Todes-Sturm

"Emma" wütet weiter durch Österreich und Europa

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Das Sturmtief "Emma" wütete auch am Sonntag über Europa. Ingesamt starben 14 Menschen durch das Orkantief.

Das Orkantief "Emma" hat mit gewaltiger Kraft über Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern gewütet und mindestens 14 Menschen in den Tod gerissen. In Österreich starben vier, in Deutschland sechs Menschen. Das Unwetter wehte Dächer weg, entwurzelte Bäume, kippte Fahrzeuge um, zerstörte Stromleitungen und brachte den Reiseverkehr durcheinander. Polizei und Feuerwehr sprachen von Schäden in Millionenhöhe. Am Samstag, dem meteorologischen Frühlingsanfang, gab es heftige Hagelschauer, Schnee, Gewitter und Überschwemmungen. Viele Menschen wurden verletzt. In Bayern knickte eine Kirchturmspitze ab, in Wien fiel ein Kran auf Bahngleise, an der Nordsee liefen Sturmfluten auf.

Aufräumarbeiten am Sonntag
Am Sonntag beruhigte sich die Lage. Die Aufräumarbeiten waren in vollem Gange. Die Münchener Rück konnte die genaue Höhe der Versicherungsschäden noch nicht schätzen. Am stärksten betroffen war Bayern, wo es am Samstag auf Gleisen und Straßen ein Verkehrschaos gab. Nach Angaben der Deutschen Bahn hat "Emma" jedoch deutlich weniger angerichtet als der Orkan "Kyrill" im Jänner 2007. "Der Sturm war in Dauer und Intensität nicht vergleichbar", sagte ein Sprecher. Am Sonntag hieß es auf den meisten Strecken wieder: Freie Fahrt!

Rekord-Windgeschwindigkeiten
Vielerorts erreichte "Emma" am Samstag Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 Kilometern pro Stunde. Den Rekordwert registrierte der Wetterdienst meteomedia mit 222 km/h auf dem 1.838 Meter hohen Wendelstein in den Bayerischen Alpen.

Die höchsten Windgeschwindigkeiten:

Ort

Km/h

Wien-Schwechat

141

Salzburg-Flughafen

140

Bad Mitterndorf

129

Obertauern

126

Kremsmuenster

125

Mariazell/St. Sebastian

124

Irdning/Gumpenstein

123

Wolfsegg

122

Großenzersdorf

122

Weyer

122

Seibersdorf

122

Linz Hörsching

120

Retz

118

Mattsee

118

Wien/Hohe Warte

117

Innsbruck-Flughafen

115

Mooslandl

114

Bad Mitterndorf

114

Waidhofen/Ybbs

114

Zwerndorf-Marchegg

113

Bad Gleichenberg/Stradnerkogel

113

Lilienfeld/Tarschberg

110

Bruckneudorf

109

Gänserndorf

108

Wels/Schleißheim

108

Schöngrabern

107

Amstetten

106

Wien/Unterlaa

105

Lunz

105

Ranshofen

103

Kirchdorf/Tirol

103

Wien-Innere Stadt

102

Bad Goisern

102

Klausen-Leopoldsdorf

102

Aigen im Ennstal

101

St. Radegund

100

Betroffen waren auch am Sonntag besonders der nördliche Teil von Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und das nördliche Burgenland.

Deutscher Tourist starb in Tirol
In Tirol starb ein 77 Jahre alter deutscher Tourist, als ein Baum auf sein Auto krachte. Ebenfalls in Tirol kam auf einem Campingplatz ein 69-Jähriger Deutscher ums Leben. Eine Windböe hatte den Urlauber und seine Frau unter dem eigenen Wohnwagen begraben. Die Frau kam ins Krankenhaus. In St. Pölten wurde eine Frau getötet, als ein Baum ihr Cabrio zerschmetterte. Im Bundesland Salzburg wurde ein Urlauber in einem Taxi von einem herabstürzenden Felsbrocken erschlagen.

Salzburg - Deutsches Eck wieder befahrbar
Nach dem durch den Orkan "Emma" verursachten Felssturz bei Unken im Salzburger Pinzgau, bei dem am Samstag zu Mittag ein 47-jähriger Brite ums Leben gekommen war, konnte die Polizei die Loferer Bundesstraße B178 im Bereich des so genannten Kniepasses am Sonntag um 8.30 Uhr wieder für den Verkehr freigeben. Die Fahrt über das "Kleine deutsche Eck" ist somit wieder möglich, berichtete der ÖAMTC in einer Aussendung.

Kleinere Behinderungen gab es allerdings noch auf deutscher Seite, und zwar im Bereich zwischen Bad Reichenhall und Unterjättenberg, aber auch dort wurde eine Umleitung eingerichtet. Wegen des unbeständigen Wetters schloss die Polizei Lofer aber eine neuerliche Sperre der B178 für den Sonntag nicht aus.

Am Samstag zu Mittag hatte "Emma" oberhalb der Bundesstraße mehrere Bäume entwurzelt, was einen Felssturz verursachte. Ein Brocken fiel genau auf das Dach eines Taxis, das vom Salzburger Flughafen Richtung Tirol unterwegs war. Ein im Fonds sitzender 47-jähriger Brite aus Manchester wurde dabei getötet. Der Lenker, ein in Österreich wohnhafter 31-jähriger Niederländer, und der 44-jährige Beifahrer wurden durch den Felssturz nur leicht verletzt.

Oberösterreich - Mann stürzte vom Dach
Ein 45-jähriger Arbeiter aus Bruck-Waasen (Bezirk Grieskirchen) in Oberösterreich hat am Samstagnachmittag ein vom Sturm "Emma" beschädigtes Dach repariert und ist dabei fünf Meter in die Tiefe gestürzt. Das berichtete die Sicherheitsdirektion in einer Presseaussendung am Sonntag. Der Verletzte musste mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.

Gegen 14.20 Uhr war der 45-Jährige am Anwesen seines Bruders damit beschäftigt, kaputte Dachziegel zu erneuern. Dabei verlor er auf dem nassen Dach den Halt und fiel zu Boden. Sein Bruder fand den Verletzten kurze Zeit darauf und alarmierte sofort die Einsatzkräfte. Nach der Erstversorgung durch den Notarzt kam der Oberösterreicher mit Verletzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus Grieskirchen.

Burgenland - Schaden enorm
Das Sturmtief "Emma" hat auch im Burgenland zu Schäden geführt. Besonders betroffen war am Samstag die Gemeinde Stotzing (Bezirk Eisenstadt Umgebung). Dort wurde durch eine Böe der Dachstuhl einer Wohnhausanlage abgerissen, der auf Grund des Wetters dann in den Garten einer Kinderbetreuungseinrichtung fiel, berichtete die Sicherheitsdirektion Burgenland am Sonntag.

Ebenso wurden Pkw in der Gemeinde in Mitleidenschaft gezogen, weitere abgedeckte Dächer vermeldet. Auch Telefonkabeln rissen auf Grund des Sturms. 50 Feuerwehrleute standen in Stotzing im Einsatz. Es gab keine Verletzten.

350 Feuerwehrleute sind am Samstag im Burgenland anlässlich des Sturmtiefs "Emma" im Einsatz gestanden. Ausrücken mussten die Kräfte wegen abgedeckten Dächern, umgestürzten Bäumen, beschädigten Fassaden und blockierten Straßen. Die meisten Schäden befanden sich im Norden des Bundeslandes.

Niederösterreich - Entwurzelte Bäume
Das Sturmtief "Emma" hat in Niederösterreich auch in der Nacht auf Sonntag zu Schäden geführt. Nach Angaben der NÖ Sicherheitsdirektion stürzte etwa in Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) ein Baum auf eine Landesstraße, die in der Folge für den Verkehr zunächst gesperrt werden musste.

Ebenso betroffen war die Südbahnstrecke im Bezirk Neunkirchen: Ein entwurzelter Baum fiel laut Polizei auf die Fahrleitungen der Semmeringbahn. Der Zugverkehr war am Samstag von 20.05 bis 22.07 Uhr zur Gänze eingestellt, danach eingleisig möglich. Ab 22.50 Uhr war die Strecke wieder durchgehend befahrbar, die Aufräumarbeiten der ÖBB abgeschlossen, hieß es von der NÖ Sichrheitsdirektion.

Das Sturmtief "Emma" hatte die niederösterreichischen Einsatzkräfte am Samstag gefordert: Rund 8.500 Mitglieder der Feuerwehr waren in etwa 1.800 Fällen im ganzen Land im Einsatz, um Menschen zu retten, Sachschäden zu verhindern und Aufräumarbeiten zu leisten. Von Stromausfällen waren am Samstag zwischenzeitlich im Mostviertel 15.000 sowie im Wald- und Weinviertel 10.000 EVN-Kunden betroffen.

In NÖ kämpft Feuerwehr weiter
Am Sonntagvormittag sind rund 35 Feuerwehren in Niederösterreich ausgerückt. Die meisten Aufräumarbeiten gab es im Bezirk Baden, so NÖ Landesfeuerwehrsprecher Thomas Neuhauser. Rund 40 Einsätze wurden gegen 10.00 Uhr im Bundesland verzeichnet, sagte er.

Von Stromausfällen waren am Samstag zwischenzeitlich im Mostviertel 15.000 sowie im Wald- und Weinviertel 10.000 EVN-Kunden betroffen. Sonntag gegen 10.15 Uhr waren so gut wie alle Kunden wieder mit Strom versorgt, berichtete EVN-Sprecher Stefan Zach. Die Schäden seien alle rasch behoben worden. Betroffen waren vorerst noch rund 30 Haushalte in Nestelberg im Mostviertel. Dort war ein Baum in eine Leitung gestürzt. Rund 150 Monteure der EVN standen auch am Sonntag im Einsatz, sie waren primär mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

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"Emma" wütete auch in den Nachbarländern. Je zwei Tote gab es in Tschechien und Polen. In Deutschland forderte das Unwetter Menschenleben in fünf Bundesländern: In Deesen (Rheinland-Pfalz) stürzte ein gläubiger Mann von einem Baum in den Tod. Er hatte den Baum mit Seil und Draht sichern wollen, damit dieser nicht auf eine in der Nähe stehende Marienstatue kippt. Ebenfalls in Rheinland-Pfalz wurde ein 58-Jähriger in einem Auto im Westerwald von einer Fichte erschlagen.

In Bayern erfasste eine Böe einen Motorrollerfahrer (72) und drückte ihn in den Gegenverkehr. In Sachsen kam eine 68-Jährige bei einem Autounfall ums Leben. In Baden-Württemberg starb ein 19-jähriger Autofahrer, als er trotz eines starken Graupelschauers auf eisglatter Fahrbahn überholte und mit einem Transporter zusammenstieß. In Sachsen-Anhalt wurde ein 48-Jähriger mit seinem Kleintransporter in die Mittelleitplanke geweht.

Weltcup-Rennen in Zwiesel wegen Sturm abgesagt
Wegen Schneefalls und Windes ist auch der Versuch, am Sonntag auf dem Groben Arber bei Zwiesel einen Damen-Weltcup-Slalom durchzuführen, gescheitert. Das Rennen wird ebenso wie der im Bayerischen Wald ausgefallene Riesentorlauf nicht mehr nachgeholt.

Die Damen reisen nach Crans Montana in die Schweiz weiter, wo am Mittwoch das erste von drei Trainings für die Abfahrt am Samstag und die Super-Kombination am Sonntag auf dem Programm steht. In der Woche darauf findet noch das Weltcup-Finale in Bormio mit vier Einzel-Rennen (Abfahrt, Super-G, Riesentorlauf, Slalom) und einem Team-Event statt.

Zwei Tote in Tschechien
In Tschechien forderte "Emma" zwei Menschenleben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur CTK wurde ein Mann auf einem Friedhof von einem herabfallenden Metallstück getötet. Ein elfjähriges Mädchen wurde unter einem umstürzenden Baum begraben. Vier südböhmische Landkreise riefen den Notstand aus, berichtete Radio Prag. Am Sonntag in der Früh waren in Ostböhmen noch etwa 100.000 Menschen ohne Strom.

Überschwemmungen in Rumänien
Ausläufer des Orkantiefs "Emma" haben in Rumänien zu Überschwemmungen und Sachschäden geführt. Mehr als hundert Familien mussten in den nördlichen Regionen Maramures, Bistrita und Suceava ihre überschwemmten Häuser in der Nacht auf Sonntag verlassen. In mehreren Landesteilen deckten Sturmböen Hausdächer ab und rissen Bäume um.

Vor allem im Nordosten kam es Behinderungen des Straßenverkehrs. Die Stromversorgung fiel vorübergehend in zahlreichen Ortschaften West- und Mittelrumäniens aus, meldete die Nachrichtenagentur Mediafax. Personen kamen nicht zu Schaden.

Zwei Tote und mehrere Verletzte in Polen
Das Orkantief "Emma" hat in Polen nach Angaben der Feuerwehr mindestens zwei Menschenleben gefordert. Mehrere Personen wurden verletzt. Tausende Haushalte hatten keinen Strom.

Ein 42-jähriger Mann sei gestorben, als ein entwurzelter Baum sein Auto zerdrückte, meldete am Sonntag die Polnische Nachrichten-Agentur PAP. Seine Frau, die in ihm in einem anderen Wagen folgte, konnte nicht rechtzeitig bremsen und wurde schwer verletzt. Ein anderer Fahrer starb, weil sich das Dachteil eines vor ihm fahrenden Lasters im Sturm löste und auf sein Auto geweht wurde. Der 28-jährige verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug, kam von der Straße ab und rammte einen Baum.

Die polnische Feuerwehr musste insgesamt mehr als 2.000 Mal ausrücken, um die Schäden zu beseitigen. Die meisten Einsätze gab es im Süden des Landes in Schlesien und Niederschlesien.

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