Melk

250 Waffen: Die irre Welt des Killers

Teilen

Der Amokläufer, der drei Cops und einen Sani erschoss, führte ein irres Doppelleben: Jäger und Wilderer. Lebensfroh und Totenkult. Und krimineller als gedacht.

So fanden die Ermittler, im Bunker auf seinem Anwesen in Großpriel, in dem sich Alois Huber (55) zuletzt verschanzt hatte, an die 250 Langwaffen. So wie es aussieht, dürften die meisten Gewehre aus Jagdhütten in Ostösterreich stammen.

Beweise für Einbrüche und Wilderei gefunden

  • Dazu passen auch mehrere gestohlene Kennzeichen, die er offensichtlich bei den Fahrten zu seinen nächtlichen Coups verwendet hatte. Mit den sichergestellten Beweismitteln glauben die Cops, ihm zumindest acht von bis zu 40 illegalen Abschüssen von Hirschen sowie unzählige Einbrüche nachweisen zu können.

Alois Huber: Fast täglich war er am Schießstand

  • Wie auch in der Amoknacht dürfte der alleinstehende Unternehmer stets mit seinen protzigen Geländewagen unterwegs gewesen sein, um als heimlicher „Wilderer vom Annaberg“ umzugehen.
  • Der Witwer, der sich in Gasthäusern bescheiden und erfolgreich gab, war in Wirklichkeit seit dem Tod seiner Frau ein Getriebener: Er war fast täglich am Schießplatz, nahm an Großwildjagden teil und ließ sich in Übersee mit dem Hubschrauber sogar in der Wildnis aussetzen, um den Survival-Kick zu suchen.

Der Wilderer hatte ein Vermögen angehäuft

  • An Geld soll es dem Transportunternehmer nicht gemangelt haben, sagen alle Bekannten.
  • Dass etwas mit ihm nicht stimmen konnte, müssen schon viele in seiner Umgebung geahnt haben. So wussten am Tag nach der Wahnsinnstat alle im Gasthaus Jägerwirt in Anzendorf, dass der „Lois“ (wie sie ihn nennen) den Krebstod seiner Frau vor 18 Jahren nie verkraftet hat: Er errichtete auf seinem Anwesen eine eigene Gedenkkapelle. Ihre Urne war in seinem Haus immer in seiner Nähe, nachdem sie im Krematorium verbrannt worden war.

Erst legte er Feuer, dann schoss er sich in den Kopf

  • Apropos Feuer: Damit könnte sich auch erklären, warum der Amokläufer während der 12-Stunden-Belagerung in seinem Versteck zuerst Feuer legte, um sich hernach mit einer Kugel in den Kopf selbst zu richten.
  • Ein weiterer Punkt, der jetzt nicht nur seinen Bekannten, die alle fassungslos sind, zu grübeln gibt, ist die Frage, ob Alois Huber seinen blutigen Abgang vorgeplant hatte.

Vor 2 Jahren verletzte er einen Jäger schwer

  • Vor zwei Jahren war ein anderer Jäger bei Matzleinsdorf von einem Wilderer mit einem Messer attackiert worden – der damals Unbekannte konnte allerdings von dem kräftig gebauten Kontrahenten verjagt werden.
  • Vor zwei Monaten soll er angefangen haben, seinen Besitz zu verkaufen, etwa seinen BMW GS 1200. Gegenüber seinem besten Freund befürchtete er zuletzt, schizophren zu sein, sprach von einem „zweiten Ich“.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Die Toten: Diese vier Menschen erschoss Alois H.

Das ist der Wilderer Alois Huber

Laut seinem besten Freund hatte sich alles mit dem Tod seiner Frau vor 18 Jahren geändert: Alois H. durchlebte ein langes psychisches Tief und konnte wohl bis zuletzt nicht loslassen....

....im Hof des Hauses des Spediteurs in Großpriel war eine Kapelle für die verstorbene Gattin, in der er täglich betete. Eine neue Frau an seiner Seite fand er nie, dafür hatte er „Burgi“, seinen Schäferhund, den er abgöttisch liebte....

...der Hund hatte eine künstliche Hüfte – immer wieder fuhr er mit „Burgi“ in das tiefste Waldviertel zu einer Hundetherapeutin. Eine Minute Massieren hat 50 Euro gekostet...

...da war ihm nichts zu teuer. Ebenso alles, was mit der Jagd zu tun hatte. Alois Huber war auch auf Großwild- und bei Hubschrauberjagden – alles, um seine Frau zu vergessen, die an Krebs verstorben war...

...der Tod seiner Gattin dürfte auch der Startschuss für seine Wilderer-Karriere gewesen sein. Mindestens sechs Hirsche soll Waffennarr Huber aus dem Auto heraus seit sechs Jahren getötet haben. Die Kadaver ließ er achtlos liegen, nur die wertvollen Geweihe nahm der Unternehmer mit. Indes mehren sich die Hinweise, dass der Täter seinen blutigen Abgang schon länger geplant haben könnte – vor zwei Monaten fing er an, seinen Besitz zu veräußern. So verkaufte er zum Beispiel seinen BMW GS 1200. Auch befürchtete er zuletzt gegenüber seinem Freund, „schizophren“ zu sein.

Fotos vom Luxus-Vierkanthof von Wilderer Alois Huber

Das Anwesen: Vierkanthof, Lagerhalle und separates Herrschafts-Wohnhaus..

...Spur der Zerstörung: Panzer rammten Loch in die Außenwand des Herrschaftshauses. Die Panorama-Bilder machen deutlich, weshalb der Großeinsatz der Cobra und der Polizei (335 Beamte) so lange dauerte...

....das Haus ist stattlich, verwinkelt. Hinter jeder Ecke hätte der Wilderer lauern können....

...Spezialeinheiten durchkämmten Zentimeter für Zentimeter alle Gebäude...

...schließlich entdeckten sie ein Geheim-Bunker im Keller des Hauses. Dort fanden sie die verbrannte Leiche des 55-Jährigen Transportunternehmers.

Blick auf die Lagerhalle von der Ferne ...

...und aus der Nähe...

...im Ort herrscht Fassungslosigkeit. Alois Huber war allen bekannt.

Aber auch Erleichterung macht sich breit, dass der Fall gelöst ist.

Die Trauer gilt jetzt den Angehörigen der Toten.