Bergsteiger am Leben

Dramatische Rettung am Berg

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Spektakulär: Nach einer angsterfüllten Nacht auf einem Felsvorsprung am Ötscher wurden am Sonntag drei Jung-Alpinisten gerettet.

Dunkelheit, wie man sie nur am Berg erfährt, den schneidenden Wind im Gesicht und Hunderte Meter extrem steilen Abgrund unter sich. So erlebten Emanuel Danisch (34), Martin Mitterstiel (33) und Sven Sauerwein (38) die Nacht auf Montag.

Nur nicht einschlafen
Festgeklemmt auf einem wackeligen Felsvorsprung, der gerade genug Platz zum Sitzen bot, mussten die Männer aus Wien etwa 100 Meter unter dem Gipfel des Großen Ötscher (1.893 Meter) bis gestern früh ausharren – ein durch Steinschlag gerissenes Seil und ein Fehler beim letzten Stück des Klettersteiges in der Nordwand hatten ihnen keine andere Wahl gelassen. Besonders bedrohlich: Sie durften trotz Sicherung nicht einschlafen, sonst wären sie in den Abgrund gestürzt.

Video: So verbrachten die Drei die Nacht:

Gefahr für Retter
Gestern, um 7.30 Uhr dann die Erleichterung, nachdem die Rotorblätter des Hubschraubers vor den Augen der Bergsteiger auftauchte und sie sicher ins Tal zurückbrachte. Doch davor lag eine dramatische Nacht – für die Drei, wie auch für 10 Männer der Bergrettung Ötscher, die nach dem Notruf kurz nach Mitternacht um 2 Uhr den Aufstieg wagten. "Wir waren um vier Uhr am Gipfel, konnten sie auch hören, aber es war zu gefährlich, für sie und für uns. Der Fels ist dort einfach zu brüchig“, erklärt Einsatzleiter Johann Egger, warum er um 6 Uhr den Hubschrauber des Innenministeriums anforderte, der um 6.30 Uhr in Wien abhob.

„Wir waren zu spät“
Nach der Seilbergung eine Stunde später hatten alle wieder festen Boden unter sich und waren heilfroh, das Abenteuer unverletzt überstanden zu haben. Sauerwein: "Wir haben uns am Ende verstiegen und dann wurde es dunkel. Wir waren zu spät dran“, so der gebürtige Tiroler selbstkritisch.

Ein Glück für die Männer:
Die Sommernacht kühlte nur auf 15 Grad ab und bis auf den Schlafentzug geht es ihnen schon wieder gut. Fazit: „Ein riesiges Danke an die Bergrettung.“

Sie waren gut ausgerüstet, erfahren und doch konnten sie weder vor noch zurück. Das erlebten die Männer in der Nacht am Berg.

ÖSTERREICH:
Warum kamen Sie überhaupt in Bergnot?

Sven Sauerwein:
Naja, man muss schon sagen, dass wir zu spät dran waren für diese an sich schwierige Tour. Als wir uns dann auch noch verstiegen hatten und zu weit links kamen, rannte uns die Zeit davon. Der Steinschlag, der uns das Seil zerriss, war noch ein Punkt und dann mussten wir stehen bleiben.

ÖSTERREICH:
Wie verbrachten Sie die Nacht eigentlich?

Sauerwein:
Nach dem Notruf wurden wir via Handy von der Bergrettung immer informiert und warteten auf Hilfe. Wir durften aber nicht einschlafen, weil wir ja am Fels saßen.

ÖSTERREICH:
Wie viel Platz war dort?

Sauerwein:
Gar keiner, ein Doppel- und ein Einzelsitz, unter einem Felsvorsprung.

ÖSTERREICH:
Hatten Sie genug Proviant und Getränke mit?

Sauerwein:
Zu Trinken hatten wir und nachdem wir im Tal waren, sind wir im Gasthaus was essen gegangen – es war echt eine lange Nacht.

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