Ehemaliger Klient

Anschlag auf Anwalt: "Versace" war's

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Ausgerechnet ein Brandanschlag drohte zum Cold Case zu werden. Die nunmehrige Klärung des Falls macht Kripo und Halbwelt fassungslos.

Seit Dezember 2008 lebte der Wiener Staranwalt Werner Tomanek „mit einem gewissen Unbehagen“. Aus gutem Grund. Denn während der Advokat damals ein paar Tage Skiurlaub machte, hatten offenbar gut informierte Gangster seine luxuriöse Dachwohnung in der Innenstadt in Brand gesetzt.

Im Alltag bei Gericht hat Strafverteidiger Tomanek viel mit Ruß zu tun. Aber als engagierter Profi, der selbst Vierfachmördern und Kokain-Königen milde Urteile verschafft, muss sich der Advokat nicht vor verbrannten Fingern fürchten. Seine Sorge daher lange Zeit: „Ich weiß nicht, wer mir Böses will. Das macht es so schwer, mich zu schützen.“

Todfreund. Seit Mittwoch weiß es Tomanek besser: Er hatte offenbar einen Todfreund. Denn da gestand ein 38-jähriger Steirer im Kreuzverhör wegen eines Banküberfalls, dass er auch in der Wohnung des Anwalts Feuer gelegt hat. Für ein Entgelt von 3.000 Euro, bezahlt vom Wiener Zuhälter Thommy U., Spitzname „Versace“. Der mutmaßliche Anstifter wurde umgehend verhaftet.

Bombe. Die Klärung des Kriminalfalls schlug im Milieu wie eine Bombe ein. Denn dort galt der 38-jährige Thommy U. lange Jahre nicht nur optisch als Zwilling, sondern auch als Seelenverwandter seines Anwalts Tomanek.

Der Strafverteidiger, in der Vorstadt Ottakring geboren, versteht sich als Rebell der Arbeiterklasse, als Beistand Schwacher gegen Autoritäten. Auch Thommy U., Chefzuhälter rund um die Felberstraße, geht für seinen Gerechtigkeitssinn durchs Feuer. Weil er kein Schutzgeld zahlen wollte, legte er sich mit Gürtelboss Richard R. – und korrupten Polizisten an. Weil er geklagt wurde, suchte er Tomaneks Hilfe. Und als er dessen Honorar nicht zahlen konnte, wurde er dessen Hilfskraft.

„Aber Thommy hat mein Vertrauen enttäuscht, deshalb haben wir uns freundschaftlich getrennt“, erzählt Tomanek. „Versace“ sah das offenbar anders.

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