Ebensee-Prozess

Hauptangeklagter bekennt sich schuldig

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Prozess in Wels: Die Jugendlichen wollten im KZ eine "Gaudi" haben.

Zum Auftakt des Wiederbetätigungs-Prozesses gegen vier Jugendliche, die an einer Störaktion im ehemaligen KZ Ebensee in Oberösterreich teilgenommen haben sollen, hat Staatsanwalt Franz Haas in seinem Anklagevortrag betont, dass es sich bei den Vorwürfen "nicht um Lausbubenstreiche" gehandelt habe. Die Angeklagten hätten sich mit der NS-Zeit beschäftigt, auf ihren Handys bzw. Laptops seien einschlägige Musik- und Bilddateien gefunden worden.

Mit FPÖ sympathisiert
Der Hauptangeklagte, der heute 18 Jahre alt ist, bekannte sich schuldig. Er habe sich mit seinen Freunden in der Stollenanlage getroffen, man habe Softball-Spiele veranstalten wollen. Der Bursch betonte, er habe keinen Tarnanzug getragen, nur dunkle Kleidung, Stiefel und eine Sturmhaube - "zum Selbstschutz". Er sei nämlich schon einmal von einer Softgun am Auge getroffen worden.

Er habe keine politische Einstellung, so der Beschuldigte auf die Frage des Richters. Er habe mit der FPÖ sympathisiert, als rechtsextrem sehe er sich nicht. Das Dritte Reich sei schon immer wieder Gesprächsthema gewesen, räumte er ein. Zu Adolf Hitler sagte er: "Das meiste, was er gemacht hat, war falsch." Er habe damals (vor dem Zwischenfall in Ebensee, Anm.) mehr Interesse an Geschichte gehabt als heute, sie sei für ihn "faszinierend" gewesen.

"Eine Gaudi" haben
Zu den Musikdateien, die auf seinem Handy gefunden wurden, meinte der Angeklagte: "Den Text versteht man nicht, die grölen ja nur." Er habe sich die Musik im Internet heruntergeladen. Ob er eine SMS mit dem Inhalt "Sieg Heil" verschickt habe, wie die Anklage sagt, wisse er nicht mehr. Bilder von NS-Runen, Hakenkreuzen etc. habe er "aus Geschichtsbüchern ausgeschnitten".

Drei der vier Jugendlichen waren zum Tatzeitpunkt 16, einer 14 Jahre alt. Sie hätten sich vorher verabredet, zu der Gedenkfeier zu gehen und "eine Gaudi" zu haben, so Haas. Allen sei klar gewesen, dass damit eine Störaktion gemeint gewesen sei. Die Burschen seien in den Stollen gegangen und hätten dort zunächst Militärspiele veranstaltet und sich gegenseitig mit Plastikkugeln beschossen.

Besucher mit Softgun beschossen
Als Besucher in den Stollen gekommen seien, habe einer der Angeklagten "Sieg Heil, ihr Schweine" geschrien und sei - bekleidet mit einer Art Tarnanzug und einer Sturmhaube - im Stechschritt durch die Stollenanlage des ehemaligen KZ marschiert, habe dabei die Hand zum Hitlergruß gehoben und Parolen wie "Heil Hitler", "Sieg Heil, ihr Schweine" oder "Blood and Honour" gerufen, so die Anklage. Dann habe er Besucher mit einer Softgun, die einem M4-Sturmgewehr nachgebaut gewesen sei, unter Beschuss genommen, fasste der Staatsanwalt zusammen. "Er wollte mit dem Verhalten Aufsehen erregen und die SS nachahmen."

Die drei übrigen Angeklagten hätten auch Naziparolen gerufen und ebenfalls mit einer Softgun bzw. einer CO2-Waffe auf Besucher geschossen. Ein Besucher sei an der Stirn getroffen worden, habe eine stechenden Schmerz gespürt, sei aber nicht verletzt worden. Ein italienischer Teilnehmer an der Gedenkveranstaltung habe dann die Polizei alarmiert. Sechs weitere Jugendliche seien ebenfalls im Stollen gewesen, seien aber wieder gegangen, "als sie merkten, was da abging".

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