Prozess in Graz

Kartnig: Lange Haft gefordert

Teilen

Laut Staatsanwalt hätte es "Desaster ohne Kartnig nicht geben können".

"Kartnig hat den Club ruiniert, er hat die Geleise gelegt, auf dem der Verein in den Abgrund gefahren ist" - Harte Worte für den angeklagten Ex-Präsidenten von Sturm Graz fand der Staatsanwalt, nachdem Donnerstagmittag endlich die Verlesungen im Prozess um Hannes Kartnig und sieben Mitangeklagte aus dem Umfeld des Fußball-Bundesligisten Sturm Graz beendet waren und die Plädoyers beginnen konnten. Der Ankläger forderte neben einer Geld- auch eine "hohe Freiheitsstrafe" für Kartnig.

"Verein wie Roulette geführt"
Verlesungen und letzte Anträge hatten viel Zeit in Anspruch genommen, doch gegen 12.15 Uhr konnte Staatsanwalt Johannes Winklhofer mit seinem mehr als einstündigen Schlussplädoyer beginnen. Er hatte Kartnig schweren Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen. Die Hauptschuld sah der Staatsanwalt anklagegemäß bei Kartnig. "Er hat den Verein geführt wie er Roulette gespielt hat, wo man am Spieltisch das Geld verschnalzt", so der Ankläger in aller Deutlichkeit. Man habe "viel zu teure Spieler mit zu hohen Gehältern gekauft", prangerte der Ankläger an.

Die Steuerhinterziehungen in der Höhe von insgesamt rund zehn Millionen Euro - und zwar bei Sturm und bei Kartnigs Firma - seien "kein Kavaliersdelikt". Dazu kommt noch der Betrugsschaden durch nicht bezahlte Lieferanten, den Versuch, beim Land Steiermark Geld zu bekommen und vor allem der Vertrag mit Frank Stronach, den der Staatsanwalt ebenfalls dazu rechnete, obwohl sich Stronach nach eigenen Angaben nicht geschädigt fühlt.

Mitschuld der Vorstandsmitglieder
Winklhofer listete nochmals penibel alle Punkte auf, die zum Konkurs und letztlich zur Anklage geführt hatten, wobei er auch ausdrücklich auf die Mitschuld der angeklagten ehemaligen Vorstandsmitglieder hinwies. "Die sind ja alle nicht blind und taub in den Vorstandssitzungen gesessen", meinte er. Es sei allerdings Kartnigs Schuld, dass Leute wie die Vorstandsmitglieder ins Kriminelle abgedriftet seien. "Das traut man denen nicht zu, aber wenn es um eine Lederkugel mit Luft drin geht, riskieren sie ihre Existenz", formulierte es der Ankläger.

Etwas milder beurteilte er lediglich den ehemaligen Sportdirektor Heinz Schilcher, der seiner Meinung nach der "einzige Fußballexperte" gewesen sei und nur die Schwarzzahlungen an die Spieler mitzuverantworten habe. Beim angeklagten Ex-Club-Sekretär gab Winklhofer zu bedenken, dass dessen umfassendes Geständnis mildernd zu werten sei. Für Kartnig forderte er allerdings eine hohe Freiheitsstrafe, denn "sonst verliert alles seine Verhältnismäßigkeit".

Stronach als Zeuge im Kartnig-Prozess

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.