Prozess-Start in Krems

Arsen-
Morde: Schulden als Motiv?

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Staatsanwalt wirft Frau Doppelmord vor - Arsen-Witwe: „Ich habe niemand getötet“. 

Fast ganz in Schwarz betritt Bogumila W. (52) um 9.35 Uhr den Schwurgerichtssaal in Krems. Ihr grauer Pul­lover unterstreicht die Blässe in ihrem Gesicht. Obwohl die gebürtige Polin offensichtlich mehrere Kilos verloren hat, wirkt sie stark, fast kämpferisch.

Neun weibliche und zwei männliche Geschworene sollen entscheiden, ob die Altenpflegerin und Mutter eines erwachsenen Sohnes eine skrupellose Killerin ist. Geht es nach der Staatsanwaltschaft, ist das bewiesen. Zweifacher Mord, schwerer Betrug und Diebstahl sind nur einige Punkte, die die Anklage der Frau zur Last legt. Sie soll den Wiener Herbert A. (68) und den Niederösterreicher Alois F. (62) mit Arsen vergiftet und ihnen hohe Summen Bargeld und Wertsachen abgenommen haben. Alleine im Fall Herbert A. soll sich die Angeklagte 100.000 Euro angeeignet haben, so Staatsanwältin Susanne Waidecker.

Prozess gegen Arsen-Witwe

Angeklagte: „Sie haben mir freiwillig Geld gegeben“
Die Angeklagte selbst bestreitet die Vorwürfe. Sie habe niemanden getötet. Die Männer hätten ihr freiwillig Geld und Wertsachen gegeben. Ein Vermögen habe sie jedoch nicht angehäuft. Im Gegenteil, sie habe damit größtenteils die Schulden ihres Sohnes bezahlt. Ist sie also vielleicht wirklich ein Gutmensch? Jemand, der sich aufopferungsvoll um zwei Männer kümmert und später die eigene Familie finanziell rettet? So stellt sie sich am Montagmorgen dar.

Bogumila W.: „Serben 
haben den Mann getötet“
Fakt ist: Während des ersten Prozesstages verstrickt sich die Angeklagte in Widersprüche. Ihre Aussagen bei der Polizei-Einvernahme stellt sie „richtig“. Die Geschworenen sind irritiert, auch die Richter sind genervt. Und Bogumila W. präsentiert eine eigene Tatversion: Serben, Nachbarn des ersten Opfers, hätten dieses getötet. Heute geht der Prozess weiter. Für Bogumila W. gilt die Unschuldsvermutung.

›Sie gaben mir freiwillig Geld‹
Die Befragung der Angeklagten via Dolmetscher gestaltete sich langwierig. Auszüge aus dem Protokoll.

  • Bogumila W. über die Vergiftung: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Männer an einer Arsenvergiftung gestorben sind. Ich kann mir das sowieso alles nicht erklären.“
  • … über das Verhältnis zu Opfer Herbert A.: „Wir hatten nie Sex. Er hat es nur allen Freunden und Bekannten erzählt, weil er mit mir angeben wollte. Ich war für ihn wie eine Tochter.“
  • … über das Geld: „Die Männer haben mir freiwillig Geld und Wertsachen gegeben. Ich habe kein Vermögen angehäuft, sondern die Schulden meines Sohnes bezahlt.“
  • … über ihren Sohn in Polen: „Mein Sohn hatte eine Spielhalle in Polen und ist pleitegegangen. Er hatte viele Schulden.“
  • … über die Unterschrift auf einem Vertrag von Opfer Herbert A.: „Ich habe für ihn unterschrieben, weil er so schwach war.“

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