Pfarrer-Initiative

Erster Priester gefeuert

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Gehört Schüllers Pfarrer-Initiative an - Kardinal Schönborn zieht Konsequenzen. 

Jetzt macht Kardinal Christoph Schönborn Ernst: Dechant Peter Meidinger musste sein Amt abgeben, weil er der „Ungehorsam“-Initiative von Pfarrer Helmut Schüller angehört. Diese fordert etwa ein Ende des Zölibats.

„Der Erzbischof hat mich zu einem Gespräch geladen“, erzählt Meidinger im ÖSTERREICH-Interview. Der 65-Jährige sollte eigentlich als Dechant verlängert werden. Doch Schönborn übte Druck aus: „Der Kardinal verlangte, dass ich mich von dem Wort ,Ungehorsam‘ öffentlich distanziere“, sagt Meidinger, dessen Stimme bedrückt und müde klingt. Sein Name müsse sonst „aus der Liste raus“, so Schönborn.

Meidinger legte das Amt daraufhin zurück. „Wenn 20 Jahre Arbeit als Dechant nicht gereicht haben, dass der Erzbischof Vertrauen gewinnt, dann stehe ich nicht mehr zur Verfügung“, so Meidinger. Ihm tue es leid, jetzt nicht mehr Dechant zu sein. Als einfacher Pfarrer in Piesting darf Meidinger laut Kirchenrecht noch weiter arbeiten.

Schönborn verteidigt sein Vorgehen gegen Dechant
Helmut Schüller meint gegenüber ÖSTERREICH: „Offenbar versucht man jetzt, auf Ebene der Dechanten Druck auszuüben.“ Er persönlich sei noch nicht angegriffen worden.

Die Erzdiözese Wien, der Schönborn vorsteht, verteidigt ihr Vorgehen. „Die Ordnung der Kirche im Dekanat muss eingehalten werden“, so ein Sprecher. Mit dem Aufruf zum „Ungehorsam“ sei das aber nicht vereinbar.

ÖSTERREICH: Warum mussten Sie gehen?
Peter Meidinger:
Ich hätte mich öffentlich von dem Wort „Ungehorsam“ distanzieren müssen, damit ich Dechant bleiben kann. Ich habe mir dann überlegt: Wenn 20 Jahre nicht gereicht haben, dass Kardinal Schönborn Vertrauen gewinnt, dann stehe ich nicht mehr zur Verfügung.“

ÖSTERREICH: Wie war die Atmosphäre in dem Gespräch?
Meidinger:
Ich habe den Druck wachsen gespürt, mit dem ich nicht konnte.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen mit der Entscheidung?
Meidinger:
Es tut mit leid, dass ich nicht mehr Dechant bin. Da hätte ich noch einige interessante Arbeiten gehabt. Meine Pfarren bleiben mir noch.

ÖSTERREICH: Als Pfarrer dürfen Sie weiter arbeiten?
Meidinger:
Noch. Das Kirchenrecht steht hier ausnahmsweise auf meiner Seite.

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