Sechs Tote in NÖ

Frauen begehen eher "erweiterte Selbstmorde"

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Gerichtspsychiater: "Wollen ihre Liebsten in vermeintlich bessere Welt mitnehmen."

In Böheimkirchen in Niederösterreich hat offenbar eine Frau ihre Mutter, ihren Bruder und die eigenen drei Kinder im Alter zwischen sieben und zehn Jahren erschossen. Laut dem Gerichtspsychiater Reinhard Haller liegt bei Frauen bei derartigen Bluttaten meist ein "erweiterter Selbstmord" vor. "Sie sind oft depressiv und wollen ihre Liebsten in eine vermeintlich bessere Welt mitnehmen."

Außergewöhnlich an der Tat ist allerdings, dass die Frau ihre Opfer erschossen hat. "Das ist sehr selten", sagte Haller am Donnerstag der APA. Es sei daher auch möglich, dass eine psychiatrische Erkrankung vorgelegen ist und die Frau unter Wahnvorstellungen gelitten hat.

Andere Motivlage bei "erweitertem Mord"

Beim wesentlich öfter vorkommenden "erweiterten Mord", der in der Regel von Männern begangen wird, ist die Motivlage eine vollkommen andere: Hier wird etwa bei einem Rosenkrieg ein gezielt gewaltsamer finaler Schlusspunkt gezogen.

Beim "erweiterten Selbstmord" ist das Motiv hingegen ganz anders. "Die Motivlage ist altruistisch", sagte Haller. Täter empfinden eine Situation als vollkommen aussichtslos und möchten auch nicht, dass ihre Liebsten sich diesem Umstand noch länger aussetzen müssen. Der Täter will gemeinsam mit seinem Opfer "alles hinter sich lassen" und sie in "eine bessere Welt mitnehmen".

Gebrauch von Schusswaffen ungewöhnlich

"Erweiteret Selbstmorde", bei denen meist Frauen die Täterinnen sind, "sind in den vergangenen Jahren Gott sei Dank sehr selten geworden", sagte der Gerichtspsychiater. Ein Gebrauch von Schusswaffen ist dabei sehr ungewöhnlich.
 

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