Sahara-Geiseln

Erste Ermittlungsergebnisse?

Teilen

Im Entführungsfall der Salzbuger Touristen gibt es möglicherweise erste Erkenntnisse. Tunesische Zeitung berichtet von Verhören.

Algerische und tunesische Sicherheitskräfte verhören offenbar Dutzende mutmaßliche tunesische "Salafisten" nach Hinweisen auf die Entführer und den Aufenthaltsort der beiden österreichischen Touristen Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber. Wie die algerische Tageszeitung "Le jour d'Algérie" (Online-Ausgabe vom Donnerstag) spekuliert, hätten es die späteren Entführer zunächst auf das Fahrzeug der beiden Österreicher abgesehen. Als die Täter von der Nationalität des Halleiner Paares erfuhren, hätten sie sich zu der Geiselnahme entschlossen.

Festnahmen in Tunesien und Algerien
Die verhörten Tunesier hätten sich "einer gut informierten Quelle" zufolge nach Algerien begeben, um sich der "Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf" (GSPC), die sich inzwischen in "Al-Kaida im Maghreb" umbenannt hat, anzuschließen. Die mutmaßliche Islamisten seien größtenteils im Verwaltungsbezirk der nordostalgerischen Hafenstadt Annaba, aber auch in Algier festgenommen worden. Ein Teil von ihnen sei nach Tunesien überstellt worden.

Gleiche Täter wie schon 2003?
Laut einigen Quellen könnten sich die Geiselnehmer in einem Geländewagen aus Tunesien kommend verirrt haben, heißt es in dem Blatt weiter. Diese Quellen halten es für möglich, dass dieselbe Gruppe für die Tat verantwortlich ist, die auch schon im Jahr 2003 32 europäische Touristen in der algerischen Sahara in ihre Gewalt gebracht hatte.

Nach mehr als 50 Tagen Geiselhaft konnten die acht Salzburger und zwei Tiroler gemeinsam mit sechs Deutschen und einem Schweden vom algerischen Militär befreit werden. Die übrigen Geiseln wurden erst Mitte August, angeblich nach Zahlung eines Lösegeldes seitens der deutschen Bundesregierung, in Mali freigelassen. Eine deutsche Touristin überlebte die Strapazen nicht und starb am 28. Juni an einem Hitzschlag.

Minister: Entführte Österreicher nicht in Tunesien
Die beiden Entführungsopfer befinden sich nach Angaben des tunesischen Tourismusministers Khelil Lajimi nicht in Tunesien. Dies hätten Nachforschungen von Dromedar-Patrouillen in der Wüste und Überwachungsflüge ergeben, sagte Lajimi am Donnerstag gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die österreichischen Touristen seien zu einem "Abenteuer" aufgebrochen, "ganz allein, ohne Führer und ohne die tunesischen Behörden über ihre Route zu informieren".

Ohne Erlaubnis in die Sahara gefahren
Die Bedingungen für eine Reise in die Sahara seien ganz klar festgelegt, betonte der Minister. Man müsse dies beim regionalen Tourismuskommissariat anmelden, über die erforderliche Ausrüstung und über einen Führer verfügen. "Leider sind die Österreicher in die Sahara gereist ohne eine Bewilligung zu beantragen", so Lajimi. Dem Minister zufolge gibt es verstärkte Sicherheitsvorkehrungen im tunesischen Teil der Sahara.

Er fügte hinzu, für Touristen sei Tunesien ein sicheres Reiseland. Man könne sich hier ohne Furcht bewegen. Die Regierung sei daher nicht um die Zukunft des Fremdenverkehrs im Lande besorgt. Es habe auch bis jetzt keine Stornierungen seitens der großen Reiseveranstalter gegeben, sagte er am Rande der internationalen Tourismusmesse MAP in Paris.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.