Gewaltverbrechen

Kriminalstatistik: Immer mehr Morde

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Die Zahl der Einbruchs- und Diebstahlsanzeigen geht jedoch zurück. Allerdings sind auch deutlich weniger Delikte aufgeklärt worden.

Österreich scheint als El Dorado für Einbrecher und Diebe ausgedient zu haben. Diesen Schluss legt die Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts (BK) für das erste Quartal 2010 nahe. Die Zahl der Anzeigen ging im Jahresvergleich um 7,5 Prozent von 142.553 (1. Quartal 2009) auf 131.914 zurück. Gleichzeitig nahm aber auch die Zahl der aufgeklärten Fälle um 4,2 Prozent auf 51.317 Delikte ab. Verantwortlich für das Minus an Straftaten sind laut Herbert Anderl, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, dennoch die Maßnahmen der Polizei: "Es zeigt sich, das Österreich für die Täter immer unattraktiver wird."

Tötungsdelikte im Vormarsch
Gewaltverbrechen sind in Österreich tendenziell auf dem Vormarsch: Im ersten Quartal 2010 hatte es die Polizei mit 48 vorsätzlichen Tötungsdelikten zu tun. Das sind mehr als in den jeweiligen vier Quartalen des Vorjahres (34, 41, 33 und 36 Anzeigen). "Gewaltdelikte haben eine Entwicklung, die wir uns ganz genau ansehen müssen", betonte BK-Direktor Franz Lang am Freitag bei einer Pressekonferenz. "Wir arbeiten stark daran, dass das kein Hype wird."

In Österreich könnten durchschnittlich zwar 90 Prozent der Morde - von Jänner bis März waren es 44 - geklärt werden, so Lang. Wichtig wäre es aber, Tötungsdelikte im Vorfeld zu verhindern, diesbezüglich plane die Polizei Maßnahmen. Insgesamt 45 Tatverdächtige wurden im ersten Quartal von der Exekutive identifiziert, bei 78 Prozent handelte es sich um Inländer. 8.373 Personen wurden einer vorsätzlichen Körperverletzung beschuldigt. 46 Prozent der Opfer kannten den Täter oder waren mit ihm verwandt (26 und 20 Prozent). Bei weiteren fünf Prozent lag eine Zufallsbekanntschaft vor.

Soko Ost und Soko Kfz
Der Masterplan gegen Einbruchskriminalität mit Maßnahmen wie der Soko Ost, der Soko Kfz und Schwerpunktaktionen habe Erkenntnisse über kriminelle Strukturen gebracht und massiven Kontrolldruck auf die Täter ausgeübt. "Wir erkennen Ausweichverhalten um Österreich herum", so Anderl über die abschreckende Wirkung der verstärkten Polizeipräsenz. Bei rund 200 Schwerpunktationen hätten 11.700 Streifen 354 mutmaßliche Täter, 133 davon auf frischer Tat, ertappt. An Zahlen alleine sei die Wirkung der großangelegten Aktionen - die letzte brachte 100.000 Euro Kosten für Überstunden - aber nicht messbar.

Autodiebe werden weniger
So soll dank des Masterplans mancher Kfz-Dieb aus Österreich vertrieben worden sein: Bei Diebstählen von Fahrzeugen zeigt die Statistik den massivsten Rückgang auf 939 Delikte. Im ersten und letzen Quartal 2009 gab es mehr als doppelt so viele Diebstähle: 2.012 bzw. 2.267. Ein Rückgang um fast ein Drittel auf 4.497 Anzeigen ist auch bei Einbrüchen in Wohnungen und Häuser zu verzeichnen. Hier lagen die Vergleichszahlen der beiden Quartale im Vorjahr bei 6.194 bzw. 5.008. Ähnlich sieht es bei Kfz-Einbrüchen aus. Hier gab es bis Ende März 4.396 Straftaten, die 6.294 und 5.379 im ersten und letzten Quartal 2009 gegenüberstehen.

70% waren Österreicher
Insgesamt wurden von Jänner bis Ende März von der Polizei 53.197 Verdächtige ermittelt, bei denen es sich zu 69,4 Prozent um österreichische Staatsbürger handelte. Bei Delikten wie Auto-Diebstahl und Wohnungseinbruch waren ausländische Beschuldigte mit einem Anteil von über 60 Prozent führend. Insgesamt wurden 104 mutmaßliche Kfz-Diebe identifiziert, rund 20 Prozent der fremdländischen Verdächtigen stammten aus Rumänien (13 Personen). Bei den 267 mutmaßlichen Einbrechern machte das Gros der Ausländer Chilenen (34 Personen) und Serben (27 Personen) aus.

Autoknacker sind jung
Eine Besonderheit zeigt sich bei den Verdächtigen im Bereich Auto-Diebstahl und -Einbruch: Während bei anderen Delikten mehr als die Hälfte der mutmaßlichen Täter über 25 Jahre alt ist, sind die im Kfz-Sektor tätigen Kriminellen überdurchschnittlich jung, sprich bis zu 50 Prozent zwischen 14 und 25 Jahre alt. Bei Überfall-Delikten sind mehr als 40 Prozent sogar unter 18 Jahren, zurückgeführt wird dies auf die hohe Zahl im Bereich Handyraub.

Massiv zurückgegangen ist die Kriminalität im Quartals-Vergleich in Niederösterreich (minus 22,1 Prozent), Oberösterreich (minus 17,7 Prozent) und Salzburg (minus 13,9 Prozent). In den übrigen Ländern schwankte das Ergebnis zwischen plus sechs und minus vier Prozent. Unverändert blieb die österreichweite Aufklärungsquote, die wie im Vorjahr 38,9 Prozent betrug. Unter diesem Wert lagen lediglich Wien (28,9 Prozent) und Salzburg (37,5 Prozent). Das BK betonte, dass die seit Jahresbeginn neu strukturierte Kriminalstatistik den bisherigen Daten eins zu eins gegenübergestellt werden kann: "Wir haben kein bisschen an der Fallzahlenerfassung geändert", so BK-Direktor Franz Lang. "Die Zahlen sind absolut vergleichbar."

ÖVP-Innenministerin Maria Fekter hob die Wichtigkeit der neu eingeführten Polizeistrategie hervor: "Hauptverantwortlich für den deutlichen Rückgang sind die Maßnahmen, die ich im Vorjahr beauftragt habe", erklärte sie. "Wir verdanken es der Soko Ost, dass die Zahl der Einbruchsdiebstähle im Kfz-Bereich so stark zurückgegangen ist. Es gilt jetzt die positive Entwicklung fortzusetzen, auf den unterschiedlichsten Ebenen."

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