Wien Donaustadt

Ehepaar in Aspern getötet: Kein Mordprozess

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Der mutmaßliche Täter leidet an durchgehender paranoider Schizophrenie.

Der Mann, der am 18. Mai 2015 im Stadtteil Aspern in Wien-Donaustadt ein älteres Ehepaar - 75 und 74 Jahre alt - getötet haben soll, bekommt keinen Mordprozess. Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigt dem 30-Jährigen, zum Tatzeitpunkt zurechnungsunfähig gewesen sein zu. Der gebürtige Pole leidet demnach an einer durchgehenden paranoiden Schizophrenie und ist nicht schuldfähig.

Antrag auf Unterbringung in Anstalt

Die Staatsanwaltschaft Wien hat aufgrund dessen Ende der vergangenen Woche beim Straflandesgericht einen Antrag auf Unterbringung des Mannes in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingebracht, gab Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage bekannt. Wie der Sprecher der Anklagebehörde, Thomas Vecsey, dazu am Montag mitteilte, wird sich ein Wiener Schwurgericht auch mit einer Bluttat in Göteborg auseinanderzusetzen haben, die einen 79-Jährigen das Leben kostete. Dieses Faktum wurde auf Ersuchen der schwedischen Behörden in das Wiener Verfahren miteinbezogen. Wann gegen den psychisch Kranken verhandelt wird, steht noch nicht fest.

Stimmen gehört

Der 30 Jahre alte gebürtige Pole behauptet, innere Stimmen hätten ihm befohlen, Gerhard H. (75) und seine um ein Jahr jüngere Ehefrau Erna zu töten. Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, wies die Bluttat in Aspern frappante Parallelen zu einem Verbrechen auf, das der Mann knapp vier Wochen zuvor in Schweden begangen haben soll.

Zwei Tage, bevor das Wiener Ehepaar - der Mann war ein früherer Bezirksrat der SPÖ - ums Leben kam, hatte sich der Pole auf einem verwilderten Nachbargrundstück niedergelassen, wo er zunächst im Freien hauste. Hunger und Durst dürften ihn schließlich dazu getrieben haben, in das Haus des Ex-Politikers einzudringen. Die beiden wurden auf ihn aufmerksam, worauf er die beiden mit Schlägen mit einem stumpfen Gegenstand bzw. einem Messer zu Tode brachte.

Schriftzug "Tantal"

Der Sohn des Paares entdeckte in der Nacht auf den 22. Mai 2015 die übel zugerichteten Leichen seiner Eltern im Eingangsbereich des Hauses in der Böckingstraße bzw. im Garten. Am Körper der Frau hatte der Täter mit Holzlasur den Schriftzug "Tantal" hinterlassen, ehe er das Weite suchte. Er wurde Anfang Juni mit Europäischem Haftbefehl in Düsseldorf festgenommen und zur Strafverfolgung an die Wiener Justiz ausgeliefert.

Die Parallelen des Wiener Falls zu jenem in Göteborg sind unübersehbar. Am 22. April 2015 soll der 30-Jährige in das alte, verlassen wirkende Haus eines 79 Jahre alten Mannes eingedrungen sein und die Räumlichkeiten durchwühlt haben. Als der Besitzer nach Hause kam, dürfte ihn der Eindringling ohne Vorwarnung mit einem Messer attackiert haben. Er versetzte dem Mann Stiche in Kopf, Hals und Brust. Kausal für den Todeseintritt war eine klaffende Wunde an der rechten Halsseite. Mit dem Blut des Opfers schrieb er "Tantal" auf die Leiche. Wie später in Wien, duschte sich der mutmaßliche Täter noch, versorgte sich mit neuer Kleidung und nahm Bargeld mit.

Wollte "Böses" tun

Gegenüber dem psychiatrischen Sachverständigen, der ihn im Wiener Ermittlungsverfahren untersuchte, gab der 30-Jährige an, er habe "Böses" tun wollen. Was er mit dem Schriftzug "Tantal" ausdrücken wollte, konnte bzw. wollte der Mann nicht beantworten. Sollten die Geschworenen dem Unterbringungsantrag Folge leisten, kann der Mann ohne zeitliche Begrenzung so lange im Maßnahmenvollzug angehalten werden, bis Experten bescheinigen, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht.

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