Kapfenberg

Hätte Polizei Doppelmord verhindern können?

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Das spätere Mordopfer wandte sich an die Polizei – die soll nichts unternommen haben.

Nach dem grausamen Doppelmord an Enisa R. (30) und ihrer Schwester Neziha P. (29) vor einem Supermarkt in der Wiener Straße in Kapfenberg stellen sich nicht nur Familienmitglieder die Frage: Hätte die Polizei das Verbrechen an den Frauen verhindern können?

„Enisa hat am Vormittag die Polizei angerufen und mitgeteilt, dass sie von ihrem Mann bedroht wird. Doch die haben nichts unternommen. Jetzt sind beide tot“, beklagt sich ein Onkel der Opfer. Rafet R. (33) soll seine Frau und die Schwägerin mit insgesamt zwölf Messerstichen getötet haben.

Enisa R. hatte vor der Tat Angst vor ihrem Ex-Mann

Ein Beamter der Stadtpolizei Kapfenberg nahm besagten Anruf entgegen. Enisa R. forderte, ein Annäherungsverbot gegen ihren Mann zu erlassen, weil er sie bedroht habe. Von einer konkreten Morddrohung soll sie nichts gesagt haben. Der Polizist bat sie laut Chefermittler Anton Kiesl darum, unverzüglich auf die Dienststelle zu kommen. Doch Enisa vertröstete ihn auf den Nachmittag. Sie wollte erst ihre Arbeit beenden. Aus Angst vor dem Ehemann bat sie ihre Schwester, sie von der Arbeit abzuholen. Die beiden Frauen waren auf dem Weg zum geparkten Auto, um gemeinsam zur Polizei zu fahren.

Hinterhalt
Rafet R. soll ihnen in einem Gebüsch aufgelauert haben. Angeblich wollte er nur eine Aussprache, weil sich seine Gattin zehn Tage zuvor von ihm getrennt hatte und zu ihren Eltern geflüchtet war. Doch dann soll er mit einem elf Zentimeter langen Messer zugestochen haben – es gilt die Unschuldsvermutung.

Drogenprobleme
Rafet R. gab in einer Einvernahme an, unter Drogen gestanden und mehrere Biere der Marke „Corona“ getrunken zu haben. Ermittler Kiesl: „Er hat auch gesagt, dass seine Frau niemand haben sollte, wenn er sie nicht mehr besitzen dürfe.“

Der mutmaßliche Doppelmörder habe immer wieder geweint, angeblich nicht mehr gewusst, dass er auch auf die Schwägerin eingestochen haben soll, und sei in Selbstmitleid zerflossen. Er zeigte keine Reue gegenüber den Opfern und jammerte bloß: „Mein ganzes Leben ist zerstört.“ Enisa R. und ihre Schwester hinterlassen fünf Kinder.

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