Serien-Einbrecher

Ketten-Phantom wird ausgeliefert

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Seit einem Jahr jagt die heimische Polizei den gefährlichsten Serien-Einbrecher. Jetzt wurde das Ketten-Phantom endlich in Montenegro geschnappt.

Seinen gefürchteten Spitznamen hat der jetzt auch namentlich bekannte Täter Svetislav D. durch die brutale Vorgangsweise bei seinen Einschleichdiebstählen im vergangenen Jahr: Im Mai stieg er in das Haus der Familie L. in Pöchlarn ein. Als die 58-jährige Bankiersgattin Christa L. gegen 3 Uhr früh aufwachte, stand plötzlich eine vermummte Gestalt vor ihr im Schlafzimmer: „Wo ist ihr Mann?“ Offenbar wollte der Täter den Filialleiter entführen – der war aber auf Dienstreise. Das Phantom fesselte die Frau mit einer mitgebrachten Kette und einem Schloss in der Sauna und schüchterte sein Opfer stundenlang ein. Am Ende begnügte er sich mit 1.000 Euro Beute.

Schüsse
Bei einem zweiten Coup am 30. September in St. Andrä Wördern wird das (unmaskierte) Phantom von einem Hausbesitzer überrascht. Bei der überhasteten Flucht fallen dann sogar Schüsse aus der Waffe von Svetislav in den nächtlichen Himmel.

Der dritte schwere Raubüberfall ereignete sich am 18. Oktober in Stetteldorf am Wagram. Diesmal stand er im Schlafzimmer der Bank-Filialleiterin Michaela H. und ihres Mannes Edwin S., eines Computerfachmannes. Svetislav fesselte die Frau mit einer Kette in der Dusche und entführte den Mann, der ihn mit dem Chrysler des Paares nach Hollabrunn zur Schnellbahn bringen sollte. Auf dem Weg dorthin kettete das brutale Phantom den Bankiers-Gatten an einen Hochstand.

DNA-Treffer
Dem Täter gelang erneut die Flucht. Und obwohl er im Auto sogar Rasierschaum versprühte, um seine Spuren zu verwischen, fand die Polizei bald eine DNA-Übereinstimmung in der Datenbank: Immerhin hat Svetislav ein kriminelles Vorleben, das ihn mit Recht zum gefährlichsten Einbrecher, Räuber und Kidnapper in Österreich (und der Schweiz) macht.

Festnahme
Bis am Montag versteckte sich der mutmaßliche 54-jährige Serien-Täter in seiner Heimat in Montenegro auf dem Balkan. Dort hatte ihn die NÖ-Raubgruppe bereits seit Längerem angepeilt. Jetzt wurde das Ketten-Phantom im Beisein von dortigen Beamten und des Bundeskriminalamtes festgenommen. Zurzeit sitzt er in Montenegro in Auslieferungshaft. Mehr Details gibt die Polizei heute bei einer Pressekonferenz bekannt.

"Phantom" kidnappte Schweizer Millionär

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© Faximile

Dass das Ketten-Phantom ein besonders skrupelloser Täter ist, zeigte seine Vorgangsweise in Österreich. Doch wie groß die kriminelle Energie des einst in Titograd geborenen Berufsverbrechers wirklich ist, wird erst anhand seiner Schweizer Strafakte aus den 80er- und 90er-Jahren klar. 1989 entführte er mit einem Komplizen den Industriellen Karl Zünd und verlangte knapp zwei Millionen Franken Lösegeld. Nach fünf Tagen Todesangst für das Opfer scheiterte die Geldübergabe. Er kam in Haft – doch nach vier Jahren gelang Svetislav D. die Flucht (er zersägte die Gitterstäbe und seilte sich ab). Gleich danach scheiterte er mit vier Einschleichdiebstählen und Entführungen, die exakt im Stil wie in Österreich abliefen.
Außerdem wollte er Multi-Millionäre wie den Rechtspolitiker Christoph Blocher kidnappen. Wieder wurde er festgenommen, doch im neuen Jahrtausend freigelassen. Jetzt schlug er bei uns zu.
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