Prozess in Wien

18-Jähriger stellte Köpfungsvideos auf Facebook

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Der Beschuldigte soll im Gefängnis radikalisiert worden sein.

Ein 18-jähriger Sympathisant der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hat sich am Dienstag am Wiener Straflandesgericht wegen der Mitgliedschaft einer terroristischen Vereinigung verantworten müssen. Der junge Mann, der wegen schweren Raubes eine Strafhaft absaß, kam in den Gefängnissen in Kontakt mit Radikalisierten und begann daraufhin, Enthauptungsvideos ins Netz zu stellen.

Kontakt mit Islamisten

Bis zum Sommer 2015 verbüßte der 18-Jährige eine 14-monatige Strafhaft wegen schweren Raubes, Nötigung und Erpressung. Sowohl in der Justizanstalt Josefstadt, als auch in der Jugendhaft in Gerasdorf dürfte er Kontakt mit Islamisten gehabt haben. "In der Josefstadt hat mir ein Mitgefangener über den IS erzählt", erzählte der 18-Jährige dem Schöffensenat (Vorsitz: Alexandra Skdrla).

Als der junge Mann entlassen wurde, hat sich einiges in seinem Freundeskreis geändert. "Alle waren religiös. Freunde von mir sind nach Syrien gegangen und dort gestorben", erzählte der gebürtige Tschetschene. Auch ein Onkel und ein Cousin sollen sich im Kriegsgebiet aufhalten. Mit dem Onkel hatte er regen Kontakt, wie die Richterin aus Chat-Protokollen zitierte. "Bei Allah, wir werden uns bald wiedersehen", kündigte er dem Onkel im Kampfgebiet an.

IS-Propagandavideos

Laut Staatsanwaltschaft begann der Bursche in den darauffolgenden Monaten über seine Facebook-Seite Propagandavideos des IS hochzuladen. Er erstellte sogar selbst ein solches Video, das vom Gericht vorgespielt wurde. Der 18-Jährige soll dabei mehrfach angekündigt haben, sich selbst bald in das vom IS kontrollierte Gebiet zu begeben, obwohl der Tschetschene selbst mit fünf Jahren aus einem Kriegsgebiet geflüchtet ist. "Er kam nicht mit Spielsachen im Handgepäck, sondern mit einem Riesentrauma", sagte sein Verteidiger Mirsad Musliu. "Andere spielten in diesem Alter im Sandkasten. Er musste zusehen, wie andere getötet werden"

"Ich hatte niemals vor, da runter zu gehen"

Um nicht allein nach Syrien reisen zu müssen, soll er zudem auch drei Mädchen über die Messengerdienste "Whatsapp" und "Telegram" angeschrieben haben, sich mit ihnen sogar nach islamischen Recht verlobt haben, wie die Anklagebehörde ausführte. "Ich wollte dazu gehören", rechtfertigte sich der 18-Jährige. Und die Mädchen wollte er mit den Wünschen, in ein Kriegsgebiet zu gehen, "beeindrucken". "Ich hatte niemals vor, da runter zu gehen", sagte der Angeklagte.

"Wer kämpft denn in Syrien", fragte die Richterin. "Ich weiß, dass der IS kämpft", so der Beschuldigte. "Ja, aber gegen wen", ließ Skdrla nicht locker. "Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass sie für die Religion kämpfen."

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