ÖSTERREICH-Interview

"Er wollte mich zum Mittäter machen"

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Oliver D. war der "Freund", dem Philipp K. am Freitagnachmittag seine Tat gestand. Für ÖSTERREICH erzählt der wichtigste Zeuge, wie er den Verdächtigen und das Geständnis erlebte.

Oliver D. (34) war gemeinsam mit Philipp K. am Tatort, als die Polizei Freitagabend die Wohnung stürmte. Davor hatte der mutmaßliche Mörder ihm gegenüber eine Lebensbeichte abgelegt. In ÖSTERREICH erzählt Oliver D.:

So lernten Oliver D. und Philipp einander kennen

OLIVER D.: "Das war vor circa vier Monaten beim Billa in der Auhofstraße, gleich neben Philipps Wohnung. Ich lebe ja auch nur 150 Meter entfernt. Er war da eine Aushilfskraft an der Kasse und hatte gerade seinen ersten Tag. Er sah recht hilflos aus und wusste nicht, was er zuerst machen sollte. Ein Kunde ist ihn angegangen und hat ihn als unfähig beschimpft. Da bin ich dazwischengegangen und habe Philipp verteidigt. So haben wir uns kennengelernt und sind nach seiner Schicht ins Reden gekommen. Er ist Jus-Student, und ich habe ja in Deutschland auch Jura studiert."

So log Philipp K. über seine noble Herkunft

"Ständig hat er erzählt, seine Mutter sei Ärztin und sein Vater ein Topmanager. Da habe ich ihn natürlich gefragt, warum er dann als Aushilfskraft beim Billa arbeiten muss. Seine Antwort war, er hätte das nicht nötig, sondern wollte nur wissen, wie sich Menschen aus der Unterschicht fühlen. Plötzlich hatte er den Job dann nicht mehr. Ich habe den Filialleiter gefragt, was vorgefallen war – ich bin dort ja schon lange Kunde. Der Philipp soll oft zu spät oder gar nicht in die Arbeit gekommen sein. Manchmal ist er neben sich gestanden und hatte geistige Aussetzer."

So entdeckte Oliver D. die blutige Wahrheit

"Seit Donnerstagabend hat mich Philipp sechs Mal angerufen und wollte, dass ich komme. Zuletzt hat er mir am Telefon gesagt: „Ich muss dir was zeigen, es ist was Furchtbares passiert – es fängt mit M an und hört mit D auf.“ Ich bin hin, es war Freitag, um 16.30 Uhr. Als ich in die Wohnung kam, hat er gerade mit seiner Mutter telefoniert. Mir ist sofort die Matratze aufgefallen, die mit Blut getränkt war. „Was hast Du getan?“, hab’ ich ihn gefragt."

"Es ist was Schlimmes passiert. Die Steffi war da"

"Dann hat er mir alles erzählt – wie sie harten SM-Sex hatten, wie sie geschlagen werden wollte, immer stärker. Irgendwann konnte er nicht mehr, hat ein Messer geholt. Ich habe es gesehen: Es war ein Wellenschliffmesser, dem die Spitze abgebrochen war. Erst stach er ihr in den Hals und 40 Mal in den Oberkörper."

Dann zerteilte er die Leiche

"Er wollte, dass ich ihm helfe, die Leichenteile, die anscheinend schon im Müll waren, zu beseitigen. Das habe ich ihm ausgeredet und ihn gebeten, seinen Mann zu stehen und sich zu stellen. „Aus der Sache kommst Du nie raus“, hab’ ich ihm gesagt. Doch er war sicher, dass er damit durchkommen würde."

Diese Rolle spielte Steffis Liebes-Tattoo

"Steffis hatte ein Tattoo auf dem Bauch, auf dem „Philipp“ stand. Philipp hat gesagt, er müsse es vernichten, denn es könnte ihn verraten. Er wollte wissen, wie man eine Tätowierung entfernt und ob ich glaube, dass man das die Toilette hinunterspülen könne. Ich habe ihm gesagt, dass Tätowierungen sehr tief unter die Haut gehen. Doch anscheinend hatte er das alles schon längst erledigt. Die Leiche war weg und die Tätowierung auch. Wahrscheinlich hinuntergespült."

Deshalb hat Philipp Angst vor dem Gefängnis

"Er wollte sich nicht stellen und auch nicht, dass ich ihn zum nächsten Wachzimmer begleite. Er hatte panische Angst vor dem Gefängnis, weil er in seiner Bundesheer-Zeit vergewaltigt worden ist. Er hat drei Männer in einem Lokal kennengelernt und mit ihnen getrunken. Doch die haben ihm K.o.-Tropfen untergejubelt. Dann haben sie ihn in einem Waldstück vergewaltigt. Deshalb hat er mir am Freitag ständig gesagt: „Ich gehe nicht ins Gefängnis. Ich bin zu hübsch. Da werde ich vergewaltigt."

So log Philipp, als die Polizei bei ihm eintraf

"Kurz nach 17 Uhr klopfte es heftig an der Wohnungstüre: „Aufmachen, Polizei!“ Philipp flüsterte: „Sei leise.“ Ich bin aber zur Türe gelaufen und habe die beiden Polizisten hereingelassen. Dann habe ich zu Philipp gesagt: „Hier, bitteschön, die Polizei.“ Ich wollte ihm die Möglichkeit geben, sich zu stellen. Der Polizist fragte, ob er wisse, wo die Stefanie sei, ihre Verwandten suchten sie nämlich. Doch Philipp sagte ganz cool: „Ja, die war hier. Aber wir haben uns gestritten, und sie ist gegangen. Keine Ahnung, wo sie ist.“ Als sich der Beamte umsehen wollte, kam er ihm mit seinen zwei Semestern Jus und wollte einen richterlichen Beschluss sehen. Ich habe ihn den Scheiß machen lassen. Dann sah der Polizist die blutgetränkte Matratze – und ich habe der Polizei alles erzählt."

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