Tomaten

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Keine Gnade für Dieb - Gestern Prozess in Wien. 

Es ist eigentlich ein handfester Justizskandal. Während verurteilte Vergewaltiger mit Fußfesseln davonkommen, klickten für den zweifachen Familien­vater Dalibor T. (24) wegen Lebensmitteldiebstahls im März erst die Handschellen, schließlich landete er sogar in der Justizanstalt Josefstadt: U-Haft.

Obwohl er zuvor nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt hatte. Für einen Monat saß er mit den „harten Jungs“ hinter Gittern. Mit mutmaßlichen Räubern, Mördern und Vergewaltigern. Am Montag kurz vor Mittag führte ein Justizwachebeamter am Landesgericht den „armen Teufel“ vor. In Handschellen.

Erst als Dalibor T. (24) seine Familie, die beiden Kinder und seinen Rechtsanwalt Normann Hofstätter im voll besetzten Gerichtssaal erblickte, huschte ihm ein hoffnungsvoller Ausdruck übers Gesicht. Die Staatsanwaltschaft legte ihm gewerbsmäßigen Diebstahl zur Last. Im März war der 24-Jährige völlig verzweifelt in einen Supermarkt in Wien-Margareten marschiert, zu Hause wartete seine hungernde Familie.

„Ich hatte kein Geld, um meine Familie zu ernähren“
Erst stopfte in Windeseile zwei Kilo Tomaten, Kartoffel, Gurken, Überraschungseier für die Kinder und noch mehr Lebensmittel in einen Trolley, verschwand durch die Hintertür und kam ungeschoren davon. Weil es offenbar so gut geklappt hatte, wollte er am darauffolgenden Tag erneut „gratis einkaufen“ gehen. Doch er wurde auf frischer Tat ertappt und landete im Bau.

„Warum haben Sie das gemacht?“, wollte die erfahrene Richterin Daniela Setz-Hummel von Dalibor T. wissen. „Es tut mir leid“, flüsterte der 24-Jährige mit gesenktem Haupt: „Aber ich hatte keine Arbeit, kein Geld und habe mich geschämt, weil ich meine Familie ernähren wollte.“ Das rechtskräftige Urteil: Dalibor T. bekam eine sechswöchige Bewährungsstrafe, wurde enthaftet und konnte mit seiner Familie heimgehen.

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