Gericht

Ärzte amputierten falsches Bein

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2 Schuldsprüche wegen Pfusch: Einer Frau (91) wurde das falsche Bein amputiert.

Es ist der Albtraum jedes Patienten: Am 16. Juni 2010 wurde der 91-jährigen Maria O. im Krankenhaus St. Johann (Tirol) das falsche Bein amputiert. Statt des kranken linken wurde ihr einfach das rechte abgenommen. Ein unglaublicher Fehler.

Jetzt standen die Pfusch-Ärzte vor Gericht. Sie kamen glimpflich davon: Der Operateur muss 10.000 Euro Strafe zahlen, ein zweiter Arzt nur 7.200 Euro. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

"Ja, ich bin schuldig."
Chefchirurg an dem verhängnisvollen Tag war Raimund V. (61), ein Deutscher. Bereits zu Beginn der Verhandlung nahm er die ganze Verantwortung für den fatalen Fehler auf sich: "Ja, ich bin schuldig", gestand er. Sein Anwalt Markus Abwerzger ergänzte: "Er hat als Chirurg die Endverantwortung". Als "Entschuldigung" führte der Pfusch-Arzt an: "Ich wusste am 16. Juni gar nicht, dass ich operieren muss." Alles sei an diesem Tag sehr hektisch gewesen: "Ich habe mich auf den fehlerhaften Operationsplan verlassen!", sagte er.

Operateur: "Keine Zeit für die Krankenakte gehabt"
V. hätte unbedingt vor der Operation in die Krankenakte schauen müssen. Das wäre seine Pflicht gewesen. Bloß eine Minute Zeit hätte ihn das gekostet. Der hektische Mediziner tat es nicht: "Ich habe vor der OP einfach keine Zeit mehr gehabt."

Richterin Helga Moser schüttelte bei dieser Argumentation nur mehr den Kopf – Wahnsinn.

Oberarzt machte fehlerhaften OP-Plan
Chefchirurg Raimund V. trägt aber nicht allein Schuld an dem krassen Fehler: Auch Oberarzt Klaus B. (40), ein Tiroler, hat unglaublich geschlampt. Er erstellte am Tag zuvor den fehlerhaften Operations-Plan. Trug das falsche Bein zur Amputation ein. Seither arbeitet der Arzt unter Aufsicht. "Ein OP-Plan ist kein Befund! Aufgrund dessen darf man keine Entscheidung treffen!", versuchte er sich noch herauszureden. Die Richterin glaubte ihm nicht: 7.200.- Euro Strafe.

Der OP-Skandal wurde erst Anfang Juli bekannt: Maria O. (91) litt an einer Gefäßerkrankung: Die Zehen des linken Fußes waren schon schwarz, der Fuß rot angelaufen. "Sofort operieren", beschlossen die Ärzte und – amputierten das gesunde Bein. Wenige Tage nach dem Skandaleingriff wurde ihr auch noch das linke Bein abgenommen. Maria O. geht es heute halbwegs gut: Sie soll 5.000 Euro Teilschmerzensgeld erhalten.

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