Gute Gesundheit

Ex-Sahara-Geiseln aus Heeresspital entlassen

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Das 8 Monate lang gekidnappte Salzburger Paar wurden im Heeresspital in Stammersdorf untersucht. Jetzt verließen sie das Krankenhaus.

Die beiden am Donnerstag freigelassenen Sahara-Geiseln Andrea Ebner und Wolfgang Kloiber sind am Samstagabend in Wien-Schwechat gelandet und von Verteidigungsminister Norbert Darabos in Empfang genommen worden. Direkt danach ging es mit einem Hubschrauber ins Heeresspital Stammersdorf, um den Gesundheitszustand zu erheben. Am Montag um 12.30 Uhr verließen Ebner und Kloiber auf eigenen Wunsch das Spital. Von seiten der Ärzte gab es keine Bedenken, da sich die beiden Salzburger bei guter Gesundheit befanden. Die Halleiner befinden sich auf dem Heimweg nach Salzburg.

Ein Privat-Pkw und eine Zivilstreife der Polizei begleite die beiden im Februar in der Sahara entführten Touristen. Zuvor seien Kloiber und Ebner einem umfassenden Gesundheits-Check unterzogen worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Sie befänden sich in einem "sehr guten" Gesundheitszustand, gegen ihre Entlassung bestehe keinerlei medizinische Bedenken.

Endlich in die Arme geschlossen
Ebners Sohn und Kloibers Mutter sind am Samstag aus Salzburg angereist, um ihre Lieben nach acht Monaten wieder in die Arme schließen zu können. Samstagabend war es dann so weit. Für die Familie war die Entführung eine besondere seelische Belastung, zumal die Informationen nur spärlich kamen und niemand wusste, ob das Pärchen überhaupt noch am Leben war.

"Irgendwie unglaublich"
Bernhard Ebner berichtete nach dem Besuch bei seinem Vater: "Es ist irgendwie unglaublich, damit hat keiner gerechnet: Sie schauen für diese Umstände wirklich gut aus."

"Frau nichts wert"
Christine Lenz erzählte, dass ihre Tochter Andrea Kloiber "schwer getroffen" war, dass eine Frau in arabischen Ländern nichts wert sei. Die Gekidnappte habe sich als Frau sehr allein gefühlt. "Gut, dass sie zu zweit waren", fügte Kloibers Vater an.

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© oe24

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© EPA

Brot und Wasser
Die Ernährung sei sehr eingeschränkt gewesen, so Bernhard Ebner, "eine Zeitlang hat es nur Brot und Wasser gegeben". Sie hätten auch an Flucht gedacht, aber ohne Erfolg. In dem Gebiet seien die Erfolgschancen bei Null gelegen, gab der 26-jährige Halleiner zu bedenken.

Ständige Ortswechsel
Über den Tagesablauf der Gefangenen meinte er, das Paar und die Entführer seien ständig unterwegs gewesen, das Lager musste immer wieder ab- und aufgebaut werden. Der Alltag drehte sich auch um die Nahrungsmittel- und Trinkwasserbeschaffung. Wie die beiden Schäferhunde, die das Pärchen auf dem Wüstentrip begleiteten, ums Leben gekommen sind, ist weiter unklar.

Hunde wurden erschossen
Einen großen Schock erlebten die beiden Österreicher, als die Geiselnehmer ihre Hunde umbrachten. Chiara und Occi waren treue Begleiter der beiden Salzburger gewesen. „Wir waren ständig in Bewegung“, erzählte Wolfgang Ebner. Gesprochen wurde mit den Entführern mit Händen und Füßen. „Mein Vater spricht Fetzen von Arabisch. Er hat mir erzählt, dass mit der Zeit sein passives Arabisch immer besser wurde“, so Bernhard Ebner.

Geiseln wurden von Tuareg getrennt
Als eine Übergabe der Geiseln mit den Vermittlern ausgemacht worden ist, wurden Ebner und Kloiber voneinander getrennt. Denn die Geiselnehmer befürchteten, dass einem der beiden Österreicher bei dieser gefährlichen Reise etwas zustoßen könnte – sie wollten zumindest eine lebende Geisel an die Behörden übergeben.

Kritik in der Heimat Salzburg
In Hallein überwiegt die Freude über die Freilassung. Der Bürgermeister und Angehörige überlegen, ein Willkommensfest für die beiden Ex-Geiseln auszurichten.

Doch jetzt tauchen auch langsam kritische Stimmen auf gegen die angebliche Lösegeldzahlung in Millionenhöhe: „Für zwei Leute wird so viel Geld ausgegeben, aber beim Kindergarten wird gespart“, sagt etwa eine Pensionistin. Andere Halleiner meinen, die beiden hätten nicht in ein solch gefährliches Land fahren dürfen.

Rückkehr ohne Medienrummel
Wann das Pärchen bereit ist, erste Interviews oder eine Pressekonferenz zu geben, steht noch immer in den Sternen. Sie brauchen offenbar noch etwas Zeit, um auch psychisch wieder zu Hause anzukommen. Ebner will recht bald wieder arbeiten gehen.

Zum Nachlesen: Die Heimkehr der Sahara-Geiseln

Zurück in die Freiheit
Außenministerin Ursula Plassnik war froh, die beiden wieder zurückgebracht zu haben: "Ihre Gefasstheit hat mich beeindruckt", sagte sie. Plassnik hatte die Ex-Geiseln auf dem Flug heimbegleitet. Schritt für Schritt gelte es jetzt für die zwei, wieder in die Freiheit zurückzukommen. Ebner und Kloiber seien jetzt erschöpft wie Sportler nach einer großen Leistung. Sie brauchen jetzt Ruhe, "um wieder festen Boden unter den Füßen" zu bekommen.

Humanitäre Lösung statt Lösegeld
Sie sei mit dem Präsidenten von Mali zusammengetroffen und sich bei ihm bedankt, erklärte Plassnik. Die Außenministerin schloss aus, dass Lösegeld gezahlt wurde, und sprach von einer "humanitären Lösung". Sie konnte nicht sagen, wie lange die Untersuchungen im Heeresspital Stammerdorf dauern werden und wann die beiden nach Salzburg heimkehren können. Plassnik hat sich, wie sie sagte, vor allem um Kloiber Sorgen gemacht, weil sie als Frau den Strapazen bei 56 Grad acht Monate lang verstärkt ausgesetzt war.

Angeblich doch Lösegeld bezahlt
Für die Freilassung der beiden österreichischen Sahara-Geiseln ist nach Angaben aus informierten Kreisen in Mali freilich sehr wohl Lösegeld bezahlt worden. "Ich weiß, dass Lösegeld bezahlt worden ist. Aber die Entführer haben viel weniger bekommen, als sie wollten", sagte die anonym bleiben wollende, über die Verhandlungen informierte Quelle.

Darabos: "Keine Befreiungsaktion"
Darabos, der über den Heeres-Nachrichtendienst in die Bemühungen um die Freilassung der Österreicher eingebunden war, erklärte im ORF, dass die beiden Geiseln auf Grund von Verhandlungen frei gekommen seien. Eine Befreiungsaktion habe nicht stattgefunden. Die Tätergruppe, so Darabos, sei eine Abspaltung der Al Kaida.

Staatsspitze hocherfreut
Die österreichische Staatsspitze begrüßte die Freilassung nach 253 Tagen Geiselhaft. Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Vizekanzler Wilhelm Molterer zeigten sich ebenso wie der geschäftsführende ÖVP-Chef Josef Pröll und der außenpolitische Sprecher der Partei, Wolfgang Schüssel, erleichtert über die Nachricht. Plassnik dankte ebenso wie Gusenbauer dem Präsidenten Malis, Amadou Toumani Touré, als auch den in Österreich mit der Freilassung befassten Stellen, unter ihnen dem nach Afrika entsandten Sonderbotschafter Anton Prohaska.

Das Flugzeug Mit Ebner und Kloibner an Bord/ Foto (c) AP
2 Bilder mit Familie/ Foto (c) APA

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Die Eltern der Salzburgerin Andrea Kloiber, Christine (r.) und Reinhard Lenz

Bernhard Ebner, der Sohn Wolfgang Ebners, bei einer Pressekonferenz am 11. März 2008

Walter Antosch (Bruder von Wolfgang Ebner, li) und Bernhard Ebner (Sohn von Wolfgang Ebner

Wolfgang Ebner auf einem undatiertem Archivbild.

Wolfgang Ebner bei einer seiner frueheren Touren in der Sahara.

Wolfgang Ebner kannte sich in der Sahara gut aus

Andrea Kloiber mit ihren Hunden auf einem undatierten Archivbild

Andrea Kloiber sichtlich ermüdet

Die beiden Ex-Geiseln mit Außenministerin Plassnik

Wolfgang Ebner

Sichtlich glücklich und erleichtert

Freudiger Abschied aus Mali

Andrea Kloiber mit ihrer Mutter Christine Lenz im Heeresspital in Wien

Andrea Kloiber mit ihrer Mutter Christine Lenz im Heeresspital in Wien

Wolfgang Ebner mit seinem Sohn Bernhard Ebner im Heeresspital in Wien