Misshandelt

Kindesmissbrauch: Richter in Haft

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Jahrelang wurde 15-Jährige in der Wohnung der Großeltern missbraucht.

Es dürfte einer der schwersten Fälle von Kindes-Missbrauch sein: Ein 15-jähriges oberösterreichisches Mädchen dürfte jahrelang bei ihren Großeltern in Graz sexuell misshandelt worden sein.

Jetzt klickten für Oma, Opa und zwei verdächtige Nachbarn – darunter ein ehemaliger Grazer Richter – die Handschellen. Über alle vier wurde die Untersuchungshaft verhängt. "Die Verdächtigen sitzen in U-Haft, die Ermittlungen werden fortgesetzt“, sagt Manfred Holzinger von der Staatsanwaltschaft Wels.

Arzt: "In Psychotherapie kam Missbrauch ans Licht"
Aufgedeckt wurde der furchtbare Missbrauchs-Fall von den Ärzten der Linzer Landesnervenklinik Wagner-Jauregg, wo die 15-Jährige in psychotherapeutischer Behandlung war.

Primar Werner Schöny sagt im ÖSTERREICH-Interview (siehe weiter unten): "Das Mädchen ist schwerst traumatisiert und hat beträchtliche psychische Schäden. Im Laufe der Therapie ist der schwere Missbrauch ans Licht gekommen. Zuerst hat sie das verdrängt, jetzt aber davon erzählt.“

Hausdurchsuchungen am Wochenende – Top Secret
Sofort hat die Klinik reagiert und Anzeige erstattet, die Ermittlungen haben begonnen. Schnell war klar, dass es sich beim vermeintlichen Tatort um die Grazer Wohnung der Großeltern handeln muss. Dort soll die Jugendliche bereits im Kindesalter schwer misshandelt worden sein. Immer dann, wenn die 15-Jährige Oma und Opa besucht hat, soll es zu den Übergriffen gekommen sein.

Im Laufe der Ermittlungen hat sich der Kreis der Verdächtigen rasch erhöht. Neben den Großeltern zählten bald zwei Nachbarn, darunter ein pensionierter Richter aus Graz, zu den möglichen Tätern.

Unter strengster Geheimhaltung hat die Polizei deshalb unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Wels am vergangenen Wochenende mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt. Experten des Landeskriminalamts haben bei den Großeltern und den beiden Nachbarn nach Beweismitteln gesucht.

Zu dieser Zeit weilte der Ex-Richter noch auf Urlaub in Frankreich. Als er vom Festnahmeauftrag der Staatsanwaltschaft erfahren hat, machte er sich sofort auf die Heimreise nach Österreich. Er wurde vergangenen Mittwoch von den Behörden einvernommen und ist danach in die Justizanstalt Graz-Jakomini überstellt worden. Auch die anderen drei Verdächtigen sitzen dort in U-Haft.

Gehören weitere Personen zum Verdächtigenkreis?
Wie die Kleine Zeitung berichtet, könnten sogar noch mehr Personen in diesen Missbrauchsfall involviert sein. Die Behörden schweigen. Die Staatsanwaltschaft hat ein Gutachten über den Gesundheitszustand des Mädchens in Auftrag gegeben.

 

Interview mit  Primar W. Schöny, Wagner-Jauregg Linz

Primar Werner Schöny vom Wagner-Jauregg hat mit Kollegen Anzeige erstattet.

ÖSTERREICH: Wie geht es dem Mädchen?

Werner Schöny: Sie ist schwerst traumatisiert und leidet unter äußerst beträchtlichen psychischen Belastungsbeschwerden. Sie ist schon mehrere Wochen bei uns in der Landesnervenklinik in Behandlung. Und das ist nicht ihr erster Aufenthalt in einer Fachklinik, sie ist schon über mehrere Jahre immer wieder in Behandlung gewesen.

ÖSTERREICH: Und erst jetzt kam der Missbrauch zur Sprache?

Schöny: Offenbar hat sie vorher noch nie darüber gesprochen, alles verdrängt. Im Zuge der Therapie sind diese Dinge jetzt aufgekommen. In den vergangenen Tagen haben wir bei den Behörden Anzeige erstattet. Die Ermittlungen laufen.

ÖSTERREICH: Wie ist der familiäre Hintergrund?

Schöny: Es gibt Eltern, aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Jedoch: Das Mädchen hat, soweit ich weiß, keine Geschwister, die auch betroffen sein könnten.

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