Mit 91 Jahren

Flüchtlingshelferin Maria Loley ist tot

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Im Oktober 1995 eines der Opfer des Briefbombenattentäters Franz Fuchs.

Maria Loley, Gründerin der "Bewegung Mitmensch - Flüchtlingshilfe Poysdorf", ist tot. Die 1924 geborene Flüchtlingshelferin ist laut "Kathpress" am Donnerstag im St. Vitusheim in Laa a.d. Thaya im 92. Lebensjahr friedlich eingeschlafen. Sie war am 16. Oktober 1995 am Postamt ihrer Weinviertler Heimatgemeinde eines der Opfer des Briefbombenattentäters Franz Fuchs geworden.

Schönborn würdigte Loley

Kardinal Christoph Schönborn würdigte Loley als einen "Menschen, der für mich das Evangelium inkarniert hat - auch in seinem unerbittlichen Anspruch an die Menschlichkeit, mit dem sie ja bei manchen angeeckt ist". Auch Schönborn erinnerte in diesem Zusammenhang an das Briefbombenattentat vor mehr als 20 Jahren in Poysdorf. Die Weinviertlerin hatte sich seit 1945 in der Flüchtlingshilfe und engagiert und bis zuletzt dafür votiert, Menschen auf der Flucht eine besondere Zuwendung zukommen zu lassen.

"Wie eine Mutter"

Maria Loley sei "ein starker Bezugspunkt" gewesen, sagte Schönborn. Kennengelernt habe er sie Anfang der 1990er-Jahre, als ihre Flüchtlingsarbeit schon weithin bekannt war. "Ich durfte ihr einen diözesanen Orden verleihen und wusste noch nicht viel von ihr, außer dass sie in Poysdorf unter ziemlichem Widerstand ihr Flüchtlingswerk aufgebaut hatte." Er erinnere sich auch "an die für uns so segensreichen Jahre, als Maria Loley nach ihrer ,Flucht' aus Poysdorf im Priesterseminar der Erzdiözese Schutz gesucht und gefunden hatte - sie ist dort vielen Seminaristen wie eine Mutter geworden", sagte der Kardinal. In diesen Jahren sei auch die große Entfaltung ihrer "Bewegung Mitmensch" gelungen.

Beeindruckt sei er davon gewesen, "wie Maria trotz des Alters und der Krankheit bis zum Schluss unermüdlich in ihrem Einsatz für die Menschen war", betonte Schönborn. Ununterbrochen habe bei ihr das Telefon geläutet, ständig sei sie im Austausch mit ihren Schützlingen, aber auch den vielen Helfern gewesen, die sich ihr angeschlossen und "ihr Werk weitergeführt haben und weiterführen werden". Dieses Hilfswerk sei in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise "voll gefordert und hochaktiv".

Frühes Engagement

Die gebürtige Poysdorferin Maria Loley war ausgebildete Fürsorgerin und bis 1975 in St. Johann im Pongau und Mistelbach tätig. Schon damals engagierte sie sich in der Flüchtlingshilfe. 1994 erhielt Loley den erstmals vergebenen Preis des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Ein Jahr später wurde sie mit dem Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis für Menschenrechte ausgezeichnet und vom ORF-Landesstudio Niederösterreich zur "Frau des Jahres 1994" gewählt.

Briefbomben-Opfer

Am 16. Oktober 1995 wurde die Weinviertlerin ein Opfer einer Briefbombe von Franz Fuchs. Der Zeigefinger, den sie damals verloren hatte, gehe ihr manchmal ab, dem Attentäter habe sie aber verziehen, meinte sie einmal: "Jesus sagt sinngemäß, dass keiner sein Jünger sein kann, der nicht von Herzen seinem Bruder verzeiht." Anlässlich ihres 80. Geburtstags überreichte Kardinal Christoph Schönborn im Jahr 2004 den "Stephanusorden in Gold" an Maria Loley.

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