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Falll Niels H.

Grazer Top-Mediziner warnte als Erster von Serien-Killer

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Der bekannte Grazer Mediziner gilt als eine der Schlüsselfiguren in den Ermittlungen.

Der ehemalige deutsche Krankenpfleger Niels H. hat nach neuen Erkenntnissen insgesamt mindestens 90 Morde an schwer kranken Klinikpatienten in Oldenburg und Delmenhorst begangen. Das gaben die Ermittler der Sonderkommission Kardio aus Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag in Oldenburg zum Abschluss ihrer Arbeit bekannt. Die Ermittlungen seien aber noch nicht völlig beendet.

So stünden die Ergebnisse der toxikologischen Analysen von 41 exhumierten Patienten noch aus. Nach Angaben der Ermittler handelt es sich um einen in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte einmaligen Fall. Die Dimension der Verbrechen von H. mache "fassungslos", sagte Oldenburgs Polizeipräsident Johann Kühme. Er betonte zugleich, dass die Gesamtzahl der von diesem verübten Taten womöglich noch viel höher sein könnte, aber nicht mehr sicher nachweisbar sei.

Er war "sehr auffällig"
Einer der zwischenzeitlich wichtigsten Zeugen war ein Grazer Herzchirurg. Der bekannte Grazer Mediziner gilt als eine der Schlüsselfiguren in den Ermittlungen, schließlich soll er einer der Ersten gewesen sein, der einen Verdacht gegen den mutmaßlichen Serienkiller hegte. Auch als Zeuge trat er 2015 vor Gericht auf. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagte er damals: "Dieser Pfleger war sehr auffällig, hemdsärmelig und hat sich bei den Reanimationen in den Vordergrund gedrängt. Ich war der Erste, der bemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Er ist weg von meiner Abteilung und nach einem Jahr von der Klinik - ich hätte mir gewünscht, dass das schneller passiert. Mehrfach habe er laut einem "Spiegel"-Bericht vor dem auffälligen Verhalten des Pflegers gewarnt - unternommen wurde jedoch nichts.

Medikamenten-Cocktail
Der 40-Jährige beging seine Taten in Krankenhäusern in Delmenhorst und Oldenburg, wo er unter anderem auf einer Intensivstation tätig war. Er verabreichte Patienten verschiedene Medikamente, um sie in Lebensgefahr zu bringen und sie anschließend wiederbeleben zu können. Viele Menschen überlebten diese Prozedur jedoch nicht. Damit wollte er sich vor Kollegen als heldenhafter Retter beweisen.

Mehr als 130 frühere Patienten der beiden Kliniken ließ die eigens dafür eingerichtete Sonderkommission der Polizei in den vergangenen drei Jahren ausgraben und auf Rückstände von Medikamenten testen. "Die Erkenntnisse, die wir dabei gewinnen konnten, erschrecken noch immer - ja, sie sprengen jegliche Vorstellungskraft", sagte Oldenburgs Polizeipräsident Johann Kühme während der Pressekonferenz.

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