Horror-Crash

"Ich saß im Todes-Bus"

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Weil er im Bus nicht ganz vorne saß, überlebte Bashkim Heta. Der Bus krachte mit 80 km/h in das Heck eines Lkw.

Ihr Besuch in der Heimat endete in der Tragödie. In der Nacht auf Montag krachte ein deutscher Reisebus mit 42 Kosovo-Albanern auf der A21 in einen Lkw – ÖSTERREICH berichtete. Nun sind sechs Menschen tot und 37 teils schwer verletzt – möglicherweise, weil der Lenker eingenickt ist und den Bus nicht rechtzeitig abbremsen konnte.

Bashkim Heta (26) aus Nürnberg saß im „Todesbus“ in der fünften Reihe. Er erinnert sich im ÖSTEREICH-Interview: „Plötzlich hörte ich einen lauten Knall. Ich wurde nach vorne geschleudert. Es herrschte Panik, alle schrien.“

Halbes Dutzend Opfer liegt auf der Intensivstation
Heta hatte Glück. Er hat überlebt und ist auf dem Weg der Besserung. Wie zehn andere Buspassagiere, die aus den Spitälern in NÖ und Wien bereits entlassen worden sind. Aber: Ein halbes Dutzend Kosovo-Albaner kämpft auch zwei Tage nach der Katastrophe auf den Intensivstationen ums Überleben.

Sachverständiger erstellt Gutachten zu Unfallursache
Warum der Bus des Münchner Unternehmens JV Reisen, der 18 Jahre alt ist (!), mit rund 80 km h in das Lkw-Heck donnerte, ist noch immer unklar. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat nun einen Sachverständigen bestellt, der ein Gutachten über die Unfallursache erstellen soll. Erich Habitzl von der Staatsanwaltschaft: „Es dauert sicher einige Tage, bis das Gutachten fertig sein wird.“

Völlig unklar ist auch die Identität der Todesopfer. Es gab unbestätigte Meldungen über fünf serbische und ein österreichisches Todesopfer. Die Kriminalisten wollen nun per DNA-Tests und Befragungen von Angehörigen die Leichen identifizieren. Sämtliche Reisepässe und Passagierlisten sind beim Unfall verloren worden

 

 

Bashkim Heta im Gespräch über die Fahrt mit dem Todes-Bus.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie den Unfall erlebt?
Bashkim Heta : Ich bin auf der Fahrerseite in der fünften Reihe gesessen, hatte zwei Plätze für mich alleine. Eine Stunde vor dem Unfall haben wir an einer Raststätte eine Pause gemacht, haben dort gegessen und getrunken. Kurz vor dem Crash haben die meisten im Bus schon geschlafen. Ich war aber wach. Von einem Fahrfehler habe ich nichts bemerkt. Aber plötzlich gab es einen sehr lauten Knall. Es hat mich sofort gegen die vordere Bank geschleudert. Ich lag am Boden, war eingeklemmt und konnte mich nicht bewegen.

ÖSTERREICH: Wie schwer sind Sie verletzt worden?
Heta: Ich hatte Verletzungen im Gesicht, am Kopf und an den Füßen. Ich habe keine Luft bekommen. Das Schlimmste waren die Schmerzen an den Füßen. Es herrschte Panik, die Menschen im Bus schrien, einige waren bewusstlos. Auch Frauen und Kinder waren unter den Opfern. Ich habe versucht, mich selbst zu befreien. Ich wollte den anderen helfen – aber ich hatte keine Kraft dazu.

ÖSTERREICH: Wie sind Sie dann gerettet worden?
Heta: Im Bus war es total dunkel. Ich habe versucht, nach oben zu klettern und den Nothammer zu finden. Aber ohne Erfolg. Acht Minuten später war schon die Feuerwehr da. Die Fenster auf der rechten Seite waren zerschlagen. Mit letzter Kraft bin ich dorthin gekrabbelt. Drei Feuerwehrleute haben mich durch das zerbrochene Glas hindurch gerettet.

ÖSTERREICH: Wie sind Sie dann versorgt worden?
Heta: Ich wurde zum Rettungswagen gebracht. Wir lagen dort zu dritt. Mir war so kalt und ich hatte enorme Schmerzen im Fuß. Es dauerte ewig. Nach fünf Minuten kam dann ein Arzt. Er gab mir Schmerzmittel und eine Infusion.

ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen jetzt, zwei Tage danach?
Heta: Es geht mir besser. Ich bin aber noch sehr schwach. Meine Nase ist gebrochen, auf meinem linken Fuß habe ich heute einen Gips bekommen. Gestern haben mich drei Freunde aus Nürnberg besucht. Ich fühle mich hier im Krankenhaus Mödling sehr gut aufgehoben.

ÖSTERREICH: Warum waren Sie überhaupt in dem Bus?
Heta: Ich lebe eigentlich in Nürnberg, hatte zwei Wochen frei und bin für eine Woche in den Kosovo gefahren, um dort Freunde und meine Familie zu besuchen. Am 17. Februar haben wir dort den Unabhängigkeitstag gefeiert. Normalerweise fahre ich nicht mit dem Reisebus. Aber weil ich Zeit hatte, habe ich die Busfahrt nach München gewählt. Eigentlich wollte ich dann mit dem Zug weiter nach Nürnberg fahren.

ÖSTERREICH: Machen Sie dem Busfahrer oder der Busfirma Vorwürfe?
Heta: Ich bin schon sehr sauer. Ich verstehe nicht, warum der Busfahrer nicht gebremst hat. Vielleicht ist er sogar eingeschlafen.

ÖSTERREICH: Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von den Todesopfern hörten. Haben Sie jemanden im Bus gekannt?
Heta: Nein, ich kannte Gott sei Dank niemand. Es ist alles wirklich schlimm. Aber ich bin auch sehr erleichtert. Ich denke, dass auch ich unter den Toten hätte sein können.

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