Salzburg

Er lebt seit einer Woche im Zoo

Teilen

Er wollte nicht länger zusehen, wie der Mensch die Erde ausbeutet – und zog in den Zoo.

„Da ist ja ein Mensch drinnen“, ruft ein kleiner Bub, der an der Hand seiner Mutter durch den Zoo schlendert. „Wenn du nicht brav bist, kommst du da auch hinein“, mahnt diese.

Dabei hat der Salzburger Aktionskünstler Jürgen Fux in seinem Gehege alles, was er zum Leben braucht: Internet, eine Pflegerin, die ihn mit Essen versorgt, eine Couch, seine Kunst.

"Was mir tierisch auf den Geist geht, pack ich an!"
"Unverständnis. Aussagen wie die der Zoobesucherin verstören den Salzburger. Als er vergangenen Donnerstag sein temporäres Domizil gleich neben den Nashörnern bezog, stellte er sich alles noch ganz anders vor, erzählt er im Gespräch mit ÖSTERREICH: „Ich dachte, ich komme mit den Menschen leichter ins Gespräch und kann sie von meinem Projekt überzeugen.“ Zumindest die Hälfte würde sich aber darüber informieren. „Es reicht, wenn nur ein paar verstehen, was ich hier mache“, erklärt Fux.

Konzept
Im Falle des Projekts „ART­enschutz“ geht es um den Umgang des Menschen mit der Erde: „Wir zapfen gedankenlos Rohstoffe ab. So wie wir damit Tiere an den Rand drängen, wird das irgendwann auch mit dem Menschen passieren“, ist der Künstler überzeugt. „Mutter Erde zahlt es uns zurück.“

Als ihm diese Ideen durch den Kopf gingen, verbrachte Fux viel Zeit mit seinen beiden kleinen Kindern im Zoo. „ARTenschutz“ war geboren. Die Idee diskutierte er vor zwei Jahren zum ersten Mal mit Zoo-Direktorin Sabine Grebner, nun wurde sie Wirklichkeit.

Kunst
Was Fux in der Zeit seiner Isolation geschaffen hat, präsentiert er morgen, in Freiheit, im Zoo.

Der Künstler im Gespräch
Isolation ist hart für Fux – er nutzt die Zeit, um Kunst zu schaffen

ÖSTERREICH: Wie fühlen Sie sich nach sechs Tagen Käfig?
Fux: Es ist nicht ohne. In der Nacht glaubt man, dass die Wölfe gleich vor dem Zelt heulen. Tagsüber ist es nicht so einfach, mit der Isolation und den Menschen draußen umzugehen.

ÖSTERREICH: Anfangs wollten Sie Zoobesucher porträtieren. Was ist aus dieser Idee geworden?
Fux: Ich habe mich jetzt auf ein Motiv konzentriert – Augen, aus denen Finger wachsen, die auf einen zeigen. Je nach Tagesstimmung habe ich dieses jetzt verändert.

Die stärksten Bilder des Tages

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Kunstprojekt ARTenschutz